Pünktlich zum Jahreswechsel hat Horváth die Ergebnisse seiner CFO Studie 2025 veröffentlicht. Demnach blickt mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der 150 branchen- und länderübergreifenden Finanzvorstände optimistisch auf die kommenden Monate. 32 Prozent aller befragten Chief Financial Officers (CFOs) gehen von stabilem Wachstum aus, weitere 33 Prozent von einer spürbaren Wachstumssteigerung bis Ende 2025. In Österreich hingegen ist die Stimmung laut der Managementberatung gespalten: Ein Viertel der befragten CFOs gehen von stabilem Wachstum aus, 30 Prozent gar von einer spürbaren Wachstumssteigerung bis Ende 2025. Gleichzeitig rechnet ein Drittel mit anhaltend schlechter Entwicklung und rund elf Prozent sehen eine sich weiter verschärfende wirtschaftliche Lage.
Auswirkungen der Trump-Wiederwahl
Die Horváth-Studie zeigt, dass das US-Wahlergebnis - die nun bestätigte zweite Amtszeit von Donald Trump - aus Sicht der meisten Befragten in den Finanzabteilungen keine großen negativen Konsequenzen haben werde. Lediglich 14 Prozent der in Österreich befragten CFOs blicken diesbezüglich mit Sorge in die Zukunft. Rund die Hälfte der österreichischen Finanzvorstände (43 Prozent) rechnet damit, dass sich der Wahlausgang für ihr Unternehmen keinesfalls negativ auswirken wird. "Politische Ereignisse und Entwicklungen werden immer von den Unternehmen beobachtet und in die wirtschaftliche Bewertung und Entscheidungsfindung einbezogen. Sie sind jedoch nicht alles entscheidend für die Geschäftsaussichten", sagt Peter Schentler, Partner für CFO Advisory bei Horváth in Österreich.
Optimistisch im Sinne von prognostiziertem Wachstum für 2025 sind der Studie zufolge vor allem die Unternehmen, die ein sehr gutes Performance Management vorweisen, das datengestützt auf eine breite Informationsgrundlage mit vielen Variablen zurückgreift, um tagesaktuell und schnell Entscheidungsunterstützung liefern zu können. Und da habe sich dem Experten zufolge in den vergangenen Monaten einiges getan. In sechs von insgesamt acht Dimensionen bewertet die Mehrheit der befragten Finanzmanager:innen ihr Performance Management als mindestens zufriedenstellend. Beispielsweise geben drei Viertel an, dass die Ergebnisse einen nachweislich positiven Einfluss auf ihre Geschäftsentwicklung hätten – also konsequent Ableitungen getroffen und konkrete Optimierungsmaßnahmen umgesetzt werden.
Finance als Schlüsselrolle für den Aufschwung
Dem Finanzressort komme somit eine Schlüsselrolle auf dem Weg "zurück zum nachhaltigen Wachstum" zu. Dies zeigten auch vermehrte interne Anfragen sowie eine höhere Wertschätzung dem Finanzressort gegenüber, die von vielen der teilnehmenden CFOs wahrgenommen werden (71 Prozent). Die erhöhte Nachfrage nach Steuerungsinformationen und vorausschauenden Analysen schlage sich in den meisten der untersuchten Unternehmen allerdings auch als "Auslastung am Limit" nieder. Knapp mehr als die Hälfte (51 Prozent) der österreichischen CFOs geben an, dass die Arbeitslast in den vergangenen Monaten enorm gestiegen ist. Und ein kurzfristiger Personalaufbau sei nicht in Sicht. Nur weniger als ein Drittel der untersuchten Finanzressorts schafft es der Studie zufolge, Spezialisten-Profile zeitnah zu besetzen. "Trotz grundsätzlicher Entspannung auf dem Arbeitsmarkt: Die Fachkräfte, die in den Finanzabteilungen gerade dringend benötigt werden, sind nach wie vor schwer zu bekommen", so Schentler. Zudem werde eine personelle Aufstockung in nicht direkt wertschöpfenden Querschnittsbereichen in vielen Unternehmen angesichts der anhaltenden konjunkturellen Unsicherheit gerade nicht so einfach bewilligt, ergänzt Achim Wenning, Partner bei Horváth & Partners Management Consultants in Deutschland. Dabei würden gerade in strategisch wichtigen Unterstützungsbereichen mit direktem Einfluss auf die Unternehmenssteuerung und akutem Handlungsbedarf dringend Expert:innen benötigt.
