Deutlicher Wertewandel in der Modebranche – "No more Croco for Coco"

| 05.12.2018

Das Luxuslabel Chanel verzichtet als einer der ersten Luxusgütererzeuger auf Pelze und Krokodilleder.

In der Modebranche scheint ein markantes Umdenken stattzufinden. Aus Gründen der Sensibilität junger Konsumenten gegenüber dem Tierschutz, wollen immer mehr Erzeuger auf Pelze und Tierhäute verzichten. Aber auch weil es schwieriger wird, qualitativ hochwertige Materialien zu bekommen.

Kürzlich gab das französische Modeunternehmen Chanel überraschend bekannt, in Zukunft auf Leder von exotischen Tieren verzichten zu wollen. Man werde nur noch Haut von Tieren benutzen, die aus der Lebensmittelindustrie als Abfallprodukte kommen, so der Präsident der Chanel-Modesparte, Bruno Pavlovsky, gegenüber dem Modemagazin Vogue. Es liege bereits eine Stimmung gegen den Einsatz von tierischen Produkten in der Luft, die nun getroffene Entscheidung erfolgte allerdings ohne Zwang. Pelz solle es ab Mai überhaupt nicht mehr in den Kollektionen geben.

Mit ein Grund für den Verzicht auf Leder von Tieren wie von Krokodilen, Eidechsen, Schlangen und Stachelrochen ist es auch, dass es zu schwierig sei, deren Herkunft sicherzustellen. „Immer mehr Kunden wollen von uns wissen, woher die Materialien stammen und wie die Tiere gehalten werden“, sagte Pavlovsky. Nur so entspreche jedoch das Leder den ethischen Standards des Hauses. Für die Zukunft sieht Pavlovsky auch den Umstieg auf Biotech-Leder als Möglichkeit, was aber seines Erachtens nicht in naher Zukunft geschehen wird.

Der Fashionmarkt im Umbruch

Kurzfristig könnte Chanel von der strategischen Entscheidung sogar profitieren. Analysten vermuten, dass der Wert der verbleibenden Produkte aus exotischen Häuten nun deutlich steigt. So waren zum Beispiel neue Taschen aus Pythonhaut am vergangenen Dienstag auf der Chanel-Webseite nicht mehr erhältlich. Auf Secondhand-Portalen werden sie aber bereits für 5.500 Euro und mehr gehandelt. Mittelfristig dürfte der Verzicht auf bestimmte Materialien allerdings in der Bilanz spürbar werden. Bisher hatte Chanel mit Taschen, Mänteln und Schuhen aus Kroko- und Schlangenleder Preise von bis zu 9.000 Euro pro Stück erzielt.

Wertewandel bei den Millennials und der Generation Z

Langfristig dürfte die Maßnahme für den Konzern unvermeidlich sein, wenn er seine Kunden halten will. Das Umdenken bei Chanel bezeichnen die Analysten als mutigen Schritt, sie verwiesen im Zuge dessen auf einen Wertewandel bei der jüngeren Kundschaft. Diese legten immer stärker Wert darauf, dass Produkte auf ethische Weise beschafft worden seien und eine minimale Auswirkung auf die Umwelt hätten. Zwar würden junge Menschen diese Haltung im Alltag selbst nicht immer konsequent durchhalten, doch die Bedeutung von ethischem Konsum befindet sich im Steigen.

Naturgemäß begrüßen Tierschützer die Ankündigung der französischen Luxusmarke. Chanel rette damit die Leben zahlreicher Krokodile, Schlangen und Eidechsen, teilte der Tierschutzbund Humane Society International mit. Die Organisation PETA rief andere Luxusmarken wie Louis Vuitton auf, dem Beispiel zu folgen und „zahllosen Tieren ein miserables Leben und einen schmerzhaften Tod zu ersparen“.

Wie der ORF auf seinem Internetportal berichtet, folgt Chanel als eines der ersten Luxuslabels, Marken wie Asos, Nike, H&M und Puma, die allesamt exotische Tierhäute von ihrer Produktpalette strichen. Auch das Luxuslabel Diane von Furstenberg kündigte im Oktober an, keine exotischen Tierhäute mehr einsetzen zu wollen. Während Modehäuser wie Gucci, Armani, Versace und Michael Kors schon seit einiger Zeit für ihre Kollektionen keinen Pelz mehr einsetzen, finden sich Krokodilleder und dergleichen nach wie vor in deren Designs. Kering, die Mutterfirma von Gucci und Balenciaga, investierte erst im vergangenen Jahr in eine Pythonfarm in Thailand. NGOs hoffen nun, dass andere Modehäuser auch in Sachen Krokodilleder und Ähnliches auf Chanel folgen werden. Noch immer würden jedes Jahr mehr als 100 Millionen Tiere von der Pelzindustrie getötet, kritisierten die Tierschützer. (red)