Fotos vom Netzwerkevent mit Stella Li
BYD will in Österreich noch einmal ordentlich nachlegen

Binnen eines guten Jahres konnte sich der chinesische Hersteller hierzulande bei den Elektroautos etablieren. Da die reinen Stromer am Gesamtmarkt aber noch keine allzu großen Stückzahlen erreichen, werden nun Plug-in-Hybride nachgeschoben. Stella Li, Executive Vice President der BYD Company, stellte in Wien die weiteren Pläne vor.

Im Jänner 2023 erfolgte mit der Eröffnung des ersten BYD-Stores in der Shopping City Süd (SCS) der Marktstart der chinesischen Automarke in Österreich. Zu uns gebracht werden die Modelle von der eigens gegründeten CCI Car Austria GmbH, einer Tochtergesellschaft von Denzel. Während BYD auf anderen Märkten auch Hybridfahrzeuge verkauft, wurden hierzulande bisher ausschließlich Elektroautos vertrieben. Bei den reinen Stromern hat man sich extrem schnell etabliert (LEADERSNET berichtete). Während in Österreich in diesem Jahr die Verkaufszahlen von E-Autos rückläufig sind, konnte BYD Austria seinen Absatz weiter steigern. Sieht man sich den Gesamtmarkt an, sind mit Stromern aber nach wie vor nicht die ganz großen Stückzahlen zu machen. Das hat BYD erkannt und bringt deshalb jetzt auch in Österreich Plug-in-Hybride (PHEV) auf den Markt. Informationen dazu und zu weiteren Entwicklungen im Unternehmen gab BYD Austria im Rahmen eines gemeinsam mit der Presse veranstalteten Netzwerkevents zum Thema "Antriebe der Zukunft" bekannt. Dafür reiste sogar Stella Li, Executive Vice President der BYD Company Limited sowie CEO von BYD Americas und Vorstand für Europa, in die Bundeshauptstadt. Kein Wunder, dass die geladenen Gäste zahlreich erschienen sind.

Historie und Batterietechnik

Da wir über die BYD-Historie und die spezielle "Blade"-Batterie, die das Unternehmen in seinen "New Engine Vehicles" (NEV) – E-Autos und PHEV – verbaut, bereits beim Marktstart ausführlich berichtet haben, kommen diese von Stella Li in Wien erneut vorgetragenen Informationen nur noch in stark komprimierter Form. Build Your Dreams (BYD) wurde 1995 als Hersteller von aufladbaren Batterien gegründet und verfügt heute über ein Geschäftsfeld, das Automobile, Schienenverkehr, Neue Energien und Elektronik umfasst. Von der Energieerzeugung und -speicherung bis zu deren Anwendungen widmet sich das Unternehmen der Bereitstellung emissionsfreier Energielösungen. Der Konzern beschäftigt mehr als 900.000 Mitarbeiter:innen und ist mittlerweile auf sechs Kontinenten vertreten. Die rund 103.000 Ingenieur:innen und Entwickler:innen reichen durchschnittlich 32 Patente pro Arbeitstag ein. 

BYD Auto wurde 2003 gegründet und produziert seit März 2022 ausschließlich reine Elektroautos (BEV) und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Der Konzern fertigt Batterien, Elektromotoren, Steuergeräte sowie Halbleiter selbst und ist somit von Zulieferern nicht allzu sehr abhängig und auch von Lieferkettenproblemen kaum betroffen. Darüber hinaus wird sogar die Software für die Autos intern entwickelt. Alle BYD-Modelle sind standardmäßig mit der sogenannten "Blade Battery" ausgerüstet, einer Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP), die weder Kobalt, Nickel noch Cadmium enthält und daher besonders nachhaltig, sicher und langlebig sein soll. Zudem hätten Tests belegt, dass sie bei kühlen Temperaturen weniger Reichweite einbüßt als die in den meisten E-Autos verbauten Akkus. Der Hersteller garantiert bei der Batterie 5.000 Ladezyklen und eine Laufleistung von acht Jahren bzw. 200.000 km. 

Steigender Marktanteil und Werke in Europa

Obwohl BYD nach wie vor die meisten Autos am Heimatmarkt verkauft, konnte Stella Li durchaus beeindruckende Zahlen zum weltweiten Marktanteil vorlegen. Laut der Executive Vice President beträgt der globale Marktanteil bei den NEVs (E-Autos und PHEV) in den ersten acht Monaten 2024 satte 23 Prozent. Man sei stolz, dass fast jedes vierte verkaufte New Engine Vehicle ein Produkt aus dem eigenen Hause ist, so Stella Li. Zudem verwies die Managerin auf die zuletzt rasant gestiegene Produktion. So hat BYD kürzlich sein neunmillionstes NEV gefertigt. Stella Li dazu: "Es dauerte 13 Jahre, um von null auf eine Million NEVs zu kommen, aber von sieben auf neun Millionen dauerte es lediglich sechs Monate." In Kürze werde man die Zehn-Millionen-Marke knacken.

