Am Mittwoch lud EHL-Immobilien zur großen Pressekonferenz zur aktuellen Lage der Branche: Der CEO der EHL Gruppe Michael Ehlmaier und die Experten Sandra Bauernfeind aus dem Bereich Wohnimmobilien, Franz Pöltl aus dem Investment-Bereich, Mario Schwaiger aus dem Einzelhandel und Stefan Wernhart präsentierten die aktuellen Zahlen und Fakten sowie Prognosen zu den Entwicklungen der nächsten zwölf Monate.
Der heimische Immobilienmarkt bleibe 2020 durch die Niedrigzinsen begünstigt – die Renditen für Anleger zeigen sich noch hoch und lassen Raum für künftige Preisanstiege. Bei den Eigentumswohnungen gebe es einen Nachfrageüberhang, weil 60 Prozent der neuen Wohnungen vermietet würden, so EHL. Vor drei bis fünf Jahren seien es noch unter 40 Prozent gewesen.Aktuell werden rund zwei Drittel der neuen Wohnungen vermietet, die Investoren würden aufgrund der langfristig niedrigen Zinsen am Ball bleiben, erläutern die Experten von EHL.
"Wirklich gute Eigentumswohnungsprojekte sind schwer zu finden"
Ebendiese Zinsen würden Objektkäufe durch institutionelle und private Investoren nämlich fördern, wobei damit zugleich das Angebot für private Wohnungskäufer sinke. Wohnimmobilien-Expertin Sandra Bauernfeind brachte es folgendermaßen auf den Punkt: "Wirklich gute Eigentumswohnungsprojekte sind schwer zu finden." Gerade angesichts der Berliner Mietendeckel-Debatte rücke aber Wien nach wie vor in das Interesse internationaler Investoren.
Das Angebot interessanter und hochqualitativer Projekte erhöhe sich bei Eigentumswohnungen nicht so wie bei Mietwohnungen. Je nach Lagebedingungen sieht Bauernfeind 2020 in guten bzw. sehr guten Lagen einen Anstieg der Wohnungskaufpreise um 3,75 bis 4,25 Prozent, in durchschnittlichen Lagen um zwei bis 2,75 Prozent.
Mietentwicklung in Österreich weniger dynamisch aus im Ausland
Im Auslandsvergleich entwicklÖsterreich nicht so dynamisch wie im Ausland – auch deshalb, weil ein großer Teil der Hauptmietwohnungen von gemeinnützigen Bauträgern oder öffentlich-rechtlichen Gesellschaften getragen würde, etwa von Gemeinden.
Die neue Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" in Wien habe zu weniger Grundstückstransaktionen geführt, so Bauernfeind. Daher würden die Wohnungspreise und Mieten kurz- und mittelfristig weiter steigen, glaubt die Expertin: "Der angestrebte preisdämpfende Effekt erscheint erst langfristig realistisch." Im Jahr 2019 habe der Mietenanstieg wohl circa 1,5 Prozent betragen, 2020/21 sei Ähnliches zu erwarten. Die heuer in Wien zu erwartenden 19.000 bis 20.000 Wohnungsfertigstellungen - ein lange nicht gesehener hoher Wert - würden natürlich dämpfend wirken. Jedenfalls seien die Mieten in den letzten Jahren weit weniger angestiegen als die Eigentumswohnungspreise.
Büroflächen sehr gefragt
Am Büromarkt in Österreich wird die Neuflächenproduktion heuer nach Ansicht von EHL wieder deutlich anziehen und mit voraussichtlich 177.000 Quadratmetern etwa das vierfache Volumen von 2019 erreichen, als ein Rekordtief verzeichnet wurde. Der gesamte Wiener Büromarkt umfasst 11,3 Millionen Quadratmeter, doch ist davon nur gut die Hälfte (sechs Millionen Quadratmeter) als moderner Bestand anzusehen. Da 2019 zu wenig gebaut wurde, gebe es bei Büros einen Nachfrageüberhang, und die Fertigstellungen seien bereits hochgradig vorvermietet, so EHL-Büromarktexperte Stefan Wernhart.
Zwei Drittel des gesamten gewerblichen Transaktionsgeschäfts in Österreich spielten sich in Wien ab. Die Immo-Renditen liegen aktuell wieder vier Prozent über jenen festverzinslicher Veranlagungen, nachdem der Spread jahrelang drei bis vier Prozent betragen habe. Der Abstand zeige, dass es einen Spielraum für eine Verengung des Spreads und damit für Preisanstiege gebe, so der Experte.
Bei Einzelhandelsimmobilien mache sich bemerkbar, dass sich der Hype rund um den Onlinehandel schön langsam sättige, immerhin habe der stationäre Handel hier Gegenkonzepte entwickelt, sagte Bereichsleiter Mario Schwaiger. Durch ein geringes Neuflächenangebot und umfassende Modernisierungen würden bestehende Standorte gestärkt. Österreichweit würden kaum neue Verkaufsflächen dazukommen, daher würden die Flächen insgesamt in den nächsten Jahren eher zurückgehen.
Eindrücke von der EHL-Pressekonferenz finden Sie in unserer Fotogalerie. (red)
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