In den 70ern groß skandalisiert, 2023 in der ALBERTINA: VALIE EXPORT. "Restrospektive".

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 17.07.2023

Die Performance- und Medienkünstlerin hat früh aufgezeigt, wie sich patriarchale Strukturen dem weiblichen Körper auf schmerzhafte Weise einschreiben. Bis 1. Oktober sind neben den legendären Werken jetzt auch noch nie gezeigte Arbeiten und Installationen zu sehen.

Als sie den bürgerlichen Namen in einer Emanzipationsgeste ablehnte und sich nach SMART EXPORT, einer beliebten Zigarettenmarke, VALIE EXPORT nannte, schockierte sie bewusst eine männerdominierte Gesellschaft, nicht nur in der Kunstszene. 

links: VALIE EXPORT: VALIE EXPORT – SMART EXPORT | Selbstportrait, 1970, © Gertraud Wolfschwenger
rechts: VALIE EXPORT: VALIE EXPORT – SMART EXPORT | Selbstportrait, 1970, © Gertraud Wolfschwenger

Sie ist also international präsent, ihr Werk scheint bestens bekannt – oder doch nicht ganz? Mit dieser Ausstellung in der ALBERTINA konnte Kurator Walter Moser tatsächlich auch überraschen. Da wären zum einen noch nie ausgestellte Serien sowie Collagen, auf denen VALIE EXPORT Frauenfiguren wie Maria oder Venus in klassische Gemälde reininszenierte … 

VALIE EXPORT anlässlich der Ausstellungseröffnung vor ihrem Foto von 1976: Venus Humantias, nach Sandro Botticelli, Venere e Marte“ 1483. © Foto: eSeL Lorenz Seidler

VALIE EXPORT: DIVIDE ET IMPERA! Nach: Martin Schongauer, "Die heilige Familie", 1475-1480, 1976 | © VALIE EXPORT, Bildrecht, Wien 2023

… und dann sind da noch Installationen wie der "Foto-Raum", eine Realität gewordene Illusion, die bisher nur als Idee existierte. Wie wenn es keine Wände gäbe, reicht das Drinnen der Albertina in die äußere Welt hinein, wie selbstverständlich "hinausgehbar":

 
© eSeL Lorenz Seidler

Insgesamt spannt die Ausstellung den Bogen von EXPORTs bahnbrechenden frühen feministischen Aktionen, wie dem TAPP und TASTKINO (1968) über ihre provokanten Performances (ASEMIE – die Unfähigkeit sich durch Mienenspiel ausdrücken zu können, 1973) und vielschichtigen Installationen I (beat (it)) II (1980) bis hin zu der über mehrere Jahre konsequent verfolgten Werkgruppe der Körperkonfigurationen (1972-82).

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Relevanz der Fotografie für das Schaffen der Künstlerin. Ob zu dokumentarischen Zwecken, als Experiment oder als eigenständiges Werk spielt die Fotografie eine zentrale Rolle für EXPORTs feministische und gesellschaftspolitische Fragestellungen. An der Schnittstelle zu Film, Video- und Body-Art erlaubt sie neue Einblicke in das Werk der Künstlerin. Das Verhältnis von Subjekt und Raum, Performance und Bild, Körper und Blick sowie Weiblichkeit und Repräsentation ist hierfür bezeichnend.

 

Stellwände in rauer Betonoptik als gelungene "Kulisse" der Ausstellung © eSeL Lorenz Seidler

VALIE EXPORT – Frau und Künstlerin

Die Performance- und Medienkünstlerin VALIE EXPORT ist Pionierin: Mit feministischer Agenda hat EXPORT früh die Rolle der Frau und Künstlerin untersucht und aufgezeigt, wie sich patriarchale Strukturen dem weiblichen Körper auf schmerzhafte Weise einschreiben. Der Körper ist in EXPORTs bahnbrechendem Werk untrennbar mit seiner Darstellung in visuellen Medien verknüpft. EXPORTs kritische wie tiefgreifende Analyse technischer Abbildungsprozesse legt offen, wie Massenmedien geschlechtsspezifische Identitätsbilder erst konstruieren und festschreiben.

Wien 2023 begrüßt VALIE EXPORT – bei der Ausstellungseröffnung an ihrer Seite: Klaus Albrecht Schröder, Kunsthistoriker und Direktor der ALBERTINA (li.) und Kurator Walter Moser © eSeL Lorenz Seidler

"VALIE EXPORT: Verletzungen I, 1972": Als Paradebeispiel für EXPORTs Konzeptfotografie gilt die Serie der "Körperkonfigurationen". © VALIE EXPORT, Bildrecht, Wien 2023 / Foto Hermann Hendrich

Ebenfalls in der Albertina zu sehen und unvergessen, weil 1968 in Wien und München ein echter Skandal: "VALIE EXPORT: TAPP UND TASTKINO". © VALIE EXPORT, Bildrecht, Wien 2023, Foto: Werner Schulz

Im Februar 1968 führt VALIE EXPORT Peter Weibel an einer Hundeleine zunächst zu einer Vernissage in der Wiener Galerie St. Stephan, eine Woche später dann über die Kärntnerstrasse: "Aus der Mappe der Hundigkeit", © VALIE EXPORT, Bildrecht, Wien 2023, Foto: Joseph Tandl

www.albertina.at/ausstellungen/valie-export/
www.albertina.at

 
VALIE EXPORT: Nachfügung, 1974 | © VALIE EXPORT, Bildrecht, Wien 2023 | Foto: Eric Timmermann

Katalog zur Ausstellung www.shop.albertina.at/de/kat-valie-export-d-2023-p3792 | VALIE EXPORT | Deutsch-Englisch | 
246 Seiten | Softcover | € 34,90.-

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