Umbruch in der Handywelt

Google kauft Motorola - Gerüchteküche um Nokia und BlackBerry.

Google schluckt den Handy-Hersteller Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar - der teuerste Zukauf in der Geschichte des weltgrößten Suchmaschinenbetreibers. Mit dem Patente-Fundus und den Geräten von Motorola Mobility greift Google den iPhone-Hersteller Apple direkt an. Der Deal solle die Verbreitung des hauseigenen Handy- und Tablet-Betriebssystems Android voranbringen, erklärt Larry Page, Google-CEO. Mit anderen Smartphone Herstellern möchte man aber auch weiterhin “auf Augenhöhe” zusammenarbeiten.

Die Übernahme soll bis Ende des Jahres oder Anfang 2012 über die Bühne gehen. Bei einem Scheitern der Übernahme muss Google eine Vertragsstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar an Motorola zahlen. Es wird angenommen, dass sich Motorola damit für den Fall absichert, dass die Wettbewerbsbehörden den Deal doch noch zum Platzen bringen könnten.

Starke Player gefragt

Martin Giesswein, Country Manager Nokia Austria von leadersnet.at auf die jüngsten Ereignisse angesprochen: "Die Übernahme von Motorola Mobility durch Google bestätigt die Notwendigkeit eines dritten Standbeines neben Apple und Google. Nur ein starker Player kann sich hier als drittes Ökosystem durchsetzen und einen Ausgleich im Markt bringen – und genau das werden wir gemeinsam mit Microsoft schaffen: Nokia mit Windows Phone wird für Kunden, Entwickler und Mobilfunkbetreiber eine wichtige Alternative bieten. Diese Notwendigkeit wird durch die Übernahme von Motorola nur noch deutlicher."

Andrea Gaal von Sony Ericsson begrüßt das Bekenntnis von Google, zu Android und seinen Partnern zu stehen. "Wir glauben, dieser Abschluss wird angesichts der jüngsten industriellen Entwicklungen in Hinblick auf Patente dazu beitragen, die Offenheit des Betriebssystems Android zu schützen. Sony Ericsson ist davon überzeugt, dass Google weiterhin die Offenheit der Plattform und gleichberechtigte Behandlung seiner Partner fortführen wird. Wir stehen nach wie vor zu der Plattform und unser Produktportfolio sowie die Kundenbeziehungen werden nicht von dem bevorstehenden Abschluss beeinflusst werden. Wir werden mit unserer Strategie, einzigartige und differenzierte Konsumentenerlebnisse mit unserem Portfolio der Xperia Smartphones zu schaffen, fortfahren", so Andrea Gaal, General Manager Central Europe Sony Ericsson.

Übernimmt Microsoft Nokia?

Der Motorola-Coup heizte auch die Finanzmärkte an und trieb die Aktien von weiteren möglichen Übernahme-Kandidaten wie Nokia und Research in Motion (BlackBerry) in die Höhe. Schon vor Monaten gab es erste Gerüchte, dass der neue Nokia-CEO Stephen Elop den Weg für die schlussendliche Übernahme des finnischen Handyriesen durch seinen früheren Arbeitgeber Microsoft ebnen könnte. Nach der Ankündigung der Übernahme von Motorola Mobility durch Google haben diese Gerüchte neuen Auftrieb erhalten.

Nachdem Microsoft den größten Handy-Hersteller durch die strategische Allianz vom Frühjahr und dem bevorstehenden ersten Nokia Windows Phone schon so gut wie in der Tasche hat, erscheint eine Übernahme laut Wall Street Journal auf den ersten Blick aber kaum sinnvoll. Microsoft-Chef Steve Ballmer müsste für den finnischen Riesen auch einiges mehr hinblättern als das, was Google mit Aufpreis für Motorola Mobility angeboten hat.  Experte Benedict Evans, Analyst bei Enders Analysis, wird daher mit den Worten zitiert, "der einzige Grund, warum Microsoft Nokia kaufen wollen würde, wäre der, dass es kein Anderer tut."

Kein Ende im Patentstreit

Auch im Sachen Patente wird es in nächster Zeit spannend bleiben. Bisher hatte Google kaum Patente, um sich gegen die Android-Klagen von Apple und Microsoft zu wehren. Demnächst will der Funktechnologie-Spezialist InterDigital 8000 Patente versteigern, die Traditionsfirma Eastman Kodak will ebenfalls 1100 verkaufen. Und mit Samsung (37.000 Handy-Patente) und LG (31.000 Handy-Patente) gibt es zwei koreanische Hersteller, die in dem Kampf um die Vorherrschaft bei Smartphones ebenfalls noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben. (red)

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