LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Eggert, Porsche feiert in diesem Jahr seinen 75 Geburtstag. Die Marke und das Unternehmen sind stark in Österreich verwurzelt. Ist man da als langjähriger österreichischer Markenleiter (seit 1999) besonders stolz auf die Erfolge der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte?
Helmut Eggert: Eindeutig ja. Das was sich hier in den letzten 20 Jahren getan hat, ist etwas ganz Großartiges. Wir sind von einer Marke, die ausschließlich in einer kleinen Nische - jener der flachen Sportwagen - aktiv war, zu einem Hersteller geworden, der in vielen Segmenten aktiv ist und dadurch auch eine ganz andere Verbreitung gefunden hat. Das Schöne daran ist, dass ich diese lange Zeit mitgestalten konnte. Es gibt eigentlich kaum einen wassergekühlten Porsche, der nicht durch meine Hände als Importeur gegangen ist, genauso wie es keinen Stromer (Anmerkung: hier ist der Taycan gemeint) gibt. Der Cayenne ist vor gut 20 Jahren quasi mit mir gekommen. Die Einführung des Panamera und des Macan fällt ebenfalls in meine Ära. Somit konnte ich die gesamte Erweiterung der Modellpalette in Österreich begleiten und einführen. Für mich persönlich ist das, wenn ich einmal am Abend mit einem Glas Wein draußen sitze, ein sehr schönes Gefühl. Ich habe mehr Porsches in dieses Land gebracht, als alle meine Vorgänger zusammen. Wobei ich sagen muss, dass ich natürlich mehr Möglichkeiten und eine deutlich größere Produktpalette zur Verfügung hatte bzw. habe.
LEADERSNET: Im Jubiläumsjahr gibt es zahlreiche Feierlichkeiten von Porsche in Österreich, wie das "Festival of Dreams" am Salzburgring (LEADERSNET berichtete) in dessen Rahmen wir das Interview führen. Was sind weitere Highlights?
Eggert: Besonderheiten gibt es eigentlich von Anfang bis Ende des Jahres. Highlights sind bzw. waren unter anderem die Premiere des Films "The Sound of Porsche" in Salzburg, die Eröffnung der höchstgelegenen Porscheausstellung der Welt am Großglockner, eine Präsentation von zehn besonderen Modellen im "Konzernschaufenster" der Porsche Holding Salzburg, die Übergabe eines elektrischen Taycan an die Polizei oder ein Projekt mit dem burgenländischen Künstler John Petschinger. Dieser hat eine Fronthaube eines aktuellen Porsche 911 gestaltet, die im Oktober für den guten Zweck versteigert wird. Außerdem feiert heuer auch der 911 seinen 60. Geburtstag, weshalb es diesbezüglich ebenfalls noch einige Specials geben wird.
LEADERSNET: Porsche setzt wie fast alle Marken, stark auf Elektrifizierung, hält aber auch an Technologien wie E-Fuels fest. Für deren Produktion wurde extra in Südamerika eine Anlage gebaut. Wie ist man mit der Anfangsphase zufrieden? Ist der Output so, wie man sich das vorgestellt hat?
Eggert: Dabei handelt es sich um eine Versuchsanlage, die keinen besonderen kommerziellen Zweck verfolgt. Sie dient dazu, um zu prüfen, wie man die Technologie bereits beherrscht und wie man sie weiterentwickeln kann. Das Projekt ist auch ein "Role Model" für eine spätere, groß angelegte Serienfertigung, deren Ausrollung entsprechend skaliert und umgesetzt werden muss. Meiner Meinung nach, ist das Thema E-Fuels für uns alle wichtig. Aktuell gibt es weltweit rund 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die man nicht einfach wegdenken kann, weil man jetzt auf Strom umstellt. In Österreich wird die Elektromobilität in absehbarer Zeit aufgrund der infrastrukturellen Voraussetzungen funktionieren. Aber Österreich ist nur ein kleiner Punkt auf der Weltkarte. In vielen anderen, teils deutlich größeren Ländern sind solche Voraussetzungen nicht gegeben. Und selbst in Österreich gibt es einen Bestand von rund fünf Millionen Fahrzeugen, die fast alle noch mit Verbrennungsmotoren angetrieben werden. Deshalb werden wir das Klima nicht retten, wenn wir immer häufiger mit Strom fahren. Wir müssen auch die Bestandsflotte möglichst umweltfreundlich und CO2-arm bewegen. Hier sind E-Fuels eine gute Lösung, weshalb Porsche für eine Technologieoffenheit plädiert.
Man darf den Weitblick nicht verlieren, nur weil wir in unseren Breiten nun ein politisches Dogma haben, das sich der E-Mobilität verschrieben hat. Das ist in Ordnung und es braucht auch einen (politischen) Anstoß, damit sich etwas bewegt und verändert. Aber nur zu sagen, das ist jetzt so, ist zu wenig. Denn das Leben ist kein Abfahrtslauf. Wir sollten uns alle - egal ob jung oder alt - dafür einsetzen, dass wir gemeinsam eine vernünftige Zukunft haben. Und das funktioniert global gesehen, meiner Meinung nach, nur mit Technologieoffenheit.
