US-Konzerne beherrschen Weltbörse
So viel sind die teuersten Konzerne der Welt wert

| Tobias Seifried 
| 06.01.2025

62 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt haben ihren Sitz in den USA – unter den Top 10 landen sogar neun. Da Europa beim KI-Boom nur an der Seitenlinie steht, fällt es (nicht nur) bei der Marktkapitalisierung weiter zurück.

Alle Jahre wieder präsentiert EY zum Jahresauftakt die Top 100-Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt. Dabei zeigt sich, dass trotz starker geopolitischer Spannungen und einer schwächelnden Weltkonjunktur der Börsenwert der 100 teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt im Verlauf des vergangenen Jahres um 25 Prozent stieg und mit 44,9 Billionen US-Dollar einen neuen Höchststand erreichte. Angetrieben werde die Rekordjagd an den Börsen vom KI-Boom, der die Bewertungen vieler Unternehmen aus dem Technologiesektor in die Höhe treibt, so die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft. Aktuell können sich 24 Technologieunternehmen unter den Top 100 platzieren. Die Marktkapitalisierung dieser Unternehmen legte demnach im Verlauf des vergangenen Jahres um 40 Prozent zu.

Neun der Top 10 haben Sitz in den USA

Klar führend sind gerade in diesem Bereich Unternehmen aus den USA: Von den 24 Technologieunternehmen unter den Top 100 haben 17 ihren Hauptsitz in den USA. Generell dominieren US-Unternehmen das Ranking – zum Jahresende 2024 platzieren sich 62 US-Konzerne in der Liste der höchstbewerteten Unternehmen der Welt. Von den zehn teuersten Unternehmen haben sogar neun ihren Sitz in den USA – nur Saudi Aramco (Platz sechs) aus Saudi-Arabien mischt sich dazwischen.

Angeführt wird das Top 100 Ranking von Apple mit einer Marktkapitalisierung von 3,79 Billionen US-Dollar. Auf Platz zwei folgt der (KI-)Chipspezialist Nvidia (3,29 Billionen US-Dollar), der Microsoft (3,13 Billionen US-Dollar) überholt hat. Komplettiert werden die Top 10 von der Google-Mutter Alphabet, Amazon, Saudi Aramco, dem Facebook-Konzern Meta, Tesla, Broadcom und Berkshire Hathaway.

Europäische Unternehmen schaffen es hingegen derzeit nicht unter die weltweiten Top 10. Und von den 100 wertvollsten Unternehmen haben nur 18 ihren Hauptsitz in Europa – 17 stammen aus Asien.

Europa fällt zurück

Das wertvollste europäische Unternehmen ist aktuell der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk auf Rang 24. Danach folgt der französische Luxuskonzern LVMH auf Platz 28. Ein Unternehmen aus Österreich schafft es nicht auf die Liste. Selbst Deutschland ist derzeit nur mit drei Unternehmen im Top-100-Ranking vertreten – vor einem Jahr waren es nur zwei. SAP belegt mit einem Börsenwert von 285 Milliarden US-Dollar Rang 32 (Ende 2023: Rang 62), Siemens belegt Rang 94 (Ende 2023: Rang 88) und ist aktuell gut 153 Milliarden US-Dollar wert. Die Deutsche Telekom liegt mit einem Börsenwert von 147 Milliarden US-Dollar auf Rang 98 (Ende 2023: Rang 117). Die deutschen Autohersteller Porsche, Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen kommen zusammen nur noch auf einen Börsenwert von 206 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: SAP ist allein 38 Prozent mehr wert als diese vier Automobilkonzerne zusammen. Ebenfalls bezeichnend: Allein Apple ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp 3,8 Billionen US-Dollar fast doppelt so viel wert wie alle 40 DAX Konzerne zusammen (1,9 Billionen US-Dollar).

"Nach wie vor bewegt vor allem das Thema Künstliche Intelligenz die Börsen und treibt die Wertentwicklung von Technologieunternehmen weltweit an. Die schwache Konjunktur und eine geopolitische Lage, die sich weiter zuspitzt, scheinen dabei in den Hintergrund zu treten", kommentiert Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY, die Ergebnisse. "Tatsächlich ist KI keine vorübergehende Mode, sondern eine in vielerlei Hinsicht revolutionäre Technologie, die eine immer größere Bedeutung für die Wirtschaftswelt haben wird. KI-Technologien werden schon bald in allen Branchen und auch im privaten Bereich breit eingesetzt und zu einschneidenden Veränderungen führen. Damit wird eine erhebliche Wertschöpfung verbunden sein, von der Investoren heute schon profitieren wollen."

Europa steht beim KI-Boom an der Seitenlinie

Es sind offenbar allerdings vor allem US-Unternehmen, die vom Boom rund um Künstliche Intelligenz profitieren – nur wenige europäische börsennotierte Unternehmen spielen im Zusammenhang mit KI derzeit eine bedeutende Rolle, konstatiert EY. Der deutsche Softwarekonzern SAP und der niederländische Chipausrüster ASML liegen dabei ganz vorne – die Unternehmen belegen die Plätze 32 und 33 im Ranking. "Bis auf ganz wenige Ausnahmen spielt Europa beim Thema KI und generell im Digitalsektor eine untergeordnete Rolle", beobachtet Ahlers. Und angesichts der rasanten Entwicklung in diesem Bereich bestehe die große Gefahr, dass unser Kontinent zunehmend den Anschluss verliert. Daran änderten auch die vielversprechenden KI-Startups wenig, die es in Europa gibt.

Dass Europa in den kommenden Jahren Top-Technologiekonzerne hervorbringen könne, sei angesichts der Übermacht der USA in diesem Bereich kaum zu erwarten, meint der EY Experte. "In Europa dominieren noch die traditionellen Industriebranchen, die sich derzeit mitten in einer tiefgreifenden Transformation befinden, und die zudem mit einer weltweit schwachen Nachfrage kämpfen. Aus Investorensicht bieten viele dieser Unternehmen derzeit wenig Potenzial und sind stark risikobehaftet, was die relativ schwache Aktienkursentwicklung erklärt", sagt Ahlers.

Industrie 4.0 als Chance

Damit sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. "Die Digitalisierung und auch Künstliche Intelligenz bieten erhebliche Chancen für die Industrie." Gerade Industrie 4.0, also die Digitalisierung und Vernetzung von industriellen Produktionsprozessen, biete einem Industriestandort die Chance, seine industrielle Basis zu modernisieren, wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig nachhaltige und innovative Produktionsmethoden zu fördern. Ahlers abschließend: "Durch die Automatisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen können Unternehmen ihre Effizienz steigern und die Produktionskosten senken – was angesichts des Kostenproblems am Standort Deutschland von größter Bedeutung ist."

EY untersucht die Marktkapitalisierung der am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit halbjährlich. Stichtag für die vorliegende Analyse ist der 31. Dezember 2024 (Börsenschluss).

www.ey.com

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