Der Staatspreis Innovation ist bei heimischen Firmenlenker:innen besonders begehrt. Kein Wunder, schließlich handelt es sich dabei um die höchste staatliche Auszeichnung für innovative Unternehmen. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung, die im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) organisiert wird, bereits zum 44. Mal vergeben. Die feierliche Übergabe fand in der Grand Hall am Erste Campus in Wien durch (Noch-)Bundesminister Martin Kocher, der im kommenden Jahr OeNB-Generaldirektor (LEADERSNET berichtete). wird, statt. Neben dem großen Sieger wurden weitere fünf Unternehmen mit einer Nominierung ausgezeichnet. Darüber hinaus wurden noch zwei Sonderpreise verliehen. Durch den Abend führte Moderatorin Nina Kraft.
"Der Staatspreis Innovation ist die höchste Auszeichnung für Unternehmen, die durch ihre innovative Lösungskompetenz wesentlich zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung des Landes beitragen. Mit diesem Preis zeigen wir insbesondere das große Potenzial österreichischer Unternehmen auf, die durch Forschung und Entwicklung individuelle und nachhaltige Lösungsansätze für aktuelle und zukünftige Herausforderungen erarbeiten und umsetzen. Die Nominierungen geben jährlich einen kleinen Einblick in das vielschichtige Potenzial im österreichischen Unternehmertum. Die Jury hat nach intensiven Diskussionen als diesjähriges Siegerprojekt den 'Zwei-Stufen-Prozess für energieeffizienteres Kunststoffrecycling' der Engel Austria GmbH ausgewählt, wo der Prozess in Bezug auf Nachhaltigkeit in eine neue innovative Lösung mündete. Ich gratuliere dem neuen Staatspreisträger und seinem hervorragenden Team herzlichst", hob Kocher bei der feierlichen Verleihung des Staatspreises Innovation 2024 hervor.
Energieeffizienteres Kunststoffrecycling
Die Engel Austria GmbH erhält den diesjährigen Staatspreis Innovation für das Projekt "Zwei-Stufen-Prozess für energieeffizienteres Kunststoffrecycling". Diese Zwei-Stufen-Technologie gestaltet den Kunststoffrecycling-Prozess um, und soll so Kosten, Ressourcen und Energie sparen sowie die CO2-Bilanz verbessern. Anstatt Kunststoffabfälle nach dem Zerkleinern regranulieren zu müssen, können diese direkt im Spritzguss verarbeitet werden, wodurch ein kompletter, energieintensiver Prozessschritt entfällt. Mit der Integration eines Schmelzefilters und einer Entgasung können demnach auch leicht verunreinigte Abfälle effizient zu qualitativ hochwertigen Produkten verarbeitet werden. Diese Innovation reduziert den Energiebedarf den Angaben zufolge um rund 30 Prozent und soll auch die Geruchsbelastung mindern, während sie den Einsatzbereich von aufbereiteten Kunststoffabfällen erweitert und Downcycling vermeidet.
Neben der Engel Austria GmbH wurden weitere fünf Unternehmen mit einer Nominierung ausgezeichnet.
Aus Oberösterreich waren das zum einen Synex Tech mit dem Projekt "Bohrlöschgerät Drill-X". Diese
Technologie optimiert die Brandbekämpfung durch schnelles Bohren und effizientes Löschen schwer erreichbarer Brände mit präzisem Wassernebel. Zum anderen die voestalpine Stahl GmbH mit dem Projekt "tfs - tailormade functional steel", das feuerverzinkten Stahl durch gedruckte leitfähige Strukturen, die Funktionen wie Datenerfassung, Oberflächenheizung und Lastüberwachung ermöglichen, erweitert.
Aus der Steiermark war AT & S Austria Technologie & Systemtechnik mit dem Projekt "Green3 - Styrian PCB for Carbon Free Mobility" nominiert. Gemeinsam mit Semikron Danfoss wurden neue Siliziumkarbid-Bauteile entwickelt, die als Teil von hocheffizienten Wechselrichtern für Elektroautos und grüne Kraftwerke dazu beitragen sollen, ein nachhaltiges Energiesystem zu verwirklichen.
Ein weiteres nominiertes Unternehmen kam aus Vorarlberg: Die Henn GmbH & Co KG mit dem Projekt "HC.fluid F - Steckverbinder der nächsten Generation". Mit der Kunststoffsteckverbindung wurde eine Lösung entwickelt, die den CO2-Fußabdruck von Elektro- und Hybridfahrzeugen senken kann.
Östlichster Vertreter ist die Livin Farms AgriFood GmbH aus Wien mit dem Projekt "Modular skalierbare Zero Waste Protein Factory", welche durch die Zucht von Larven der Schwarzen Soldatenfliege organische Reststoffe in nachhaltiges, proteinreiches Futtermittel verwandelt.
Sonderpreis Econovius 2024
Im Rahmen des Staatspreises Innovation verleiht die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) den Sonderpreis Econovius an ein KMU, das sich durch besonders innovative Leistungen auszeichnet. WKÖ-Vizepräsidentin Amelie Groß überreichte den diesjährigen Award an die Novasign GmbH für das Projekt "SmartBio: Die KI-gesteuerte Bioprozessentwicklung der Zukunft".
