"Das Stimmungstief scheint zum Jahresende überwunden worden zu sein. Die Konjunkturstimmung in Österreich hat sich mit Beginn des neuen Jahres spürbar aufgehellt“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist gegenüber dem Jahresende um einen ganzen Punkt gestiegen. Trotz der stärksten monatlichen Verbesserung seit eineinhalb Jahren liegt der Wert mit minus 1,4 Punkten aber noch klar unter dem langjährigen Durchschnitt und weist auf eine derzeit zumindest noch leicht rückläufige Wirtschaftsentwicklung in Österreich hin."
Dienstleister spüren etwas Rückenwind
Ein guter Start in die Wintersaison und eine zufriedenstellende Buchungslage hätten der Tourismuswirtschaft Auftrieb gegeben und auch die Geschäfte im Handel würden unter Berücksichtigung der herausfordernden Rahmenbedingungen besser laufen, als viele Unternehmer:innen befürchtet hätten. Erstmals seit einem halben Jahr habe sich außerdem die Konjunktureinschätzung der heimischen Industrie nicht mehr getrübt.
Einzig in der Bauwirtschaft, drücke die mittlerweile rückläufige Auftragsentwicklung, insbesondere im Wohnbau, die Stimmung.
Trotz der erstmaligen Verbesserung des Exportumfelds, seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine, liege die Industriestimmung in Österreich jedoch weiterhin deutlich im pessimistischen Bereich. Das nachlasssende Neugeschäft und Sorgen über die Konkurrenzfähigkeit im Exportgeschäft angesichts der Kostenentwicklung würden das Bild trüben.
Inflationsrückgang unterstützt Erholung ab dem Frühjahr
Nach dem Rückgang des BIP im vierten Quartal 2022 deute die aktuelle Stimmungslage auf eine derzeit noch anhaltende rückläufige Wirtschaftsentwicklung hin. Sollte sich der Trend vom Jahresbeginn weiter fortsetzen, werde die österreichische Wirtschaft im Startquartal 2023 deutlich weniger stark zurückgehen als zum Jahresende und die erwartete Rezession über die Wintermonate werde nur sehr mild ausfallen.
"Nach dem schwachen Start ins Jahr 2023 sind die Aussichten auf eine Erholung ab dem Frühjahr sehr gut, doch das Wachstumstempo wird voraussichtlich niedrig bleiben. Der zähe Rückgang der Inflation und die veränderten Finanzierungsbedingungen nach der Verschärfung der Geldpolitik durch die EZB werden das Aufschwungstempo belasten. Im Gesamtjahr 2023 erwarten wir daher weiterhin nur eine Stagnation der österreichischen Wirtschaft bei einem BIP-Anstieg von 0,3 Prozent", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Zäher Inflationsrückgang
Das verhaltene Erholungstempo der österreichischen Wirtschaft 2023/24 ist vor allem auch dem vorerst zähen Rückgang der Inflation in Österreich geschuldet. Nach dem deutlichen Anstieg der Teuerung zu Jahresbeginn dürfte nun der Höhepunkt zwar erreicht sein, doch der starke Rückgang der Energiekosten schlägt sich noch nicht entsprechend in der Entwicklung der Verbraucherpreise nieder. In den kommenden Monaten dürfte die Teuerung nur zögerlich sinken.
Die relativ hohen Lohnabschlüsse und die fiskalpolitischen Maßnahmen stützen die Kaufkraft der Haushalte. Die hohe Auslastung vieler Branchen begünstigt noch die Durchreichung der Kostenanstiege auf die Verkaufspreise. Zudem sei weiter mit starken Zweitrundeneffekten unter anderem durch automatische Indexierungen etwa bei Mieten zu rechnen.
"Wir gehen von einem Rückgang der Inflation im Jahresdurchschnitt 2023 auf 6,5 Prozent aus. Für 2024 ist eine Verringerung der Inflation auf durchschnittlich drei Prozent zu erwarten, wobei gegen Ende des Jahres die Teuerung bereits nur mehr knapp über dem 'Normalniveau' von zwei Prozent liegen sollte", meint Pudschedl.
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