Sind erfolgreiche Frauen in Österreich wirklich erwünscht? Diese provokante Frage drängt sich auf, wenn man die Herausforderungen betrachtet, die Frauen in der Alpenrepublik im Spannungsfeld von Karriere, Kinderwunsch und Karenz bewältigen müssen. Karriere machen bedeutet für Frauen oft, mit viel Ausdauer die steile Leiter nach oben zu klettern. Doch während sie dort oben ankommen, tickt im Hintergrund lautlos die biologische Uhr. Nicht selten sehen sich Frauen jenseits der 40 mit der harten Realität konfrontiert, dass der Wunsch nach einem Kind vielleicht unerfüllt bleibt. Der Druck, sowohl beruflich als auch privat zu performen, lässt die Frage aufkommen: Ist unser System wirklich auf Frauen ausgelegt, die "alles" wollen?
Karriere und Biologie: Ein unvereinbares Duo?
Um überhaupt die erste Sprosse der Karriereleiter zu erklimmen, benötigen Frauen zunächst einen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Für Selbständige bedeutet dies, ein eigenes Unternehmen aufzubauen – ein Vorhaben, das Ausdauer, Kraft und Zeit erfordert. Doch auch Angestellte sehen sich besonderen Hürden gegenüber: Die Angst vieler Arbeitgeber vor einer möglichen Schwangerschaft macht es Frauen im "besten Alter" schwer, überhaupt eine Chance zu bekommen. Arbeitgeber fürchten die finanziellen und organisatorischen Konsequenzen eines möglichen Mutterschutzes – eine Angst, die in der österreichischen Arbeitsrealität offenbar tief verankert ist.
Gleichzeitig bleibt der Druck der Gesellschaft nicht aus: Familie und Freunde fragen – teils gut gemeint, teils unbedacht – nach dem "Wann" des Kinderwunsches. Dieses gesellschaftliche Narrativ, das Frauen in die Rolle der Mutter drängt, kollidiert oft mit den beruflichen Ambitionen. Was bleibt, ist der Eindruck, dass Frauen sich entscheiden müssen: Karriere oder Kind?
Kinder braucht das Land
… und was wird in Österreich dafür getan? Die Herausforderung des Kinderwunsches ist kein rein individuelles Problem, sondern auch ein gesellschaftliches und wirtschaftliches. Länder wie die USA gehen innovative Wege: Große Konzerne bieten ihren Mitarbeiterinnen das sogenannte Social Egg Freezing an. Dabei handelt es sich um das Einfrieren von Eizellen, um Frauen die Möglichkeit zu geben, den Kinderwunsch später zu realisieren, wenn der berufliche Weg bereits geebnet ist. Österreich hinkt hier jedoch hinterher: Das Einfrieren von Eizellen aus nicht-medizinischen Gründen ist gesetzlich verboten. Warum dürfen Frauen in Österreich nicht frei über ihren Körper und ihre Fortpflanzungsfähigkeit bzw. ihre Eizellen entscheiden? Heißt das etwa, Bevölkerungswachstum will der Staat, aber keine Karriere für Frauen? Sind wir nicht schon längst im 21. Jahrhundert angekommen, in einem demokratischen Land, wo wir unser Leben und unseren Lebensplan selbst bestimmen können?
Die Konsequenz: Frauen reisen ins Ausland, um ihre Eizellen in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz einfrieren zu lassen. Diese Einschränkung wirkt wie ein Rückschritt in einem Land, das sich als modern und demokratisch versteht. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Market Agent zeigt, dass 97 Prozent der Frauen in Österreich diese Regelung als diskriminierend empfinden. Es ist eine Frage von Autonomie und Gleichstellung, die nicht länger ignoriert werden darf.
Resilienz: Frauen zwischen Power und Erwartungshaltung
Als Unternehmerin oder berufstätige Mutter bedeutet Resilienz, sich immer wieder den Herausforderungen zu stellen und dabei Stärke zu beweisen. Diese Doppelbelastung führt nicht selten zu Burnout und verhindert langfristig die berufliche und finanzielle Unabhängigkeit.
Es stellt sich die Frage, wie eine moderne Gesellschaft Frauen besser unterstützen kann. Die historische Figur Maria Theresia mag hier als Vorbild dienen: Sie vereinte politische Macht mit ihrer Rolle als Mutter von 16 Kindern. Wir sind wie Maria Theresia – wir regieren unser Business, verwalten unser Unternehmen, reformieren und kreieren mit Expertise und Power an der Front und ja – wir fallen, stehen auf und richten unsere Krone. Doch was würde sie wohl heute tun, um Frauen zu entlasten? Wahrscheinlich würde sie eine Reform der Arbeitszeitmodelle, verbesserte Kinderbetreuungssysteme und mehr finanzielle Anreize für Unternehmen einführen, die Frauen fördern, statt bremsen.
Ein Appell an die Politik
Es ist höchste Zeit, dass Österreich sein politisches System und seine gesellschaftliche Haltung modernisiert. Frauen verdienen die Möglichkeit, sowohl erfolgreich zu sein als auch Kinder zu haben, ohne Abstriche machen zu müssen. Investitionen in flexible Arbeitszeitmodelle, bessere Betreuungsangebote und die Legalisierung von Social Egg Freezing könnten hier entscheidende Schritte sein.
Resilienz bedeutet nicht, alle Lasten alleine tragen zu müssen. Es bedeutet, Unterstützung zu finden und Strukturen zu schaffen, die ein Gleichgewicht ermöglichen. Das wäre wohl auch im Sinne Maria Theresias – und es sollte im Interesse eines modernen Österreichs sein. Denn die Zukunft des Landes hängt nicht nur davon ab, ob Frauen Kinder bekommen, sondern auch davon, ob sie ihre Potenziale voll entfalten können.
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