Konjunktur dürfte Talfahrt im Herbst fortsetzen

| Redaktion 
| 16.10.2023

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im September auf den niedrigsten Wert seit dem ersten Lockdown. Es sei demnach sehr wahrscheinlich, dass sich die Wirtschaft in einer leichten Rezession befinde.

Nachdem in der Vorwoche bereits das Wirtschaftsforschungsinstitut und das IHS eine eher düstere Konjunkturprognose für 2023 ausgegeben hatten (LEADERSNET berichtete), folgt nun jene der UniCredit Bank Austria. Demnach habe sich die Konjunktur zu Beginn des Herbsts in Österreich weiter eingetrübt. Das ist das Ergebnis des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators.

Abwärtstrend setzt sich fort

"Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzte im September seinen knapp nach Jahresbeginn begonnenen Abwärtstrend fort. Mit minus 4,0 Punkten signalisiert der aktuelle Indikator mittlerweile, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuletzt nur im ersten Lockdown während der Corona-Pandemie ungünstiger eingeschätzt wurden", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: "Die Nachfrageschwäche, die seit Monaten die heimische Sachgütererzeugung und die Bauwirtschaft belastet, hat sich bereits voll auf den Dienstleistungssektor übertragen, der mittlerweile in den meisten Branchen von realen Umsatzeinbußen gekennzeichnet ist."

Inflation bremst Kaufkraft

Während sich die Dienstleistungsnachfrage, gestützt auf die während der Pandemie angesammelten Ersparnisse sowie die fiskalischen Unterstützungen zum Inflationsausgleich, in den vergangenen Monaten der Abschwächung im Produktionssektor entgegenstemmt habe, würden nun die Kaufkrafteinbußen durch die hohe Inflation auf die Nachfrage im Dienstleistungssektor durchschlagen.

"Die Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor hatte im September den stärksten Einfluss auf den erneuten Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators, deutlich belastet durch die weitere Eintrübung der Verbraucherstimmung. Auch in der heimischen Industrie setzte sich der Abwärtstrend noch fort, obwohl sich das Exportumfeld langsam zu verbessern scheint", meint Bruckbauer.

Leichte Rezession?

"Nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal weist die Abwärtstendenz des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators in den vergangenen Monaten auf eine Fortsetzung der Talfahrt im dritten Quartal hin. Damit ist es mittlerweile sehr wahrscheinlich geworden, dass sich die österreichische Wirtschaft seit dem Frühjahr in einer leichten Rezession befindet", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Die aktuellen Wirtschaftsdaten und Stimmungsindikatoren würden zeigen, dass vorerst weiter bestimmende Wachstumsimpulse fehlen würden. Statt des erhofften Beginns einer Erholung sei zumindest bis zum Jahresende 2023 eine Fortsetzung der schwachen Konjunkturentwicklung zu erwarten. Ein Einbruch der österreichischen Wirtschaft zeichne sich jedoch nicht ab.

Inflationsrückgang setzt sich fort

Entscheidend für die Verbesserung der Konjunkturaussichten im Jahr 2024 sei der anhaltende Rückgang der Inflation, die sich in Österreich bereits von über elf Prozent zu Jahresbeginn auf rund sechs Prozent im September verringert hat. In den kommenden Monaten werde sich der Rückgang der Inflation weiter fortsetzen. 

"Wir erwarten einen anhaltenden Rückgang der Teuerung auf unter 5 Prozent Ende 2023. Im Jahresdurchschnitt rechnen wir mit einer durchschnittlichen Teuerung von 7,8 Prozent, die sich 2024 auf 3,6 Prozent reduzieren sollte. Damit wird die Teuerung in Österreich weiterhin klar über der Zielmarke der EZB liegen", so Pudschedl.

Mit der jüngsten Eskalation im Nahen Osten hätten aber die Risiken für eine Fortsetzung des Rückgangs der Inflation und der damit verbundenen Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugenommen. "Wir erwarten jedoch einen lokal und zeitlich begrenzten Konflikt, der über temporäre Ölpreisschwankungen nur sehr begrenzte Auswirkungen auf die Inflation haben dürfte. Daher sollten sowohl die US-Notenbank Fed als auch die EZB ihre geldpolitische Strategie nicht ändern", meint Stefan Bruckbauer.

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