Generationskonflikte gibt es viele. Doch wie sieht dieser mit Blick auf das Reiseverhalten aus? Haben Jüngere mehr gemein mit Älteren als angenommen, oder ist der zeitliche Abstand deutlich spürbar? Diesen und weiteren Fragen ist kürzlich das Ipsos Institut im Rahmen einer Studie im Auftrag von Dertour nachgegangen.
Knapp 1.000 Personen aus vier Generationen wurden dafür befragt. Sie entstammen den Generationen "Baby Boomer" (Jahrgang 1953 bis 1964), der Generation X (Jahrgang 1965 bis 1979), Generation Y/ Millennials (Jahrgang 1980 bis 1994) und der Gen Z (Jahrgang 1995 bis 2010).
Gleiche Motivation, unterschiedliche Länderpräferenzen und budgetäre Situation
Eine Sache, die alle Jahrgänge miteinander eint, ist das Reisemotiv: demnach suchen alle Generationen Erholung und Entspannung im Urlaub. Auch das Reiseziel ist so ziemlich bei allen gleich: Europa gilt laut Studie als Urlaubsziel Nummer Eins. In den vergangenen zwölf Monaten besonders gefragt waren die Länder Österreich, Italien, Kroatien und Deutschland. Nur Gen Z tanzt hier aus der Reihe und erklärt Spanien zum beliebtesten Reiseort (knapp 19 Prozent). Italien mögen Gen X, Y und Z etwa gleich gern. Auch bei den Fernreisen gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Generationen. Knapp zehn Prozent der Befragten sind im letzten Jahr in die Ferne gereist – hauptsächlich in die USA oder nach Thailand.
Mit Blick auf die Urlaubsanzahl und Dauer zeigte sich, dass durchschnittlich drei Reisen gemacht werden und diese im Schnitt sechs Tage dauern. Übernachtet wird, bevorzugt, im Hotel. An ihrer Seite wissen die Befragten dabei am liebsten ihre:n Partner:in. Wer innerhalb Österreichs oder in die direkten Nachbarländer verreist, plant außerdem kürzere Urlaube – meist ein verlängertes Wochenende.
Deutlich wurde bei der Untersuchung: Boomer besitzen die notwendigen finanziellen Mittel und können es sich dementsprechend leisten, die Welt zu erkunden. Gen X und die Millennials hingegen stecken fest im Arbeitsprozess oder gründen eine Familie und haben daher weniger Zeit. Dafür erschaffen sie aber neue Reisetrends wie "Workation" (LEADERSNET berichtete) oder "Bleisure". Und die Gen Z, die ebenfalls die Welt erkunden möchte, verlässt sich diesbezüglich auf die Arbeitgeber:innen und erwartet, dass Geschäftsreisen Teil der Anstellung sind.
Entscheidungsfaktoren
Laut Studie ist momentan für 71 Prozent der Befragten in erster Linie der Preis ausschlaggebend für die Urlaubsbuchung. Im Umkehrschluss wird Geldknappheit als Hauptgrund für nicht stattfindende Urlaubsfahrten angegeben. Aber auch auf Zusatzleistungen wie Parkplatz vor Ort (50 Prozent), Wellnessangebote (46 Prozent) oder verlängertes Check-in/ Check-out (37 Prozent) wird generationsübergreifend Wert gelegt. Wobei eine flexiblere An- und Abreise besonders von der Gen Z geschätzt wird.
Ebenso nimmt bewussteres Reisen immer mehr Platz in der Gesellschaft ein. Für knapp 60 Prozent ist nachhaltiges Globetrotten zumindest "eher wichtig". Obendrein zeigte ein Drittel der Befragten die Bereitschaft, für eine umweltfreundliche Reise mehr zu zahlen. Besonders bei der jüngeren Gen Z ist die Bereitwilligkeit hoch (50 Prozent).
Informationen und Inspirationen für die Reise holen sich alle vier Generationen vor allem online. D. h. auf Reiseplattformen, Websites und Social Media – wobei natürlich der Jahrgang 1995 bis 2010 vorrangig die sozialen Netzwerke nutzt.
Österreichische Bundesländer im Vergleich
Wenig überraschend verreisen die Wiener:innen am meisten geschäftlich und informieren sich signifikant weniger in Reisebüros. Auch reisen sie deutlich häufiger nach Frankreich, dafür aber weniger nach Kroatien. Kärntner:innen hingegen verreisen am liebsten übers Wochenende und bevorzugen einen Aufenthalt im Hotel. Sie nutzen kaum Social Media und Reiseblogs/Substacks, um sich Informationen über Urlaubsziele zu verschaffen.
Steirer:innen fahren am liebsten nach Kroatien. Als die größten Hindernisse Urlaub zu machen, nennen sie "zeitliche Gründe". Salzburger:innen wiederum tun es den Wiener:innen gleich und verreisen primär geschäftlich. Außerdem interessieren sie sich am meisten für das Thema Nachhaltigkeit.
Wenig begeistert von Kroatien sind auch die Vorarlberger:innen. Dafür lieben Tiroler:innen Italien umso mehr. Für Burgenländer:innen ist insbesondere die Reisezeit entscheidend, und Oberösterreicher:innen legen am wenigsten Wert auf kulturelle Veranstaltungen, buchen aber signifikant häufiger über Online-Reiseportale. Niederösterreicher:innen wiederum schätzen Freizeitparks am Urlaubsort und suchen dafür aber am wenigsten nach einem romantischen Ambiente.
Was die einzelnen Generationen sonst noch auszeichnet, erfahren Sie in der Infobox.
www.dertour-group.com
Wer sind die Baby Boomer, Gen X, Millennials und Gen Z?
Die Generation der Baby Boomer wurde zwischen 1953 und 1964 in ein Österreich des Wirtschaftswachstums geboren. Sie sind eine Wohlstandsgeneration und sind als Letzte komplett analog aufgewachsen. Arbeit hat für sie einen hohen Stellenwert, das zeigt auch das durch sie geprägte Wort "Workaholic". Heute sind sie bereits vielfach in Pension.
Die Generation X kam zwischen 1965 und 1979 zur Welt. Sie zeichnet sich vor allem durch ihre Krisenerprobtheit, ihr starkes Konsumverhalten und ihr relativ hohes Bildungsniveau aus. Sie haben technologische Fortschritte mitgemacht und sind in der analogen Welt genauso zu Hause wie in der digitalen.
Millennials, also Generation Y, wurden zwischen 1980 und 1994 geboren. Sie sind die ersten digital Natives und zeigen sich deutlich heterogener sowie individualistischer als die vorangegangenen Generationen.
Und die Gen Z, also Personen, die zwischen 1995 und 2010 das Licht der Welt erblickten, gelten als digital Natives 2.0. In ihrem Alltag verschwimmen die analogen und digitalen Ebenen zusehends. Außerdem sind sie erlebnisorientiert, weswegen sie ihr Geld lieber in Erlebnisse statt Produkte investieren. Da sie kein Vermögen aufgebaut haben, sind sie besonders preisbewusst, dafür aber auch fordernd.
Kommentar schreiben