"Baustellen" Automation und KI gefährden den Wachstumskurs
Einen Ausweg könnten demnach Prozessautomation und Künstliche Intelligenz (KI) bieten. Doch ausgerechnet in diesen Handlungsfeldern kämen die Finanzabteilungen nicht zügig voran, obwohl sie von den Vorteilen überzeugt sind. Die größten Benefits sehen die Befragten in automatisiertem Reporting, das separat oder gar individualisiert erstellte Berichte ersetzt. 53 Prozent der heimischen CFOs sehen darin eine (sehr) große Entlastung und Verbesserung. An zweiter Stelle stehen durch die Maschine generierte Analysen und Vorhersagen inklusive der Ableitung von Hinweisen auf Optimierungsmaßnahmen (49 Prozent). Konsequenterweise ist der weitere Ausbau von KI in der Studie auch das meistgenannte kurzfristige Ziel. Fast zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten geben das Thema mit dringendem Handlungsbedarf an. Erst bei mageren acht Prozent der Befragten kommt KI im Performance Management bereits zum Einsatz. 37 Prozent stecken "in der Planung". Die Mehrheit hat noch gar nichts Konkretes geplant (55 Prozent) – höchste Zeit also, aktiv zu werden.
Schentler dazu: "Im Gespräch mit Kund:innen sowie auch auf unseren Konferenzen hören wir oft 'Wir müssen dringend KI integrieren, eigentlich müssten wir schon viel weiter sein, aber uns fehlen Kapazitäten und Rückendeckung'." Ein weiteres Problem sei laut ihm die Datenbasis: "Für eine wirkungsvolle KI-Implementation sind zentral zur Verfügung stehende cross-funktionale interne und externe Daten in gebotener Qualität jedoch Voraussetzung, und daran hakt es." Hinter der Prozessharmonisierung und Kompetenzentwicklung sei die Schaffung integrierter Datenplattformen das drittwichtigste strategische Ziel der Finance-Verantwortlichen. Doch wie können die Finanzverantwortlichen die lange Liste drängender Themen meistern, bei gleichzeitig gestiegener Flut an Anfragen?
Transformationsstau lösen – Teufelskreis durchbrechen
"Wir haben es hier mit dem klassischen Management-Dilemma zu tun: Zu viele Themen mit zu wenig Ressourcen in kurzer Zeit bewältigen zu müssen. Das lässt sich aber auch nur klassisch lösen, indem auf Basis der strategischen Ziele des Unternehmens und daraus abgeleitet der Finanzbereiche ein priorisiertes Zielbild entwickelt wird, das über einen fokussierten Umsetzungspfad verfolgt werden muss", so Peter Schentler. Wichtig dabei sei, den Gesamtvorstand von der Notwendigkeit der Finance-Transformation zu überzeugen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn zwischenzeitlich immer mal wieder drohe, die Puste zu verlieren oder die Ungeduld steigt.
Fehlen Spezialkompetenzen und Kapazitäten, könne auf externe Unterstützung zurückgegriffen werden. Neben Technologie/IT-Kenntnissen und fachlichem Prozess-Know-how sei Transformationskompetenz mindestens genauso wichtig. Auch die Bedeutung von Change-Management sollte nicht unterschätzt werden. "Die Finance-Transformation – als wichtiger Hebel und Beitrag zum Unternehmenswachstum – gelingt nur durch Überzeugung und Einbindung cross-funktionaler Stakeholder", zeigt sich Wenning abschließend überzeugt.
www.horvath-partners.at
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