Die Luxusgüterindustrie kann zuversichtlich in die Zukunft blicken. Nach dem Höchstwert von 345 Milliarden Euro im Jahr 2022 – gegenüber den 290 Milliarden Euro 2021 ein Plus von rund 19 Prozent – wächst der weltweite Markt für persönliche Luxusgüter solide weiter. In den ersten drei Monaten 2023 dürfte der Umsatz der Edelmarken mit hochwertiger Kleidung, Schuhen, Lederwaren, Parfüm und Schmuck trotz aller wirtschaftlichen Risiken und der geopolitischen Instabilität im Vergleich zum Vorjahresquartal um bis zu 11 Prozent zugenommen haben. Für das Gesamtjahr 2023 wird das Plus je nach Konjunkturentwicklung voraussichtlich zwischen 5 und 12 Prozent betragen. Zu diesem Ergebnis kommen die internationale Unternehmensberatung Bain & Company und der italienische Luxusgüterverband Fondazione Altagamma im aktuellen Frühjahrsupdate ihrer "Luxury Goods Worldwide Market Study".
Verdoppelung des Marktvolumens in Sicht
Laut Studie könnte das weltweite Marktvolumen bis 2030 auf bis zu 570 Milliarden Euro steigen, was gemessen an den 220 Milliarden Euro des Jahres 2020 weit mehr als eine Verdopplung bedeuten würde. "Die Luxusgüterindustrie tritt in eine neue post-pandemische Wachstumsphase ein, in der Anpassungsfähigkeit und Resilienz entscheidend sein werden", erklärt Bain-Partnerin und Branchenexpertin Marie-Therese Marek. „Erfolgreiche Marken fokussieren sich holistisch auf ihre Kundschaft, managen ihre regionale Ausrichtung und offerieren ein hochwertiges Angebot mit entsprechendem Clienteling und Erlebnischarakter. Zudem setzen sie gezielt auf ausgewählte ikonische und zeitlose Produkte."
Kaufkräftige Tourist:innen in Europa
Allerdings sind die Aussichten für die Branche von Region zu Region unterschiedlich. Europa hat ein starkes erstes Quartal 2023 verzeichnet, was vor allem an der anhaltenden Kauffreude der besonders Wohlhabenden lag. Und dass der internationale Tourismus nach dem weltweiten Ende der Corona-Restriktionen zurückgekehrt ist, hat das Luxusgeschäft zusätzlich belebt. "Nichtsdestotrotz könnte Europa schon bald einen 'Moment der Wahrheit' erleben“, warnt Marek. "Die Zahl der Reisenden aus den USA und dem Mittleren Osten könnte in den kommenden Monaten zurückgehen, sodass eine Abschwächung der Dynamik im Bereich des Möglichen ist." Dafür aber fänden sich wieder mehr Touristen aus China und Fernost ein.
Die neuen Ansprüche der Luxus-Kund:innen
Die aktuelle Studie zeige zudem über alle Kategorien hinweg ein "Streben nach Höherem", das von ikonischen und ultra-luxuriösen Produkten getrieben werde, konstatiert Branchenkennerin Marek. "Die Kundschaft setzt inzwischen gezielt auf weniger, aber in ihren Augen umso exklusivere Käufe." Diese Entwicklung geht vor allem zurück auf das Top-Kundensegment, dem auch viele besonders Vermögende angehören. Im Jahr 2022 stand dieses Segment für schätzungsweise etwa 2 Prozent aller Luxuskundinnen und -kunden und insgesamt rund 40 Prozent der Umsätze. Diese Konzentration hat in den letzten Jahren sogar leicht zugenommen.
Was sich ändern wird
Auch die Luxushersteller sind gefordert, sich verstärkt mit Nachhaltigkeit beziehungsweise den ESG-Kriterien auseinanderzusetzen und ihnen Rechnung zu tragen. So will die EU beispielsweise durch strengere Vorgaben für mehr Kreislaufwirtschaft in der Bekleidungsindustrie sorgen.
Profitieren könnten die Luxushersteller vom Fortschritt auf dem Gebiet der generativen künstlichen Intelligenz. Anwendungsbeispiele reichen von der Entwicklung neuer Produktdesigns über die Gestaltung von Werbekampagnen bis hin zur Unterstützung des Vertriebs. "Wer zu den Gewinnern der Zukunft gehören will, muss jetzt Pilotprojekte im Bereich KI starten", ist Marek überzeugt.
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