Computerspiel bringt Durchbruch bei HIV

| 20.09.2011

Gamer helfen Forschern. 

Innerhalb von zehn Tagen haben User des wissenschaftlichen Computerspiels "Foldit" die Struktur der sogenannten "Retroviralen Protease" - dem Schlüssel zur Reproduktion des HI-Virus - aufgedeckt. Durch das bessere Verständnis der Molekularstruktur und deren Aufbau könnte ein wesentlicher Durchbruch bei der Bekämpfung der Immunschwäche gelingen. Hintergrund ist, dass Rechner mit ihren Algorithmen die gestellten Aufgaben nur schwer lösen können, während Menschen unsinnige Verbindungen schneller erkennen. Derzeit spielen etwa 60.000 Menschen weltweit dieses Spiel - oft ohne jegliche medizinische oder biochemische Vorkenntnisse.

"Foldit ist ein extrem prominentes und hervorragendes Beispiel für Serious Games, bzw. Gamification. Es ist eine Art Crowdsourcing was das Problem des Spatial Reasoning angeht, das heißt, ein Problem - in diesem Fall das Problem des Faltens der Proteine - wird an 10.000 oder mehr Amateure weitergegeben. Im richtigen Setting ist diese Methode besser und effektiver, als wenn sich zehn der besten Köpfe damit beschäftigen", so Steffen P. Walz vom Games & Experimental Entertainment Laboratory Europe der RMIT University.

Durchbruch durch wissenschaftliche Spiele

Zoran Popovic, Erfinder von Foldit, hofft, mit ersten Ergebnissen die Kritiker davon zu überzeugen, dass wissenschaftliche Spiele zu wichtigen Durchbrüchen führen. Das hat Foldit nunmehr spielend bewiesen, denn der Aufbau der Retroviralen Protease war den Forschern seit mehr als zehn Jahren ein Rätsel. Zu sehen, wie sich dieses Protein aufbaut, gibt Forschern ein Werkzeug in die Hand, um dieses Wachstum künftig medikamentös einzubremsen.  "Nachdem eine ganze Reihe von Versuchen fehlgeschlagen war, die Kristallstruktur der M-PMV Retroviralen Protease durch das Austauschen von Molekülen herauszufinden, haben wir einfach die Spieler von Foldit aufgefordert, uns akkurate Modelle des Proteins zu liefern", so Popovic.

Dass kaum einer der Spieler einen Hintergrund als Biochemiker hat, spielt dabei keine Rolle, denn die Millionen an Möglichkeiten, Moleküle zu drehen, verlangen nach einer großen Anzahl an Versuchen und Problemlösern: "Die Leute haben ein räumliches Vorstellungsvermögen. Darin sind Computer nicht sehr gut", meint der führende Designer von Foldit, Seth Cooper. So ein Spiel kann die Stärken von Computern und Menschen bündeln, meint der Fachmann. Neben HIV sind den Foldit-Spielern auch Fortschritte bei Krebs und Alzheimer zu verdanken. (pte)

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