Die Nutzung von digitalen Zwillingen zur Optimierung komplexer Bioprozesse ist der Kern dieser Softwarelösung. Im Novasign Studio können Bioprozessingenieur:innen mittels vorkonfigurierter Blöcke jeden Prozessschritt digital optimieren. Der Workflow sei bis zu 70 Prozent effizienter als herkömmliche Methoden. Die entwickelten digitalen Zwillinge sollen für die Echtzeitsteuerung von Bioprozessen zukünftig von großer Bedeutung sein, zeigt man sich überzeugt. Novasign hat laut eigenen Angaben bereits erfolgreich Pilotprojekte mit branchenführenden Unternehmen umgesetzt und ist dabei, international zu expandieren.
"Auch in Zeiten der Budgetdisziplin müssen wir auf wachstumsfördernde Zukunftsinvestitionen setzen. Innovation ist eine der zentralen Quellen für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung. Gerade KMU zeigen immer wieder, dass sie durch Mut und Entschlossenheit innovative Lösungen für große gesellschaftliche Herausforderungen finden. Die Verleihung des Econovius ist ein Zeichen der Anerkennung für ihre Innovationskraft und unser Bekenntnis zu einer Politik, die Unternehmertum und Zukunftstechnologien fördert. Denn nur durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Innovation sichern wir Österreichs Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand langfristig", betonte Groß.
Für den Sonderpreis waren heuer folgende weitere Unternehmen nominiert: Filter System Steyr (FSS) mit dem Projekt "Wartungsfreier Filter" aus Oberösterreich, Gebe Strebel mit dem Projekt "Strebel Grauwasser-Verwertung" aus Niederösterreich und LiveVoice mit dem Projekt "Smart Live Event Audio & AI" aus Salzburg.
Sonderpreis Verena 2024
Den diesjährigen Sonderpreis Verena erhielt Siemens Mobility Austria in Kooperation mit der Technischen Universität Wien mit dem Projekt "Bionischer Wagenkasten: U-Bahn-Wagenkästen werden 20 Prozent leichter". Mit einer innovativen Optimierungssoftware wurde analysiert, wie Material im Wagenkasten durch subtraktive Fertigung eingespart werden kann. Das Ergebnis der Analysen ist die bionische Struktur, die laut ihren Erfinder:innen an die Blattstruktur eines Baums erinnert. Mit der innovativen Konstruktion kann das Rohbaugewicht eines Wagenkastens demnach um 20 Prozent reduziert werden. Ein U-Bahn-Waggon werde damit im Schnitt um eine Tonner leichter. Das soll den U-Bahn-Verkehr energieeffizienter, nachhaltiger und wirtschaftlicher machen. Die Technologie wird in der neuen Londoner "Piccadilly Line" bereits angewendet.
Mit dem von der Verbund AG gestifteten Sonderpreis Verena (kurz für Verbund E-Novation Award) werden Unternehmen ausgezeichnet, die in den Bereichen Elektrizitäts- und Energiesysteme, Energieeffizienz/-management, erneuerbare Energien und E-Mobilität innovative Projekte mit Universitäten, Fachhochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen umgesetzt haben.
Übergeben wurde der Preis von Franz Zöchbauer, Bereichsleiter Corporate Innovation beim Verbund: "Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie technische Innovationen zur Reduktion von CO₂-Emissionen und zu mehr Effizienz im urbanen Verkehr beitragen können", so Zöchbauer und weiter: "Die Zusammenarbeit von Siemens Mobility mit der TU Wien ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie durch modernste Technologien Ressourcen geschont und der öffentliche Verkehr nachhaltiger gestaltet werden können. Diese Innovation setzt einen bedeutenden Fortschritt im Leichtbau von Aluminiumkarosserien und macht U-Bahnen energieeffizienter sowie nachhaltiger. Sie setzt neue Maßstäbe für die Mobilitätswende und regt dazu an, Mobilitätsdesign neu zu denken. Genau solche Lösungen brauchen wir auf unserem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft."
Ebenfalls nominiert waren die Anexia Internetdiestleistungs GmbH in Kooperation mit der Universität Klagenfurt mit dem Projekt "Anexia Rail" aus Kärnten sowie Weider Wärmepumpen in Kooperation mit der Fachhochschule Salzburg mit dem Projekt "geoAir - Ganzjährige Erdwärmeregeneration mittels zentraler Wohnraumlüftung" aus Vorarlberg.
Hohe Bedeutung für die Wirtschaft
"Innovation hat gerade in herausfordernden Zeiten eine hohe Bedeutung für die Wirtschaft: Sie treibt den Fortschritt an, schafft neue Möglichkeiten und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Daher ermutigen wir alle Menschen, an ihre Ideen zu glauben und sie weiterzuverfolgen. Die heimischen Unternehmen beweisen laufend ihre hohe Innovationsfähigkeit. Damit schaffen die Betriebe eine wichtige Basis für die wirtschaftliche Zukunft des Standorts und leisten einen wichtigen Beitrag dazu, die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern: die Digitalisierung und die grüne Transformation der Wirtschaft", so Hans Unterdorfer, Unternehmenskundenvorstand Erste Bank Österreich. Die Erste Bank war nicht nur Gastgeber, sondern auch Partner beim Staatspreis Innovation 2024.
Fotos der Veranstaltung sehen Sie in der Galerie.
www.staatspreis.at
www.aws.at
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