„Das ganze Leben ist ein Verkaufsprozess“ – so stimmte der langjährige Geschäftsführer der Swatch Group Österreich und jetzige Business Angel Rudolf Semrad die Studierenden sowie die Lehrkräfte der Technisch Gewerblichen Abendschule (TGA) des BFI Wien auf seinen Vortrag „Vom Schlosserlehrling in die Konzernleitung“ ein.
Nicht die besten Voraussetzungen von zu Hause mitbekommen
Semrad referierte dabei auf Einladung von BFI Wien-Geschäftsführerin Valerie Höllinger und TGA-Direktor Martin Schilk über seinen Werdegang und gab den angehenden Werkmeisterinnen und Werkmeistern tiefe Einblicke in sein Erfolgsgeheimnis: „Mein Lebenslauf ist heute sicher nicht mehr eins zu eins möglich"“, stellte Semrad klar. Er habe zwar nicht die besten Voraussetzungen von zu Hause mitbekommen, was ihn aber in seinem gesamten Leben weitergebracht habe, war, „dass ich mich etwas getraut habe“.
So habe er schon mit 14 eine Lehre zum Möbelschlosser begonnen – „das ist heute gar nicht mehr erlaubt“ – und mit 16 ohne Führerschein Kunden beliefert und den „Laden geschupft“, wie er amüsiert erzählte. Auch die Bewerbung bei einem Weltkonzern wie Procter & Gamble – „und das mit gerade einmal vier Jahren Hauptschulenglisch“ – sei so eine „ich probier es halt“-Aktion gewesen, die aufgegangen sei.
Erfolg führt zu Siegermentalität
Bei Swatch habe er sehr schnell gelernt, dass der Partner immer der Konsument sei: „Die Marke ist das höchste Gut. Und die kann man nur im Austausch mit den Kunden erfolgreich machen.“ Erfolg führe dann zu einer Siegermentalität – und die mache wiederum „sexy“, empfahl er den Studierenden auch auf das Selbstmarketing zu achten. Generell geizte Semrad in seinen launigen Erzählungen nicht mit Tipps für die jungen Technikerinnen und Techniker. So betonte er mehrmals, dass man den Erfolg selbst massiv antriggern könne: „Es muss nicht alles perfekt sein, aber man muss einmal starten. Sonst wird man links und rechts von den anderen überholt“, so seine Empfehlung mit Geschäftsideen nicht zu lange hinter dem Berg zu halten.
„Keiner schafft den Durchbruch, wenn er sich nicht traut, Neues anzugehen. Das Limit ist nur ein Mangel an Kreativität“, fand er dabei klare Worte und Anleihen bei JFK: „Man muss inspirierend, glaubhaft und fantasievoll sein“. Das gelte seiner Meinung nach umso mehr in Zeiten der Digitalisierung. Die Zeit der Spezialisten sei vorbei – Generalisten seien gefragt, so Semrads Tipp, stark in lebensbegleitendes Lernen zu investieren.
Alle Managerphilosophien vergessen
Abschließend riet er dem interessierten Publikum noch „alle Managerphilosophien zu vergessen“: Wichtig für den Erfolg seien Ehrlichkeit in der Führung, Rekrutierungskompetenzen – „man kann Enthusiasmus nicht beibringen, das müssen die Leute selber mitbringen“ – und Sport. „Wer sich körperlich auspowert, bekommt den Kopf auch wieder für tolle Ideen frei.“ Zum Abschluss des Vortrags stellte sich Semrad noch den zahlreichen Fragen der Studierenden und gab noch einen finalen Tipp mit auf den Weg: „Mit Glück allein fängt der Blöde auch nichts an. Man muss die Chance schon selbst ergreifen!“
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