Forbes ist eines der erfolgreichsten Wirtschaftsmagazine weltweit, seit April 2015 ist mit „Forbes Austria“ die erste deutschsprachige Ausgabe am Markt. leadersnet.at hat mit Chefredakteur Hans Weitmayr und Verlagsleiter Hermann Sporrer über redaktionelle Unabhängigkeit, warum man bei Marketingaktivitäten auf Medienpartnerschaften setzt, und was es mit dem neuen Tool für Unternehmer, „Forbes BrandVoice“, auf sich hat, geplaudert.
leadersnet.at: Sie sind im April 2015 gestartet – wie geht es Ihnen nach Ihrem ersten halben Jahr? Ist der Start gelungen?
Forbes Austria: Ob der Start gelungen ist, muss man wahrscheinlich die Leser fragen. Das Feedback ist auf jeden Fall sehr positiv. Wir selbst sind sehr zufrieden, soeben haben wir einen ersten Rebrush durchgeführt - und das sieht sehr vielversprechend aus, das sind die zusätzlichen 20%, die wir noch angehen wollten. Gestartet sind wir in einem angemieteten Büro zu zweit Mitte Januar, und dann haben wir dieses Magazin in 2,5 Monaten hochgezogen. Natürlich muss man da stellenweise nachjustieren. Im jetzigen Zustand ist es wirklich das Magazin geworden, das wir uns gewünscht haben. Das heißt aber nicht, dass man es nicht wieder verbessern kann - in 12 Monaten werden wir sicher wieder neue Ideen haben.
leadersnet.at: In Zeiten wie diesen, wo überall die Marketing- und vor allem die Printbudgets reduziert werden, war das schon ein sehr mutiger Schritt. Wie schaut es aus wirtschaftlicher Sicht aus?
Forbes Austria: Von der kaufmännischen Seite her sind wir genau auf Schiene, der Businessplan hält. Natürlich ist es eine besondere Herausforderung, jetzt ein neues Printmagazin auf den Markt zu bringen. Aber alleine die Gespräche für das nächste Jahr machen Mut, sowohl von der Agentur als auch von der Unternehmerseite. Die Rückmeldungen der Marketing-Entscheider bestätigen uns in unserem Weg, ein Magazin zu schaffen, das für die Zielgruppe relevante Inhalte generiert. Genau dieser Mix zwischen internationalen und österreichischen Themen ist für viele sehr interessant. Natürlich runden der Name „Forbes“, das positive Image und die Tradition das ganze Erscheinungsbild noch positiv ab.
leadersnet.at: Also genau dieser Themenmix macht das Forbes so interessant?
Forbes Austria: Gerade in der überbordenden Magazinlandschaft Österreichs ist eine klare Positionierung überlebenswichtig. Bei uns findet man keine nationale und internationale Sektion, hier geht alles ineinander über – genauso denken wir auch. Start-ups, neue Ideen, neue Technologien - einfach Geschichten, die einen Unterhaltungswert haben und top-recherchierte Inhalte. Zuletzt hatten wir ein Interview mit Elon Musk, dem CEO von Tesla – da waren wir das einzige Medium aus Österreich, das den Weg auf sich genommen hat. Und unsere aktuelle Top-Story handelt von 2 Männern von „Number 26“, die in Berlin leben und von dort ihr disruptives Bankensystem aufziehen. Und das sind Österreicher, die wir redaktionell entdeckt haben.
Und unser Zugang zum Forbes-Netzwerk ist ein Riesenvorteil und gleichzeitig eine große Herausforderung: Ungefähr 20% ziehen wir aus dem Forbes-Netzwerk weltweit – dann haben wir zum Beispiel eine TOP-US-Reportage. Das ist unsere Benchmark. Die verbleibenden 80% müssen ebenfalls auf diesem Level sein, dessen ist sich die Redaktion auch bewusst. Der interne Druck aufgrund des Netzwerkes hilft also auch, die Qualität so hoch zu halten.
leadersnet.at: Gerade in Wirtschaftsmagazinen orientiert sich die Berichterstattung oftmals am Kunden. Wie halten Sie es damit?
Forbes Austria: Hier gibt es schon von Seiten der Eigentümer eine ganz klare Haltung – 100%ige redaktionelle Unabhängigkeit ist eine Grundvoraussetzung und ein absolutes Muss. Wir haben aber ein sehr nettes Tool: „Forbes BrandVoice“ … das ist Storytelling, Unternehmen können in ihren Spezialgebieten innovative Lösungen anbieten. Das wird klar als Advertorial gekennzeichnet und bietet dem Leser trotzdem einen Mehrwert. Aber einen gekauften redaktionellen Artikel wird es bei uns nie geben. Diese Haltung wird von den Unternehmen respektiert und inzwischen sogar geschätzt. Langfristig ist das bestimmt der einzige Weg, um ein Magazin heutzutage wirklich glaubwürdig und vor allem lesenswert zu produzieren.
leadersnet.at: Geben Sie uns einen Einblick in Ihre aktuellen Zahlen?
