Situation verschärft sich
Zehntausende Betriebe in Österreich stehen vor einem Nachfolgeproblem

Hierzulande ist derzeit bei fast 50.000 Unternehmen die Nachfolge ungeklärt. Ohne deren Fortbestand droht der Verlust von Arbeitsplätzen und von Know-how. Einige Branchen und Bundesländer sind besonders stark betroffen. 

Wie die am Mittwoch veröffentlichten Ergebnisse einer aktuellen Erhebung von Dun & Bradstreet zeigen, stehen in Österreich per August 2024 insgesamt 48.270 protokollierte Unternehmen vor einer offenen Nachfolge, was einem Anteil von 15 Prozent entspreche. Besonders betroffen seien demnach kleine Unternehmen, bei denen bei einem Fünftel der Firmen ihre Nachfolge noch nicht geregelt haben. Regionale Unterschiede seien laut den Analyseexpert:innen ebenfalls deutlich sichtbar: In Kärnten ist der Anteil der Auswertung zufolge am höchsten, gefolgt von Tirol und Salzburg. Auch branchenbezogen gebe es große Unterschiede.

Durch eine frühzeitige Ansprache der betroffenen Unternehmen könnten Nachfolgeprozesse gezielt geplant und umgesetzt werden, wie Isabella Blüml, Commercial Director von Dun & Bradstreet ausführt: "Es ist wichtig, die betroffenen Firmen zu identifizieren und zu unterstützen, um rechtzeitig Maßnahmen zur Sicherung des Unternehmensfortbestands zu ergreifen und den Verlust von Arbeitsplätzen sowie wertvollem Know-how zu vermeiden."

Situation in den Bundesländern

Laut der Analyse verzeichneten alle Bundesländer im August 2024 einen Anstieg offener Unternehmensnachfolgen. In Kärnten ist der Anteil der offenen Nachfolgen mit 17,8 Prozent demnach am höchsten. Danach folgen Tirol und Salzburg, wo 16,9 Prozent beziehungsweise 16,6 Prozent der Unternehmen ein Nachfolgeproblem haben. Dahinter reihen sich Niederösterreich (15,7 Prozent), Vorarlberg (15,6 Prozent) und die Steiermark (15 Prozent) ein. Unter dem österreichischen Durchschnitt liegen die offenen Nachfolgen demnach lediglich Wien (14 Prozent), im Burgenland (13,9 Prozent) sowie in Oberösterreich (13,6 Prozent).

© Dun & Bradstreet

Rechtsform

Sieht man sich das Nachfolgeproblem anhand der Rechtsform an, zeigt sich der Analyse zufolge folgendes Bild: Bei Kommanditgesellschaften sind 25,4 Prozent von einer offenen Nachfolge betroffen, bei Einzelunternehmen sind es 16,5 Prozent und bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung sind es 14,7 Prozent.

Situation in den Branchen

Weiters zeigt die Analyse von Dun & Bradstreet große Unterschiede, wie zuverlässig die Nachfolge in verschiedenen Branchen geregelt wird. Das größte Nachfolgeproblem besteht demnach in der Textil- und Bekleidungsindustrie, wo mit einem Anteil von 23,8 Prozent fast jede vierte Firma vor einem Nachfolgeproblem steht. Darauf folgen das Druck- und Verlagsgewerbe (22,8 Prozent), die Architekturbüros (21,8 Prozent) und der Großhandel (20,2 Prozent). Andererseits gibt es auch Branchen, in denen es nur eine einstellige Prozentzahl an offenen Nachfolgen gibt. Dazu gehört die IT-Branche (9,3 Prozent), das Versorgungswesen (9,2 Prozent) und die Telekommunikationsbranche (8,8 Prozent). Hier sind also vergleichsweise wenige Nachfolgen ungeklärt. 


© Dun & Bradstreet

Unternehmensgröße

Kleinstunternehmen und kleinere Betriebe haben insgesamt das größte Nachfolgeproblem. Dun & Bradstreet folgert daraus, dass mit einer steigenden Mitarbeiterzahl offensichtlich auch die Bereitschaft, rechtzeitig die organisatorischen Maßnahmen für eine längerfristige Weiterführung des Unternehmens zu treffen, steige. Bei kleineren Firmen scheine der Fokus auf die Weitergabe an eine neue Führungsgeneration weniger ausgeprägt. Laut der Analyse haben 20,6 Prozent der Kleinstunternehmen mit ein bis neun Mitarbeitenden die Nachfolge noch nicht geregelt. Bei den Kleinunternehmen mit zehn bis 49 Mitarbeitenden sind es 17,1 Prozent und bei mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitenden noch 8,4 Prozent.

Somit zeige sich bei den KMU in Österreich ein deutlicher Effekt der Unternehmensgröße auf den Anteil offener Nachfolgen. Dies setze sich bei großen Firmen weiter. Bei einer Mitarbeiterzahl von 250 bis 999 Personen sinkt der Anteil offener Nachfolgen auf 3,9 Prozent und ab 1.000 Mitarbeitenden liegt der Anteil bei nur noch 1,7 Prozent.

Frühzeitige Unterstützung ist entscheidend

Unbestritten ist, dass die Unternehmensnachfolge ein wichtiger Eckpfeiler der österreichischen Wirtschaft ist. Laut der Analyse von Dun & Bradstreet stehen aktuell 15 Prozent der Betriebe vor der anspruchsvollen Aufgabe, den Generationenwechsel reibungslos zu meistern. Der Fortbestand dieser Unternehmen sei von enormer Bedeutung, denn nur durch eine erfolgreiche Übergabe würden wertvolles Wissen, jahrelange Erfahrung und wichtige Geschäftsbeziehungen erhalten bleiben, so die Analyst:innen. Gelungene Nachfolgen sichern nicht nur Arbeitsplätze und fördern Innovationen, sondern tragen auch zur wirtschaftlichen Stabilität und zum Wachstum bei, während sie gleichzeitig wichtige Steuereinnahmen für den Staat gewährleisten.

"Gefährdete Unternehmen müssen frühzeitig identifiziert und unterstützt werden, um Maßnahmen zur Sicherung des Fortbestands zu ergreifen und den Verlust von Arbeitsplätzen sowie wertvollem Know-how zu verhindern", untermauert Isabella Blüml abschließend noch einmal.

www.dnb.com

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