Am 18. November lud die Industriellenvereinigung Wien zu ihrer jährlichen Ordentlichen Vollversammlung. Zahlreiche Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft und Politik fanden sich im Haus der Industrie in der Innenstadt ein. Die Keynote kam von Bürgermeister Michael Ludwig, moderiert wurde der Abend von Corinna Milborn. Thematisch stand natürlich die aktuelle Lage des heimischen Wirtschaftsstandortes im Mittelpunkt. Aufgrund von Entwicklungen wie den massiv gestiegenen Energiepreisen und den hohen Lohnabschlüssen büßte Österreich in den letzten Jahren bei der Wettbewerbsfähigkeit massiv ein, was sich mittlerweile auch in steigenden Arbeitslosenzahlen und einem Rekord an Firmenpleiten bemerkbar macht. Kein Wunder, dass IV-Wien Präsident Christian C. Pochtler tiefgreifende Strukturreformen fordert, um Deindustrialisierung und Wohlstandsverluste zu stoppen. "Wir preisen uns sukzessive aus den Märkten hinaus", so Pochtler.
Anpassungen an eine veränderte Welt notwendig
Weiters meinte der IV-Wien Präsident in seiner Rede bei der Ordentlichen Vollversammlung, dass die Welt, wie wir sie bis 2019 gekannt haben, nicht wieder zurückkehre. Sie werde multipolarer und Europa, Österreich und jedes Unternehmen müssten ihren neuen Platz finden. Man habe es in den vergangenen Jahren verabsäumt, sich in einer durch multiple Krisen veränderten Welt anzupassen. Stattdessen habe die Politik versucht, "Symptome mit immer mehr Geld zuzuschütten, statt über die strukturellen Ursachen nachzudenken", so Pochtler. Infolgedessen steige nun die Staatsschuldenquote, denn "staatlichen Ausgaben werden nicht mehr durch eine wachsende Wirtschaft gedeckt". Mit mutigen Reformen gelte es jetzt, den Wirtschaftsstandort Österreich wieder wettbewerbsfähig zu machen, wie der Präsident forderte. Eine neue Bundesregierung müsse "an allen verfügbaren Stellschrauben drehen. Wir können uns den Luxus nicht mehr leisten, notwendige Strukturreformen auf die lange Bank zu schieben."
So brauche es unter anderem endlich echte Reformen im Pensionsbereich, und dabei "werden wir auch an einer Erhöhung des faktischen und des gesetzlichen Pensionsantrittsalters nicht herumkommen", so Pochtler. Weiters brauche es Anreize für mehr und längeres Arbeiten. "Leistung muss sich wieder lohnen", so der Präsident, der daher etwa auch die Absenkung der Lohnnebenkosten sowie der Steuerstufen forderte. Insgesamt müsse die Belastung durch Steuern und Abgaben merklich sinken, "am besten deutlich unter 40 Prozent". Man müsse, freilich nicht nur in Österreich, sondern auch in der EU, "Bürokratie abbauen und den Regulierungsdschungel ausdünnen", den Freihandel fördern und endlich einen funktionierenden europäischen Kapitalmarkt schaffen.
"Wir in der Industrie verstehen Fortschritt, Anpassung und Reformfreudigkeit – sie sind Teil unserer unternehmerischen DNA. Jetzt muss auch die Politik liefern", so Pochtler. Wenn eine neue Bundesregierung konsequent und beharrlich die bekannten Megabaustellen in Angriff nehme, dann "haben wir die Chance, bis zum Ende dieses Jahrzehnts wieder ein wohlhabendes und modernes Land mit Zukunft im Herzen Europas zu sein", betonte der Präsident.
Lob für die Stadt Wien
Abschließend wandte sich der IV-Wien Präsident in seiner Rede noch direkt an den Keynote-Speaker Michael Ludwig: "Man ist nie in allen Themen einer Meinung, aber eines möchte ich hervorheben: Die Stadtregierung arbeitet – proaktiv und mit Nachdruck – gemeinsam mit der IV Wien, die industrielle Basis in Wien zu halten und weiter auszubauen." Dies sei keineswegs selbstverständlich, in vielen anderen europäischen Großstädten wurde die Industrie aus den Städten verbannt, nicht so in Wien. "Wir finden für unsere Anliegen immer ein offenes Ohr. Dafür gebührt im Besonderen unserem Bürgermeister Michael Ludwig und Stadtrat Peter Hanke unser Dank."
Alles in allem war die Ordentliche Vollversammlung ein gelungener Abend, von dem die Gäste viel mitnehmen konnten. Eindrücke der Veranstaltung sehen Sie im LEADERSNET.tv-Video und in unserer Galerie.
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