Konjunkturprognose von Wifo & IHS
Wifo-Chef: "Die Krise ist großteils hausgemacht und nicht bloß importiert"

Laut der aktuellen Konjunkturprognose von Wifo und IHS steckt Österreich im dritten Rezessionsjahr. Das Budgetdefizit soll 2026 noch höher ausfallen als heuer, was ein EU-Defizitverfahren immer wahrscheinlicher macht.

Auf diese Pressekonferenz haben die heimische Wirtschaft und Politik mit großer Spannung gewartet. Am Donnerstag haben die beiden großen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre aktuelle Konjunkturprognose präsentiert. Und was die Direktoren von Wifo und IHS zu berichten hatten, war ziemlich ernüchternd.

Krise großteils hausgemacht

Laut dem Wifo strahle der bereits seit Anfang 2023 beobachtete Rückgang der Industrieproduktion im Euro-Raum weiterhin auf Österreich aus. Umfragen unter Industrieunternehmen ließen bislang noch keine Trendwende erkennen. Zudem belaste die angekündigte Zollerhöhung der USA auf Exportgüter der EU die Stimmung, so die Wirtschaftsforscher:innen. Es gibt aber auch etwas Licht am Ende des Tunnels. Die Bau- und die Konsumnachfrage legen der Prognose zufolge tendenziell zu, die Inflationsrate erhöhte sich Anfang 2025 zwar, werde jedoch im weiteren Jahresverlauf wieder sinken und der Arbeitsmarkt erweise sich angesichts der Dauer und Schwere der Rezession als relativ robust, wenngleich die Arbeitslosigkeit auch 2025 steigen werde. Alles in allem prognostiziert das Wifo für 2025 einen BIP-Rückgang von 0,3 Prozent, das IHS ist mit 0,2 Prozent minimal optimistischer. 2026 soll die österreichische Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen – das Wifo rechnet mit +1,2 Prozent, das IHS mit +1,1 Prozent.

"Die Krise ist zu einem großen Teil hausgemacht und nicht bloß importiert", so Wifo-Chef Gabriel Felbermayr und fügte hinzu: "Und von selber geht die Krise nicht weg." IHS-Direkter Holger Bonin sagte, dass die Herausforderungen groß genug seien, damit "die Bundesregierung in den Krisenmodus wechselt". Sie solle dabei aber nicht in Panik verfallen.

Wachstum dürfte sich erst 2026 ausgehen

Geht es nach den Wirtschaftsforscher:innen, wird das Durchhaltevermögen vieler Industriezweige auch 2025 noch auf eine harte Probe gestellt. Ab der Jahresmitte dürfte die Konjunktur in der EU jedoch wieder an Schwung gewinnen und die Exportnachfrage etwas anziehen. Damit sollte auch die österreichische Wirtschaft die hartnäckige Rezession überwinden und auf einen moderaten Wachstumskurs einschwenken. "Die heimische Wirtschaft sollte ab Mitte 2025 die längste Rezession der Zweiten Republik überwunden haben. Die Intensität der Erholung hängt vor allem von den unsicheren internationalen Rahmenbedingungen ab", so Marcus Scheiblecker, einer der Autoren der aktuellen Wifo-Prognose.

Wifo Rezession Prognose 2025

Die für das zweite Halbjahr erwartete Konjunkturaufhellung werde allerdings nicht ausreichen, um im Gesamtjahr 2025 ein BIP-Wachstum zu erzielen. Erst im kommenden Jahr, sobald die Wirtschaft im Euro-Raum von den geplanten fiskalischen Stimuli in Deutschland und der EU profitiert, werde auch die österreichische Wirtschaft erstmals seit drei Jahren wieder wachsen – mit den eingangs erwähnten 1,2 Prozent bzw. 1,1 Prozent, allerdings schwächer als die deutsche, die laut Wifo um 1,5 Prozent zulegen dürfte.

Die Prognosen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn mit einer Eskalation der von der Trump-Administration in den USA ausgelösten internationalen Handelskonflikte seien erhebliche Abwärtsrisiken verbunden, so das IHS.

Budget

Fürs Budget sieht die Prognose hingegen schlechter aus, was auch der Bundesregierung zu denken geben dürfte. Österreich droht ja nach wie vor ein EU-Defizitverfahren. Laut Wifo werden Einsparungen in den öffentlichen Haushalten aufgrund der schwachen Konjunktur und des hohen Fehlbetrags im Vorjahr nicht ausreichen, um das Budgetdefizit 2025 unter die 3-Prozent-Marke zu drücken. Es beträgt voraussichtlich 3,3 Prozent des BIP und werde im kommenden Jahr aufgrund der geplanten Offensivmaßnahmen trotz der besseren Konjunktur sogar auf 3,5 Prozent des BIP ansteigen. Anfang der Woche veröffentlichte die OeNB ihre Prognose. Die Nationalbank rechnet heuer sogar mit einem von 3,8 Prozent (LEADERSNET berichtete). 

Alarmzeichen

Für die Industriellenvereinigung (IV) ist die aktuelle Konjunkturprognose des Wifo und IHS ein weiteres Alarmzeichen. "Nach zwei für die Industrie katastrophalen Rezessionsjahren befindet sie sich weiterhin auf Talfahrt. Selbst die mögliche Erholung im zweiten Halbjahr steht angesichts geopolitischer Unsicherheiten – insbesondere im Kontext der US-Handelspolitik – unter keinem guten Stern. Wir gehen davon aus, dass auch 2025 ein verlorenes Jahr für die Produktionswirtschaft ist", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Sollte die EU-Kommission ein Defizitverfahren gegen Österreich einleiten, so die Industriellenvereinigung, würde das den Spardruck um den Preis von Reputationsschäden und wahrscheinlich höhere Finanzierungskosten für das Land wohl verringern.

www.wifo.ac.at

www.ihs.ac.at

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