Am 8. Jänner ist in dem noch jungen Jahr 2025 der sogenannte "Fat Cat Day". Damit ist jener Tag im Jahr gemeint, an dem das jährliche Einkommen von Beschäftigten durch Vorstandsvorsitzende (CEOs) der größten börsennotierten Unternehmen verdient wurde. Grundlage ist das Medianeinkommen 2023 in Höhe von 38.748 Euro. Wie die Arbeiterkammer (AK) am Mittwoch vorrechnete, erreicht ein:e ATX-Vorstandsvorsitzende:r – aktuell sind es 19 Männer und eine Frau (Immofinanz-Chefin Radka Doehring) – dieses Einkommen in vier Arbeitstagen: Mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 814 Euro (im Vorjahr waren es 699 Euro) seien bei einem 12-Stunden-Tag lediglich 48 Arbeitsstunden nötig, so die AK.
Top-Verdiener der ATX-Vorstände
Doch wie viel verdienen die Top-Manager:innen nun genau? Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Vergütung eines CEO im ATX bei 3,1 Millionen Euro – 16,4 Prozent mehr als 2022. Das entspricht dem 81-Fachen des Medianeinkommens, welches im selben Zeitraum um 7,8 Prozent stieg. Die Spitzenverdiener:innen unter den Vorständen sind Gerald Grohmann (Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG) mit 9,5 Millionen Euro und Anas Abuzaakouk (Bawag Group AG) mit neun Millionen Euro. Diese Top-Manager verdienen das Jahresgehalt eines:r Normalverdieners:in bereits nach weniger als zwei Tagen. Auf dem dritten Platz landet Andritz-CEO Joachim Schönbeck (5,5 Millionen Euro), der zwei Tage und zwei Stunden arbeiten musste.
Die Top 10 werden von Heimo Scheuch (Wienerberger), Alfred Stern (OMV), Peter Oswald (Mayr Melnhof), Willi Cernko (Erste Group Bank), Herbert Eibensteiner (voestalpine AG), Georg Pölzl (Österreichische Post) und Johann Strobl (RBI) komplettiert. Sie verdienen zwischen 4,7 und 2,64 Millionen Euro.
Am Ende des Rankings der 20 ATX-Lenker:innen landet Stefan Szyszkowitz, Chef der EVN. Er braucht demnach bei einer Jahresvergütung von 733.400 Euro knapp 17 Arbeitstage bis zum Medianeinkommen von 38.748 Euro.
"Fat Tax Day"
Während die AK aufgrund dieser Berechnungen eine angemessenere Einkommensrelation zwischen Vorstandsvergütung und Belegschaft sowie Höchstgrenzen und mehr Transparenz für die individuelle Vergütung von Top-Manager:innen fordert, übt die Industriellenvereinigung (IV) Kritik. Jedes Jahr verurteilt die Arbeiterkammer die Gehälter von Österreichs Top-Managerinnen und fache mit dem "Fat-Cat-Day" eine Neiddebatte an. Faktum sei jedoch, dass dieser "Fat-Cat-Day" eigentlich ein "Fat-Tax-Day" ist. Denn die enorme Jahreslohnsteuerleistung (ohne Sozialversicherungsabgaben) der 20 ATX-CEOs trägt laut IV überproportional zum Gemeinwohl in Österreich bei. Mit der Steuerleistung der 20 ATX-CEOs könnten im Jahr 2023 88.924 Jahreskarten der Wiener Linien finanziert werden, rechnet die Industriellenvereinigung vor.
Laut Statistik Austria betrug die Steuerleistung des obersten Prozents der Lohn- und Einkommensbezieher 21,3 Prozent des gesamten Lohn- und Einkommenssteueraufkommens. Dabei mache dieses eine Prozent nur 8,6 Prozent der gesamten lohn- und einkommenssteuerpflichtigen Einkünfte aus. Fazit der IV: "Besserverdienende tragen somit überproportional zur Finanzierung unseres Staates bei."
Der Interessensverband für Anleger (IVA) verweist wiederum darauf, dass die Managementgehälter in Österreich im internationalen Vergleich nicht hoch seien. Ähnlich sehen es die Vertreter der Kleinaktionäre. Laut ihnen würde man es mit niedrigeren Gehältern nicht mehr schaffen, entsprechende Leistungsträger nach Österreich zu bekommen, um international agierende Konzerne wettbewerbsfähig zu führen.
www.arbeiterkammer.at
www.iv.at
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