Der aktuelle "Konjunkturreport Einzelhandel" des WIFO im Auftrag des Handelsverbandes zeigt, dass sich die Abkühlung der internationalen und heimischen Konjunktur auch im Einzelhandel widerspiegelt. Vor allem im Non-Food-Bereich war die Umsatzentwicklung schwach. Auch die Stimmungsindikatoren der Einzelhandelsunternehmen haben sich zuletzt verschlechtert. Die weiterhin hohen Preissteigerungen insbesondere bei den Wohnkosten belasteten den privaten Konsum. Trotz leichter Verbesserung zeigen Vorlaufindikatoren eine eher skeptische Stimmung unter den Konsument:innen.
Einzelhandelsumsätze im ersten Halbjahr real rückläufig
Der reale private Konsum sei dabei bereits seit Jahresbeginn rückläufig. Die Nachfrage soll laut WIFO in allen Monaten des ersten Halbjahres unter dem Vorjahresniveau geblieben sein und verschlechterte sich zu Beginn des zweiten Halbjahres (erste Julihälfte) nochmals. Gleiches gelte für die Umsatzentwicklung im Handel. Nominell konnte der Einzelhandel seine Umsätze zwar durchweg steigern, real (inflationsbereinigt) hat die Branche aber seit dem September des Vorjahres in keinem einzigen Monat mehr ein Wachstum erzielt.
Besonders stark gespart werde laut der Analyse dabei im Elektro- und im Möbelhandel. Auch der Versand- und Internethandel verliert – wie bereits im Vorjahr – weiter an Umsatz. Alle letztgenannten Branchen mussten in den ersten vier Monaten des Jahres sowohl nominelle als auch reale Umsatzrückgänge hinnehmen. (Für Mai und Juni liegen noch keine nach Branchen aufgeschlüsselten Daten vor.)
Tiefpunkt des Konsument:innenvertrauens überwunden
"Die aktuellen Umsatzzahlen aus unserem Konjunkturreport zeigen ganz klar, dass sich die Händler:innen nicht an der Teuerung bereichern. Im Gegenteil, die inflationsbereinigten Umsätze im Einzelhandel sind nun bereits den neunten Monat in Folge zurückgegangen – und das bei anhaltend hohen Kosten. Unsere Branche agiert damit auch weiterhin inflationsdämpfend im Sinne der Konsument:innen und rauft damit ums wirtschaftliche Durchkommen", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Es gebe aber auch Grund für vorsichtigen Optimismus: "Der Tiefpunkt im Konsument:innenvertrauen wurde schon im September 2022 erreicht, seither steigt die Konsumstimmung wieder schrittweise. Vor allem die Erwartung an die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden 12 Monaten hat sich deutlich verbessert", berichtet Studienautor Jürgen Bierbaumer, Senior Economist des WIFO.
"2023 ist für den Handel bisher wie prognostiziert und damit leider nicht so positiv verlaufen wie erhofft. Die Konsumnachfrage der privaten Haushalte ist nach wie vor gedämpft, die nächsten Monate lassen noch keine Besserung erwarten. Umso wichtiger wäre es, dass nun die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft praxisnahe verbessert werden, um einer Rezession entgegenzuwirken", meint Will.
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