Nach der Fusion der Ergo Versicherung und der Bank Austria Versicherung ist die ERGO Versicherung AG erstmals in den Top 10 der österreichischen Versicherungsunternehmen. Mit einem Prämienvolumen von 636 Millionen Euro und 3,9 Prozent Marktanteil ist das Unternehmen die Nummer sieben am Gesamtmarkt. leadersnet.at sprach mit Elisabeth Stadler, Vorstandsvorsitzende der ERGO Austria International AG, über die Zukunft der staatlichen Pension, den Vorteil von Lebensversicherungen, Eigenverantwortung und Transparenz.
leadersnet.at: Die Fusion der ERGO Versicherung mit der Bank Austria Versicherung ist vollzogen. Welche Vorteile erwarten Sie sich von diesem Zusammenschluss?
Stadler: Mit diesem Schritt haben wir ein wichtiges strategisches Ziel erreicht: Alle zur ERGO Austria gehörenden Gesellschaften unter der Marke ERGO neu zu positionieren. Wir nutzen mit der Vereinheitlichung Synergien wie die Verwendung einer Allspartenlizenz, in den allgemeinen Verwaltungsbereichen wie beispielsweise dem Rechnungswesen und Vorteile bezüglich Solvency II und der Eigenkapitalhinterlegung.
leadersnet.at: Sie haben gerade eine neue Vorsorgekampagne gestartet. Im Wahlkampf war oft von Sicherheit der Pensionen die Rede. Die private Vorsorge wird immer wieder als Geschäftemacherei der Versicherungen und Abrede an das staatliche System abgetan. Ist die staatliche Pension am Ende?
Stadler: Nein, sicher nicht. Die staatliche Pension wird und muss es zur Sicherung der Grundbedürfnisse immer geben. Wir als private Anbieter könnten ein staatliches System gar nicht ersetzen. Solche Vorwürfe ärgern uns, denn keine Versicherung in Österreich hat bisher das staatliche System in Abrede gestellt. Aber es ist legitim, über die Höhe und die Bestimmungen der staatlichen Rente zu diskutieren. Wir haben die demografische Entwicklung hin zu immer mehr Älteren, denen immer weniger Jüngere gegenüberstehen. Da scheinen uns Adaptierungen im System unumgänglich. Das heißt aber nicht, dass das staatliche System obsolet wird.
leadersnet.at: Welche Rolle ordnen Sie sich als privater Anbieter von Vorsorgeprodukten dann zu?
Stadler: Die private Vorsorge ist eine notwendige Ergänzung der staatlichen Pension und kein Ersatz. Es ist ein wichtiges volkswirtschaftliches Ziel, dass die Bevölkerung eigenverantwortliche Pensionsvorsorge betreibt um ihren Lebensstandard soweit wie möglich zu sichern und Altersarmut zu vermeiden. Unsere Aufgabe als private Versicherung ist es, den Menschen zu ermöglichen, dass sie sich auf das Brot mit Butter aus der staatlichen Pension auch noch ein paar Scheiben Wurst darauf legen können.
leadersnet.at: Apropos Wurst. Die spielt auch in der aktuellen Werbekampagne mit Harald Krassnitzer eine Rolle. Wie sind bisher die Reaktionen auf die Kampagnen mit Krassnitzer ausgefallen?
Stadler: Wir sind in doppelter Hinsicht sehr froh Harald Krassnitzer als Testimonial für ERGO gewonnen zu haben. Zum einen erhalten wir sehr positive Resonanz, weil er einfach ein Sympathieträger ist. Zum anderen weil der Umgang mit ihm extrem entspannt und unkompliziert ist. Was uns sehr freut ist, dass Herr Krassnitzer sich aktiv bei uns einbringt, Produktideen mit uns diskutiert und uns in seine Projekte, die er unterstützt, einbindet.
leadersnet.at: Die aktuelle Kampagne setzt auf die ERGO Pensionsvorsorge mit Garantie. Was steckt hier konkret für ein Produkt dahinter?
Stadler: Wir bewerben damit kein einzelnes Produkt sondern das Thema Pensionsvorsorge allgemein. Wir haben einige dafür sehr geeignete Produkte im Angebot und überlassen es unseren Beratern, dem Kunden das für ihn geeignetste Produkt aus der Palette anzubieten.
leadersnet.at: Ist hier die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge weiter im Angebot? Die wurde doch vielfach kritisiert und nun reformiert?
Stadler: Selbstverständlich. Wir halten dieses Produkt nach wie vor für die Pensionsvorsorge sehr geeignet, zumal wir an unserem Angebot nur ein paar reformbedingte Adaptierungen vornehmen mussten. Denn wir haben die Zukunftsvorsorge von Beginn an als klassische Lebensversicherungsvariante mit Veranlagung in einem Sonderdeckungsstock angeboten, nicht wie die meisten Anbieter als fondsgebundene Lebensversicherung. Wer unser Produkt 2003 abgeschlossen hat, blickt jetzt auf eine Nettorendite abzüglich der Kosten und inklusive der staatlichen Prämien von sechs Prozent.
leadersnet.at: Hat die Reform das Produkt aus Ihrer Sicht nun attraktiver gemacht?
Stadler: Es ist zu begrüßen, dass der Sicherheitsthematik durch die Senkung der Aktienquote stärker Rechnung getragen wird. Das ist den Kunden auch sehr wichtig. Mit der Zukunftsvorsorge wird außerdem ein neues Niveau an Transparenz erreicht, da genau offenzulegen ist, wie viel der Prämie veranlagt wird und wie die Veranlagung durchgeführt wird. Durch die Reform erwarten wir eine Neubelebung dieses Produktes am Markt, und natürlich speziell für unser Produkt.
leadersnet.at: Hat sich am Vorsorgeverhalten der Österreicher aus Ihrer Einschätzung her zum letzten Jahr etwas geändert?
Stadler: Die Kundenwünsche sind unverändert. An oberster Stelle steht nach wie vor die Sicherheit. Aber die Kunden prüfen und überlegen genauer als früher bevor sie sich langfristig binden. Leider ist das Bewusstsein und Verständnis bei den Konsumenten noch wenig ausgeprägt, dass bei der vorherrschenden Kapitalmarktsituation derzeit keine großen Renditen zu erwirtschaften sind. Wir müssen uns und die Beratung selbst ein wenig an der Nase nehmen. Zu lange haben wir uns mit renditeorientierten Finanzprodukten verglichen und vergleichen lassen und die Rendite zu sehr in den Vordergrund gestellt, zu Lasten der eigentlichen Stärken der Lebensversicherung.
leadersnet.at: Was ist der wesentlichste Vorteil der Lebensversicherung?
Stadler: Biometrische Risiken wie das Langlebigkeitsrisiko abzudecken und dafür Berechnungen und Leistungen jetzt für sehr lang in der Zukunft liegende Zeiträume zur Verfügung zu stellen. Lebenslange Zahlungen garantieren können nur die Lebensversicherungen. Dieser USP wird weiter an Bedeutung gewinnen: Aktuell sind 23 Prozent der Bevölkerung über 60, ab 2030 liegt dieser Anteil bereits bei über 30 Prozent.
www.ergo-austria.at