LEADERSNET: Aktuell gibt es bei Porsche zwar mehrere Plug-in-Hybridmodelle, mit dem Taycan aber nur ein einziges Elektroauto. Als nächste Stromer folgen der neue Macan und die 718er-Reihe (Boxster und Cayman). Wann darf man hier in etwa mit dem Marktstart rechnen?
Eggert: Der Elektro-Macan wird im ersten Quartal 2024 präsentiert und dann im Laufe des kommenden Jahres auf den Markt kommen. Die elektrische angetriebene 718er-Reihe wird darauf folgen. Wann hier die Weltpremiere und die Markteinführung über die Bühne gehen werden, kann ich aber noch nicht genau sagen. Mitte des Jahrzehnts ist jedoch realistisch. Und danach kommt der batterieelektrische Cayenne. Ob auch der 911 irgendwann als rein elektrisches Modell kommen wird, entscheiden die Auflagen. Wenn es heißt, dass in Europa ab einem gewissen Zeitpunkt kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden darf, muss man das pragmatisch sehen und darauf entsprechend reagieren.
LEADERSNET: Sind Sie mit den Verkaufszahlen des Taycan zufrieden?
Eggert: Ja, sogar äußerst zufrieden. Der Taycan hat am Markt richtig eingeschlagen, wie man so schön sagt.
LEADERSNET: Die Autoindustrie kämpft derzeit mit vielen Problemen wie den Nachwehen der Corona-Pandemie, Rohstoffknappheit, gestörte Lieferketten, Teuerung, Fachkräftemangel, etc. Hat da eine Premiummarke mit großer Strahlkraft und einer weniger preissensiblen Kundschaft wie Porsche Vorteile gegenüber Massenherstellern?
Eggert: Ja, das haben wir. Aber auch Porsche ist von den Verwerfungen betroffen, da die Marke ebenfalls von Lieferketten abhängig ist. Wir tun uns in manchen Bereichen jedoch etwas leichter, weil wir nicht die großen Mengen benötigen - Porsche baut maximal 300.000 Fahrzeuge im Jahr. Den Fachkräftemangel spüren wir ebenfalls. Hier profitiert Porsche zwar von der Strahlkraft der Marke, aber wenn es Engpässe gibt, treffen diese auch Premiumhersteller.
Bezüglich der langen Lieferzeiten ist es sicher ein Vorteil von einer Marke wie Porsche, dass die Kundschaft bei uns das Warten bis zu einem gewissen Grad ohnehin gewöhnt ist. Unangenehm wird es, sobald es eine Unverlässlichkeit und Unberechenbarkeit gibt. Die genannte Zeitspanne an sich, ist nicht das Problem. Damit können unsere Kund:innen, außer die das Auto unmittelbar - zum Beispiel aufgrund eines Unfallschadens - brauchen, gut leben. Sechs Monate benötigen wir bei Porsche ohnehin, um ein Wunschfahrzeug zu produzieren.
LEADERSNET: Wie sieht die Auftragslage bei den heimischen Händler:innen aus und macht sich bei Porsche-Kund:innen ebenfalls eine gewisse Kaufzurückhaltung bemerkbar?
Eggert: Die Auftragslage ist nach wie vor sehr gut. Zudem haben wir einen sehr hohen Auftragsbestand, der gerade abgebaut wird, was sehr positiv ist.
Unsere Kund:innen sind grundsätzlich eher krisenresistent. Aber in einer Phase steigender Zinsen, denken auch sie wieder mehr darüber nach, etwas zu erwerben, oder nicht zu erwerben. Das führt zwar in keinster Weise zu einer Kaufzurückhaltung oder Konsumverweigerung. Wir spüren es aber, was uns auch unsere Händler:innen mitteilen.
LEADERSNET: Was ist eigentlich Ihr persönlicher Lieblingsporsche und werden wir in 75 Jahren Auto noch fahren?
Eggert: Mein Lieblingsfahrzeug ist das G-Modell, also der 911 G. Das ist für mich persönlich das schönste Auto. Ansonsten aber immer jener Porsche, den wir gerade neu in den Markt bringen. Eine Markteinführung eines neuen Modells ist immer etwas Herausragendes, was mich total beeindruckt. Als beispielsweise der Taycan neu gekommen ist, war das ein richtiger "Wow"-Moment. Ein wirklich tolles Auto und eine riesige Leistung unserer Ingenieur:innen. Deshalb freue ich mich auch schon extrem auf den Elektro-Macan. Aktuell bin ich vom überarbeiteten Cayenne fasziniert. Dieser bietet sehr viel Neues, ohne den "Vorgänger" dabei alt aussehen zu lassen.
In 75 Jahren hoffe ich - als Kind der Zeit des "Raumschiff Enterprise" (Anm.: TV-Serie) -, dass das Beamen Realität wird und wir uns dann im Porsche-Stil sehr angenehm, schnell und lokal emissionsfrei von einem Ort zum anderen beamen (lacht).
www.porsche.at
Als ewiger Porsche Fan und Jahrzehntelanger Fahrer u.Geniesser von Carrera und Cayenne 4,5V8,sowie die Piper Pa28 mit Porsche Triebwerk in Florida,suchen wir als last Lap Car,2Cayen ab 2018 Benz,Hyb,S Dach in silb.metallic,Leder und rote S Gurte... Silberpfeil...😅🏁eben
Diese sind leider Nirgends zu Kriegen😂
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