Die aktuelle wirtschaftliche Situation, in Verbindung mit den herrschenden geopolitischen Unruhen, führt zu einem zunehmenden Zuspruch der Bevölkerung zur privaten, finanziellen Vorsorge. Das geht zumindest aus einer Vorsorgestudie der Erste Bank und Wiener Städtischen hervor.
Demnach erwarten 57 Prozent der Befragten in den kommenden Monaten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse und Lebensqualität. 32 Prozent gehen von einem Gleichbleiben der Situation aus und lediglich neun Prozent schauen optimistisch nach vorn. Für Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung, ist es daher wenig verwunderlich, dass sich die Menschen in diesem Umfeld dem Thema Vorsorge widmen. So haben 86 Prozent der Befragten ausgesagt, dass die Bedeutung einer privaten Vorsorge für sie persönlich sehr hoch bzw. hoch ist.
Unterschied zwischen Frauen und Männern
Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass Frauen unzufriedener mit dem staatlichen Pensionssystem sind als Männer, denn sie sind rund dreimal so oft von Altersarmut betroffen. Lediglich 41 Prozent haben angegeben, mit dem staatlichen Pensionssystem zufrieden zu sein – 45 Prozent sind es nicht. "Drei Viertel der Frauen gehen davon aus, im Alter eine deutlich niedrigere Pension zu bekommen als Männer. Dabei ist es gerade die eigene finanzielle Unabhängigkeit, die neun von zehn Frauen besonders wichtig ist", so Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich, zum Status quo im Land.
Obendrein gibt es seit 2005 für alle nach dem 1. Jänner 1955 geborenen Österreicher:innen das persönliche Pensionskonto, das einen Eindruck über die eigene finanzielle Situation im Alter erlaubt. Danach befragt, gibt fast die Hälfte der Menschen im Land (48 Prozent) an, über ihr aktuelles Guthaben am Pensionskonto Bescheid zu wissen. Allerdings ist hier ein Altersgefälle festzustellen: Je älter die Befragten, desto häufiger wissen sie Bescheid. Jede:r Zweite, der:die das Guthaben kennt, gibt außerdem an, damit sehr bzw. eher zufrieden zu sein (Männer: 57 Prozent/ Frauen: 44 Prozent). Doch umgekehrt zeigen sich auch 44 Prozent jener Gruppen damit nicht zufrieden – hier geben 48 Prozent der Frauen an, eher nicht bzw. überhaupt nicht zufrieden zu sein.
Auch in puncto Investition zeigen sich Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Laut Holzinger-Burgstaller ist es ein positives Zeichen, dass die Höhe des Betrags, den die Menschen im Schnitt pro Monat bereit sind, für ihre Pensions- und Gesundheitsvorsorge zu investieren, weiterhin hoch bleibt. Allerdings investieren Männer mit 299 Euro pro Monat im Schnitt signifikant mehr als Frauen mit 192 Euro – wobei der Betrag, den Frauen zur Seite legen, von zuletzt 170 Euro gestiegen ist. Jedoch befragt nach dem maximal vorstellbaren Vorsorgebetrag nennen die Befragten im Schnitt 302 Euro im Monat.
Gründe für eine private Vorsorge
Befragt nach den Hauptgründen der Österreicher:innen vorzusorgen, nennen sechs von zehn Befragten eventuelle Schicksalsschläge als Grund. Bei 48 Prozent sind es Familie, Partner:in oder Kinder und weitere 44 Prozent glauben nicht mehr daran, dass der Staat ein verlässlicher Partner bei Pensionen ist. Daher geht fast jede:r sechste Befragte davon aus, später in der Pension weiter arbeiten zu müssen, um sich den gewohnten Lebensstandard leisten zu können. "Hier zeigt die zuletzt stärker werdende Diskussion über die Finanzierbarkeit des staatlichen Pensionssystems Wirkung. Der Umstand, dass bereits heute jeder 4. Steuer-Euro in die Stützung der öffentlichen Pensionen fließt, verunsichert viele Menschen", so Brandtmayer.
Danach gefragt, wie man hier gegensteuern könnte, nannten 39 Prozent eine stärkere Förderung privater Vorsorge, um einerseits sich selbst abzusichern und andererseits den Staat zu entlasten.
Gefragte Klassiker
Fragt man die Österreicher:innen nach den bereits genutzten Vorsorgeinstrumenten, werden die Anlagen-Klassiker aufgezählt: Sparbuch (54 Prozent), Lebensversicherung (34 Prozent) und Bausparen (31 Prozent). Es folgen dann Fondssparpläne, Wertpapiere, Immobilien und Gold. Aber auch an den neuen, von der Politik diskutierten Ansätze, wird Interesse gezeigt: Ein "Vorsorgedepot", bei dem erzielte Gewinne nach einer bestimmten (Mindest-)Behaltefrist steuerfrei für die private Altersvorsorge zur Verfügung stehen soll, ist für 60 Prozent der Umfragteilnehmenden sehr interessant. Weitere 30 Prozent würden es nutzen, falls dies von der Politik beschlossen würde.
www.sparkasse.at
www.wienerstaedtische.at
Kommentar schreiben