„Zukunft nicht verdrängen" im Mittelpunkt der Medientage

Manstein gibt Eröffnungsrede an Stribl ab - Wohin bewegen sich Print und TV, Qualitätsdebatten und der neue Kampf um die Wahrheit. 

Die 23. Österreichischen Medientage gehen derzeit am Campus der Wirtschaftsuniversität Wien über die Bühne. In seiner letzten Eröffnungsrede rief Veranstalter und Gastgeber Hans-Jörgen Manstein die Medienlandschaft zu einer Qualitätsdebatte auf. Ab kommendem Jahr wird Oliver Stribl, Geschäftsführer und Herausgeber des Manstein Verlags, diese übernehmen. „Die Digitalisierung in der Medienbranche wird zunehmend als Chance und nicht als Bedrohung gesehen. Die rasante Entwicklung bietet viele neue Möglichkeiten und Nutzen für die Kunden. Diese Lust auf Medien – egal, ob analog oder digital – wollen wir mit den Medientagen fördern", so Stribl.

Wie können klassische Medien in Zeiten der New Media- und Data-Gesellschaft erfolgreich sein? Wohin bewegt sich TV in Zeiten des Booms von Video-on-Demand und Multimedia? Wie entwickelt sich die Mediaagenturszene, wenn Buchungen zunehmend automatisch abgewickelt werden? Und wie verändern Algorithmen und Datennutzung die Geschäftsmodelle? Diesen und ähnlichen Fragen gehen hochkarätige Speaker derzeit nach. WirtschaftsWoche-Chefredakteurin Miriam Meckel plädierte in ihrer Keynote zum Thema „Freie Radikale. Das Internet, der Marktplatz der Ideen und der neue Kampf um die Wahrheit“ sich mit dem Medienbusiness als einem "verzerrten Markt der Meinungen und Ideen" auseinanderzusetzen, auch, "wenn sie einem nicht schmecken." Zudem machte sie auf die Gefahr des "Demokratie-Hackings" durch Fake Followers und Bots aufmerksam. Man müsse besser verstehen lernen, wie die technischen Mechanismen von Meinungsproduktion im Internet verlaufen.

"800 Meldungen auf 36 Seiten, durchgeblättert in sieben Minuten - kein Internetbrowser biete einen so schnellen Überblick wie die Zeitung", pries der Vorarlberger Verleger Eugen Russ Print an.  Das klassische Zeitungsgeschäft zu schützen, kommt hingegen für den Digitalchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Mathias Müller von Blumencron nicht infrage: "Wir müssen uns auf die digitale Welt noch viel mehr einlassen, als wir es im Moment tun“, so sein Appell. Auch Burda Forward-Chef  Oliver Eckert verteidigt  das alte Business nicht. Medien müssten selbst "disrupten", Facebook und Google seien die größten Konkurrenten.

Forschung und Innovation?

Viele Medienhäuser haben sich bereits auf die Suche nach neuen Umsätzen begeben. Das Problem der Medienbranche liegt für Veit Dengler, CEO NZZ,  darin, dass Medienunternehmen die einzigen sind, die sich gegen Forschung und Innovation sträuben. Die NZZ will sich weiter stark auf Content und dessen Verkauf - alle Kanäle übergreifend - konzentrieren, so Dengler im Panel über zukünftige Geschäftsmodelle für Verlagshäuser.

„Abonnenten sind das Herzstück unseres Geschäfts, und die wollen wir an uns binden", so Mediaprint-Chef Riedler über die neuen Handytarife (leadersnet.at berichtete). „Plötzlich Autos und Handy-Verträge zu verkaufen, wird nicht unser Modell sein", kündigte hingegen RMA-Chef Stefan Lassnig an. (jw)

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