Das international tätige Terrornetzwerk Al-Quaida geht mit der Zeit. Das Internet hat sich längst zu einem der Hauptkommunikationskanäle der Terroristen entwickelt. Magazine, die sich an eine junge Zielgruppe wenden, gibt es auch schon. Jetzt ist mit "Al-Shamika" ein Online-Modemagazin am Markt gelandet, das junge Frauen für den heiligen Krieg fit macht, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
"Die majestätische Frau" heißt Al-Shamika übersetzt. Der Inhalt ist rasch beschrieben. Zwischen Modefotos und Körperpflegeartikeln wie man sie aus westlichen Frauenzeitschriften kennt, findet sich ein Haufen islamistischer Propaganda. Das Internet hat sich als Verbreitungsweg für extremistisches Gedankengut mittlerweile bewährt. "Seit Anfang 2009 nimmt die Al-Quaida-Propaganda im Internet sowohl qualitativ als auch quantitativ zu. Wir reden im Moment von etwa fünf bis zehn Gigabyte an neuem Material pro Monat", erklärt Nico Prucha vom Österreichischen Institut für internationale Politik.
Neue Kommunikationskanäle
Dieses Datenvolumen enthält auch professionell produzierte Propagandavideos, die mittlerweile vermehrt zum Einsatz kommen. Die Drahtzieher des Materials sind praktisch nicht auszuforschen. Legitimiert werden Texte und Videos, indem sie von Plattformen wie Al-Shamika aufgenommen und weiterverbreitet werden. Der offensichtliche Widerspruch zwischen Mode und islamistischer Propaganda spielt für die Drahtzieher kaum eine Rolle. "Die Terroristen sind mittlerweile sehr pragmatisch veranlagt. Plattformen wie Al-Shamika bieten Al-Quaida die Möglichkeit, Individuen ins Visier zu nehmen, die dann von sich aus aktiv werden", beschreibt Prucha den Appeal der neuen Kommunikationskanäle.
Zweifelhafter Erfolg
Der Erfolg der Botschaften im modernen Gewand ist schwierig einzuschätzen. Frauen sind als Zielgruppe interessant, da sie üblicherweise nicht so sehr mit Terror in Verbindung gebracht werden wie Männer. Diese Taktik hat schon bei den Selbstmordattentäterinnen in Israel Wirkung gezeigt. Die Gruppe der Personen, die sich tatsächlich zu aktivem Handeln motivieren lässt, ist allerdings klein. "Diese Botschaften sind von Psychopaten für Psychopaten gemacht. Wenn die Botschaft allerdings auf fruchtbaren Boden fällt, sind hochmotivierte Einzeltäter eine gefährliche Waffe. Sie sind für Behörden nur sehr schwer auszuforschen", sagt Prucha. (pte)
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