Die Immobilienbranche steht 2025 vor wegweisenden Entscheidungen. Einerseits könnten regulatorische Anpassungen und eine Deregulierung erhebliche Erleichterungen für Investoren und Bauherren bringen. Andererseits bleibt die Zinslandschaft ein entscheidender Faktor für die Finanzierung von Immobilienprojekten. LEADERSNET Immobilien hat Expert:innen aus dem Bereich "Law & Finance" um ihre Einblicke in die potenziellen Auswirkungen gebeten.
MRG, Deregulierung und Steueranpassungen
Sollte es in Österreich zu einer blau-schwarzen Regierung kommen, rechnet Benedikt Stockert, Partner bei FSM, mit Anpassungen des Mietrechtsgesetzes (MRG). Er erwartet insbesondere eine Erschwernis von Befristungen und eine Möglichkeit zur Herausnahme aus dem Richtwert, wenn umfassende Sanierungen durchgeführt werden. Dies sei notwendig, um historische Bauten langfristig zu erhalten. Gleichzeitig betont er die Bedeutung der Rechtssicherheit für Vermieter, um bei problematischem Mietverhalten rasch handeln zu können. Die oft inkonsequente Judikatur im Mietrecht, beispielsweise bei Wertsicherungsklauseln, müsse dringend geklärt werden.
Nadja Holzer, Prokuristin der STC Development GmbH, sieht die dringendste Notwendigkeit in der Vereinfachung von Verwaltung und Reduktion von Bürokratie. "Das Wort der Stunde ist Deregulierung! Doch in Österreich passiert genau das Gegenteil", kritisiert sie. Die ständige Überarbeitung von Regularien, wie die jährlichen Novellen der Wiener Bauordnung oder die zwei Mal jährliche Novellierung in Tirol, führe zu enormem administrativem Aufwand und verlangsame Projekte. Als Lösung schlägt sie unter anderem eine "Fast Lane" für nachhaltige Projekte vor, um Bauzeiten zu verkürzen und Kosten zu reduzieren.
Julia Fritz, Managing Partnerin bei PHH Rechtsanwält:innen GmbH, fordert ebenfalls eine Reform des Mietrechtsgesetzes, insbesondere zur flexibleren Mietpreisgestaltung nach Renovierungen und zur Vereinfachung von Kündigungsverfahren. Sie hebt zudem die Unsicherheiten bei Indexierungsklauseln hervor, die Investoren abschrecken. Eine weitere wichtige Maßnahme wäre ihrer Meinung nach die Senkung der Unternehmenssteuern, um Österreich für Investoren attraktiver zu machen und insbesondere strukturschwache Regionen zu stärken. "Die derzeitigen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Zulässigkeit und Gestaltung solcher Klauseln führt zu einer hohen Unattraktivität am Investorenmarkt", sagt Fritz.
Zinslandschaft und Immobilienfinanzierung: Hoffnung auf Entlastung
Die Entwicklungen in der Zinslandschaft stehen im Zentrum der Debatte um die Finanzierungsbedingungen für Immobilien. Benedikt Stockert prognostiziert zwar nur kleine Zinsschritte, sieht darin aber eine Entlastung für den Eigentumsmarkt. Der Wegfall der KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) werde den Erwerb von Eigentum für viele Haushalte wieder erleichtern."Eigentum zu erwerben wird wieder leistbarer – und dank Wegfall der KIM-VO auch wieder möglich", so Stockert.
Nadja Holzer sieht in den zuletzt gesunkenen Zinsen eine positive Entwicklung, warnt jedoch, dass langfristige Verfahrensdauern das größere Problem für Projektentwickler darstellen. Eine steuerliche Absetzbarkeit von Zinsen für private Immobilienfinanzierungen könnte zusätzlich für Entlastung sorgen und den Mietmarkt stabilisieren. "Sas in dieser Gemengelage meines Erachtens noch wünschenswert wäre, ist eine steuerliche Absetzbarkeit von Zinsen für private Immobilienfinanzierungen, wie es sie in Österreich auch schon vor der Niedrigzinsphase gab. Das würde Private bei der Beschaffung von Immobilieneigentum entlasten und damit nicht nur die hohe Nachfrage am Mietmarkt einbremsen, sondern auch den langfristigen Aufbau von privatem Wohlstand unterstützen", so Holzer.
Gunther Hingsammer, Vertriebsvorstand der IFA AG, beobachtet ebenfalls eine positive Entwicklung durch die Zinssenkungen der EZB im Jahr 2024. Zwar rechnet er für das erste Halbjahr 2025 mit einem weiteren Zuwarten, insbesondere von privaten Investoren, sieht aber mittelfristig eine Stabilisierung des Marktes auf gutem Niveau. "Für die Immobilienfinanzierung ist nun mit einer Verbesserung zu rechnen, unterstützt durch die jüngsten Zinssenkungen und Prognosen der EZB und dem voraussichtlichen Wegfall der KIM-Verordnung. Im ersten Halbjahr 2025 wird es aber noch zu einem Abwarten, vor allem von Privatpersonen, kommen. Mittelfristig ist von einer Stabilisierung auf gutem Niveau auszugehen", so Hingsammer.
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