Seit Kurzem hat Cupra mit dem Tavascan sein zweites rein elektrisches Modell im Programm. Beim Newcomer handelt es sich um ein SUV-Coupé in der 4,60 Meter Klasse. Beim bereits seit einigen Jahren erhältlichen Born handelt es sich hingegen um einen kompakten Stromer in Golf-Größe, der mit dem VW ID.3 ein technisches Pendant vom Mutterkonzern Volkswagen hat. Beide Stromer werden übrigens im selben Werk in Deutschland gebaut. Nun hat die spanische VW-Tochter mit dem Born VZ das Modellangebot nach oben hin ausgebaut. VZ steht im Spanischen für Veloz, was so viel wie "schnell" bedeutet. LEADERSNET hat sich im Rahmen eines Tests angeschaut, ob der spanische Stromer seinem Namenszusatz gerecht wird.
Design und Innenraum
Außen hebt sich die neue Top-Version nur dezent von den schwächeren Modellen ab. Zu den Erkennungsmerkmalen zählen u. a. die speziellen 20-Zoll-Felgen mit breiteren Performancereifen. Letztere sollen dafür sorgen, dass die gesteigerte Leistung und das erhöhte Drehmoment über die Hinterräder auf die Straße gebracht werden. Zudem steht der Born VZ dadurch etwas satter auf der Straße. Am Heck stechen das VZ Logo in dunklem Chrom sowie der Marken-Schriftzug in dunkler Chromfarbe ins Auge. Im Vergleich zum ID.3, den es seit Kurzem ebenfalls in einer leistungsstärkeren GTX-Version gibt, sieht der Spanier jedenfalls deutlich sportlicher aus.
Innen sammelt der Born u. a. mit seiner ordentlichen Qualitätsanmutung sowie der upgedateten Software Pluspunkte. Highlight sind die sogenannten serienmäßigen "CUPBucket"-Sitze, die zwar extrem sportlich aussehen, aber neben gutem Seitenhalt auch einen hohen Langstreckenkomfort bieten. Dank umfangreicher Verstellmöglichkeit (elektrisch) finden eigentlich Fahrer:innen aller Größen eine gute Sitzposition. An den Abmessungen und am Platzangebot ändert der Namenszusatz freilich nichts. Aber hier spielt der Born in seiner Klasse ohnehin ganz vorn mit, was vor allem an der E-Plattform mit den Batterien im ebenen Boden und dem langen Radstand liegt. Einen Frunk gibt es leider nicht, das Ladekabel findet aber unter dem doppelten Ladeboden im Kofferraum Platz. Falls dieser voll beladen ist, ist das dennoch etwas unpraktisch.
Bedienung und Software
Zur aufgewerteten Serienausstattung zählen im Born VZ u. a. ein 12,9 Zoll großer Touchscreen (plus 0,9 Zoll) sowie die Ambiente-Beleuchtung Plus. Letztere verfügt über Voll-LEDs, die sich über die gesamte Breite des Armaturenbretts erstrecken, und bestimmte Funktionen hervorheben und Warnungen geben. Dazu gehören Informationen über den Ladezustand, die eingebauten Fahrerassistenzsysteme (Front Assist, ACC und C2X-Gefahrenwarnung), Infotainment-Funktionen (Sprachsteuerung, Telefonanrufe, Navigationssystem), den Parkassistenten, sowie das Ver- und Entriegeln und das Ein- und Aussteigen. Im Test haben sich diese visuellen Hinweise durchaus bewährt, weil sie die Aufmerksamkeit erhöhen.
Bei der Software hat der Volkswagenkonzern glücklicherweise auf die Kritik der Erstkund:innen von ID.3 und Born gehört und viele Macken mittlerweile ausgemerzt. Als praktisch erwies sich beispielsweise die sogenannte intelligente e-Routenplanung, die auf einer längeren Strecke die Ladestopps so berechnet, dass das Ziel möglichst schnell erreicht wird – dabei bezieht das System neben dem Ladezustand der Batterie auch die aktuelle Verkehrslage und die Prognosen ein. Zudem werden besetzte Ladesäulen erkannt und gar nicht erst vorgeschlagen. Im Test funktionierte das wirklich sehr gut. Bei der Bedienung gibt es aber nach wie vor Nachholbedarf. Dazu zählen die unbeleuchteten Slider für die Temperatur- und Lautstärkeregelung, die nach wie vor zu sensibel reagierenden Sensortasten am Multifunktionslenkrad sowie der fehlende klassische Lautstärkenregler. Dafür funktioniert die Sprachsteuerung weitestgehend verlässlich. Häufig muss dennoch der Touchscreen herhalten, bei dem eine neue Menüstruktur für etwas mehr Durchblick sorgt. Das 5,3 Zoll große bzw. kleine Fahrer-Display ist recht übersichtlich gestaltet. Viel Lob verdient das optional erhältliche Augmented-Reality-Head-up-Display, das Infos wie Geschwindigkeit oder Navigationsanweisungen direkt in die Windschutzscheibe spiegelt.
