Facebook liefert "Likes" aus dem Jenseits

| 12.12.2012

Viele unbeabsichtigte "Gefällt mir" auch unter lebenden Usern.

Facebook-Nutzer können anscheinend auch nach ihrem Ableben noch "Likes" über das soziale Netzwerk absetzen. Diese Entdeckung hat ein US-Journalist von readwrite.com gemacht. Das Profil seines verstorbenen Freundes hat drei Monate nach der Beerdigung einen Konzern "geliked". Andere User berichten von ähnlichen Erfahrungen mit Zombie-Profilen. In vielen Fällen passen die Likes zudem überhaupt nicht zum Charakter der Verstorbenen. Weitere Recherchen haben ergeben, dass auch unter den Lebenden des Öfteren Unregelmäßigkeiten bei den Likes auftreten.

Rechtfertigung

Facebook rechtfertigt die Likes aus dem Jenseits damit, dass Profile, deren Besitzer nicht beim sozialen Netzwerk als tot gemeldet sind, alte Likes recyceln - genau so wird es auch bei lebenden Usern gemacht. Dass manche Profile von Toten Dinge liken, die die Dahingeschiedenen gehasst haben, ist schwieriger zu erklären. Von diesem Problem sind auch lebende, aktive Nutzer des sozialen Netzwerks betroffen. Unzählige User haben auf Anfrage des US-Reporters berichtet, dass sie schon Erfahrungen mit Likes gemacht haben, die vom User keinesfalls beabsichtigt waren.  Demokraten, die Romney liken, Anarchisten, die Großkonzerne mögen und Veganer, die Fleischhersteller mit einem Klick auf den Like-Button bedacht haben sollen, haben sich auf den Aufruf des Journalisten gemeldet. Auf Nachfrage bei den angeblichen Like-Verteilern stellte sich heraus, dass sie die verdächtigen Unterstützungsbekundungen nie bewusst abgegeben haben.
Facebook erklärt die ungewollten Likes in einer Stellungnahme mit versehentlichen Klicks, die vor allem auf Smartphones passieren. Das soziale Netzwerk kann auch jeden Like über einen Stempel genau zeitlich verorten. Dass all die Unregelmäßigkeiten auf Ausrutscher der Nutzer zurückzuführen sind, erscheint manchen Betroffenen aber verdächtig. "Facebook selber manipuliert hier sicher nicht. Das Risiko wäre zu groß. Die paar zusätzlichen Dollar wiegen den potenziellen Imageschaden nicht auf", sagt Günter Jaritz, Spezialist für systemische Online-Kommunikation.

Keine Absicht

Dafür, dass Unternehmen und Marken einen Weg gefunden haben, Kunden unbemerkt ein Like zu entlocken, gibt es keine Beweise. "Das ist ebenfalls schwer vorstellbar. Den Like-Prozess kontrolliert im Endeffekt Facebook selbst. Die Unternehmen können hier nicht schummeln", so Jaritz. Zudem hat Facebook zuletzt sein Vorgehen gegen falsche Likes verschärft. Dass die User-Beschwerden über Likes, die gar nicht getätigt wurden, erst seit der Beschneidung der Reichweite der Einträge und der Einführung der Promoted-Postings richtig losgingen, könnte auf eine technische Ursache hinweisen. "Das System ist so groß, dass Fehler unausweichlich sind. Gerade bei großen Umstellungen können sich Unregelmäßigkeiten einschleichen. Auch wenn 99,99 Prozent des Betriebs reibungslos ablaufen, sind viele User von Pannen betroffen", erklärt Jaritz. (pte)

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