Mit der internationalen Expansion geht auch der Ausbau der Produktionsanlagen außerhalb Chinas einher. Wie berichtet, errichtet BYD derzeit sein erstes Werk in Europa – und zwar im ungarischen Szeged, gar nicht so weit entfernt von der österreichischen Grenze. In der hochmodernen Fabrik sollen ab Ende 2025 auf einer Produktionslinie zwölf unterschiedliche Modelle gefertigt werden können. Dank dieser Flexibilität kann das Unternehmen schnell auf die aktuelle Nachfrage reagieren. Fordern die Kund:innen mehr reine Stromer, SUVs oder Crossover, werden mehr von diesen gebaut. Steigt hingegen die Nachfrage nach Limousinen und Plug-in-Hybriden, rollen diese vermehrt vom Band. Zudem entgeht man damit den von der EU mit Wirkung 1. November 2024 eingeführten Strafzölle auf Elektroautos aus China. Passend dazu lautet das Motto "Made in Europe for Europe".

Die Fabrik in Ungarn könnte sich auch für den heimischen Wirtschaftsstandort positiv auswirken. Schließlich ist Österreich ein Land mit vielen Autozulieferern. Stella Li zufolge sei man mit einigen bereits im Gespräch. Dazu zählen u. a. AVL List und Magna. 

Plug-in-Hybride

Für heimische Kund:innen dürfte die Ankündigung, dass BYD in Europa neben den bereits verfügbaren Elektroautos nun auch Plug-in-Hybride anbietet, am wichtigsten sein. In Österreich und anderen Ländern Europas erfreuen sich Plug-in-Hybride aktuell einer immer größeren Beliebtheit. Sie eignen sich nämlich auch für Leute, die nach wie vor eine mehr oder weniger große Skepsis gegenüber reinen Stromern haben, aber dennoch gerne viele Strecken elektrisch fahren würden. Nachdem die durchschnittliche Strecke, die Autos in Österreich täglich zurücklegen, bei rund 36 Kilometern liegt, können bei Reichweiten von 80 bis 120 Kilometern viele tägliche Wege rein elektrisch zurückgelegt werden. Die Konkurrenz schläft aber nicht und hat ebenfalls PHEVs im Angebot. Gegenüber ihnen will BYD mit attraktiven Preisen und seiner Blade-Batterie punkten.

Den Anfang macht das Kompakt-SUV Seal U DM-i. Die Abkürzung steht für "Dual Mode intelligence" und meint die Kombination aus Verbrennungsmotor, E-Maschine inklusive großer Batterie und intelligenter (Software-)Steuerung. Alle PHEVs von BYD sollen mit vollem Akku eine rein elektrische Reichweite von 80 bis 120 Kilometer bieten. Ist der Akku leer, schaltet sich der Benziner hinzu und die Gesamtreichweite steigt auf über 1.000 Kilometer (WLTP). Beim Seal U DM-i (Systemleistung: 238 PS) ermöglicht die 18,3 kWh Batterie eine rein elektrische WLTP-Reichweite von bis zu 113 km, die Gesamtreichweite gibt BYD mit bis zu 1.080 km an. Die maximale Ladeleistung von 18 kW könnte jedoch höher sein. Zum Vergleich: der ähnlich große VW Tiguan eHybrid (Systemleistung: 204 PS), der eine rein elektrische Reichweite von bis zu 127 km (WLTP) bietet, kann am Schnelllader mit bis zu 50 kW aufgeladen werden. 

Für Elektroautofans wird es Anfang 2025 spannend. Denn da bringt BYD den völlig neuen Sealion 7 in den Handel. Der kompakte Crossover macht den Anfang beim für kommendes Jahr angekündigten Neuheitenfeuerwerk. Der Stromer ist besonders modern designt, bietet eine Reichweite von bis zu 502 km und eine maximale Ladeleistung von 230 kW. Dagegen sieht wiederum der ähnlich große VW ID.4/ID.5 mit seinen maximal 175 kW etwas alt aus. 

BYD soll in Europa eine "Love Brand" werden

Abschließend sagte Stella Li auf die Frage, was sie sich für BYD in Europa in zehn Jahren wünscht: "Die Menschen sollen BYD als bestes Elektroauto- und Technologie-Unternehmen sowie als echte Love Brand sehen."

LEADERSNET war bei der Veranstaltung. Fotos sehen Sie in der Galerie.

www.bydauto.at

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