Fahren
Nun kommen wir aber zur eigentlichen Paradedisziplin des Born VZ. Schließlich soll das Top-Modell für ordentliche Laune sorgen und das macht es auch. Kein Wunder, schließlich liefert die E-Maschine 240 kW (326 PS) Leistung – eine Steigerung von 40 Prozent gegenüber der e-Boost-Version. Auch das Drehmoment wurde auf 545 Nm erhöht – 75 Prozent mehr als bei allen anderen Versionen des Born. So gerüstet, erreicht der VZ die 100 km/h aus dem Stand in 5,7 Sekunden, was bei Beifahrer:innen durchaus für Eindruck sorgt. Dass die Höchstgeschwindigkeit ebenfalls angehoben wurde und jetzt bei 200 km/h abgeregelt – 40 km/h mehr im Vergleich zur e-Boost-Version – spielt hierzulande eine untergeordnete Rolle.
Die Cupra-Ingenieur:innen haben aber nicht nur an der Leistungsschraube gedreht. So bringt das neue Top-Modell auch Optimierungen bei der Fahrzeugabstimmung mit. Ein neues adaptives DCC-Sportfahrwerk, ein reaktionsschnelles Lenkverhalten und ein direkteres Bremspedalgefühl sorgen für ein äußerst dynamisches Fahrverhalten, das den Pilot:innen stets ein Lächeln ins Gesicht zaubert – vor allem auf schnell aneinander folgenden Kurven. Hier macht es sich wirklich bezahlt, dass an der Hinterachse des Born VZ neue Dämpfer und Federn verbaut sind, die perfekt mit ihren aktualisierten Dämpferventileinstellungen und dem Feder-Setup der Vorderachse sowie den verstärkten Stabilisatoren zum DCC-Sportfahrwerk zusammenspielen. Zudem vermitteln die größeren Stopper ein besseres Bremsgefühl als bei den schwächeren Varianten.
Ansonsten sind im Alltagsbetrieb noch die sehr gut funktionierenden Assistenzsysteme aufgefallen. Vor allem der "Travel-Assist", der auf der Autobahn Spur, Tempo und Abstand automatisch hält, erwies sich als großer Komfortgewinn. Wem gesetzlich vorgeschriebene Helferlein wie Geschwindigkeitswarnung oder Spurhalteassistent auf die Nerven gehen, kann diese recht unkompliziert via Touchscreen deaktivieren.
Verbrauch und Reichweite
Als Energiequelle dient jetzt eine 79 kWh (plus 2 kWh) Batterie, die an Schnellladestationen mit bis zu 185 kW geladen werden kann und laut Hersteller eine WLTP-Reichweite von bis zu 570 Kilometer ermöglichen soll. Den Normverbrauch gibt Cupra mit 14,9 kWh auf 100 km. Im Test haben wir diesen Wert nicht ganz erreicht. Für eine rund 270 km lange Fahrt von Wien ins östliche Oberösterreich, wobei der Tempomat auf der Autobahn auf 130 km/h eingestellt war, hat es jedoch locker gereicht. Bevor es zurück nach Wien ging, haben wir den ID.3 auch Überland und im Stadtgebiet bewegt. Insgesamt kamen wir auf einen Verbrauch von 20,1 kW auf 100 km, was im Vergleich zur Werksangabe ein doch deutlich höherer Wert ist. Das dürfte aber auch an den eher kühlen Temperaturen und am Fahrverhalten gelegen haben – der VZ macht einfach zu viel Freude, um ihn nur schleichend von A nach B zu kutschieren. Zudem muss man dem Spanier zugutehalten, dass er nach einer Vollladung an einer Schnellladestation, wo er tatsächlich über eine längere Zeit mit fast 180 kW nachgeladen hat, eine Reichweite von 409 Kilometern angezeigt hat. Und diese war von den im Test erzielten rund 385 km gar nicht weit entfernt. Die versprochenen 570 km waren aber deutlich außer "Reichweite".
Was beim effizienten Fahren hilft, ist die sehr gut abgestimmte Rekuperation, deren Stärke man über die Wippen am Lenkrad beeinflussen kann. Das ist aber nicht notwendig, denn die automatische Einstellung, die Navi-, GPS- und Sensordaten nutzt, funktioniert derart souverän, dass sie in manchen Situationen fast gespenstisch wirkt. So wird die Geschwindigkeit vor Ortseinfahrten, Kreisverkehren oder vorausfahrenden Autos stets nahezu perfekt und äußerst harmonisch reduziert. Die dabei zurückgewonnene Energie (Rekuperation) fließt wieder in den Akku zurück.
Fazit
Cupra hat mit dem Born VZ ein würdiges Top-Modell seines kompakten Stromers lanciert. Das Fahrzeug macht beim Fahren enorm viel Laune, ist gut verarbeitet, umfangreich ausgestattet und (Software-)technisch auf dem neuesten Stand. Abzüge in der B-Note gibt es für die zu sehr auf Touch fokussierte Bedienung und den deutlich über der Norm liegenden Praxisverbrauch. Dennoch reicht die erzielte Reichweite von fast 400 km im Alltag völlig aus. Und wer auf langen Strecken unterwegs ist, muss dank der für diese Klasse hohen Ladeleistung nur kurze Zwischenstopps einplanen.
Dass es ein derart performantes und gut ausgestattetes Elektroauto nicht zum Sonderpreis gibt, ist klar. Cupra verlangt für den Born VZ mindestens 43.100 Euro. Somit kann sich das Preis-Leistungs-Verhältnis durchaus sehen lassen. Zum Vergleich: Der ebenfalls 210 kW (286 PS) starke VW ID.3 GTX kostet mindestens 46.790 Euro und ist somit noch einmal teurer. Für beide Stromer spricht jedenfalls, dass sie in Europa gefertigt werden.
www.cupraofficial.at
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