Forbes Austria: Wir vertreiben ca. 35.000 Exemplare, davon ca. ein Drittel verkauft, die Vertriebswege sind natürlich der Aboverkauf, dazu Trafiken, Supermärkte und Tankstellen. Außerdem findet man uns in Top-Caféhäusern, Hotels und bei der AUA.
leadersnet.at: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe und welche Marketingaktivitäten setzen Sie?
Forbes Austria: Unter unseren Lesern findet man nicht nur den klassischen Wirtschaftsmagazin-Leser, nicht nur die Entscheidungsträger. Wir bekommen sehr positives Feedback von vielen jüngeren Leuten und von Frauen, die bei uns Information finden, die ihnen bisher abgegangen ist. Unsere Reportagen haben einfach mehr „Fleisch“. Bei unseren Marketingaktivitäten setzen wir verstärkt auf Medienpartnerschaften, wo wir unsere Kernzielgruppe ideal erreichen. Zum Beispiel beim Forum Alpbach, dem Pioneers Festival oder dem Weltmarktführerkongress. Außerdem haben wir Kooperationen mit der Wirtschaftsuniversität und dem Zentrum für Berufsplanung.
leadersnet.at: Wieviele Personen arbeiten aktuell für Forbes Austria?
Forbes Austria: Wir beschäftigen 6 Vollzeit-Redakteure, 6 Personen im kaufmännischen Bereich, außerdem einen Art-Director und einen Illustrator … und natürlich ein paar Freelancer. Also schon sehr knapp besetzt – umso beeindruckender, dass dieses kleine schlanke Team diesen Qualitätsanspruch so perfekt umsetzt – da sind wir schon sehr stolz auf jeden einzelnen.
leadersnet.at: Welche Rolle spielt „online“ bei Forbes Austria?
Forbes Austria: Zu aller Erst müssen wir das Printmagazin nach dem gelungenen Rebrush in das erste volle Jahr 2016 heben. Trotzdem haben wir natürlich auch eine Online-Präsenz. Es gibt einfach Projekte wie unsere Start-up-Academy, die funktionieren nur auf der Homepage und in den sozialen Netzwerken. Und der Traffic gibt uns Recht: bei der Start-up-Academy hatten wir weit über 10.000 votes sowie mehr als 100.000 Zugriffe alleine in den letzten Wochen.
leadersnet.at: Wird es auch eine wochenaktuelle oder sogar tagesaktuelle Version von Forbes Austria im Netz geben?
Forbes Austria: Grundsätzlich soll Forbes neben dem Print-Magazin auch über einen hochwertigen Online-Auftritt verfügen. Wir erarbeiten gerade eine Strategie, welcher Content als Print und welcher auch online funktioniert. Natürlich werden wir auch tagesaktuelle Themen aufgreifen, zusätzlich wollen wir eine Plattform kreieren wie „old economy meets new economy“, gerichtet an Start-ups und eingesessene Unternehmer. Wir werden bestimmt kein zweiter Standard online oder Wirtschaftsblatt online, wir werden ganz einfach einen gut gestalteten und top recherchierten Blog anbieten – verknüpft mit den sozialen Netzwerken. Das heißt wir wollen auch im digitalen Bereich „exklusiv“ sein. Die längeren Reportagen aus dem Magazin werden wir nicht online stellen, dafür wird man bei uns exklusiven Inhalt gratis auf der Homepage finden. In einem nächsten Schritt werden wir eventuell unsere Veranstaltungskalender online stellen und interaktiv gestalten.
leadersnet.at: Wie behandeln Sie das Thema Business-Society?
Forbes Austria: Wir bringen Nachberichterstattungen von all jenen Events, die für unsere Zielgruppen relevant sind. Außerdem versuchen wir, Eventankündigungen redaktionell in das Magazin einfließen zu lassen. Wenn wir bei Veranstaltungen als Medienpartner auftreten, dann bringen wir aber keine oberflächliche Berichterstattung, sondern wir gehen in die Themen der Veranstaltung und bereiten das lesenswert auf.
leadersnet.at: Gibt es bei Forbes Austria neben Print und online noch ein weiteres Standbein?
Forbes Austria: In der Tat, im kommenden Jahr wollen wir eine eigene Eventschiene forcieren – also Forbes Austria tritt als Veranstalter auf und lädt zu Diskussionen, Galas und Business-Festivals. Auf uns wartet auf jeden Fall ein spannendes Jahr 2016.
www.forbes.at