PHS-Jahrespressekonferenz 2024
"Kunden zu zwingen, Elektroautos zu kaufen, wird nicht funktionieren"

Bei ihrer Jahrespressekonferenz informierte die Porsche Holding Salzburg über die heurigen Verkaufszahlen ihrer Marken (VW, Audi, Seat, Skoda, Cupra, Porsche etc.), sprach über den schwächelnden E-Auto-Markt, gab bekannt, dass Österreich nicht mehr ihr größter Markt ist, sprach über die Auswirkungen der VW-Krise in Deutschland und gab einen Ausblick auf 2025. 

Am Mittwochvormittag lud die Porsche Holding Salzburg (PHS) zu ihrer traditionellen Jahrespressekonferenz nach Wien. Als Location diente das "Audi House of Progress" in der Kärntner Straße. Dabei zeigte sich, dass Europas größtes Automobilhandelsunternehmen in seinem Jubiläumsjahr (75 Jahre PHS) trotz des harten Gegenwindes, welcher der (europäischen) Autobranche derzeit entgegenweht, ein solides Ergebnis einfahren konnte. Hierzulande mache sich der allgemein schleppende Verkauf von Elektroautos bemerkbar, dafür verkaufen sich Hybridmodelle sehr gut, weshalb man das Marktanteilrekordhoch von 39 Prozent aus dem Vorjahr halten konnte. Highlight 2024 war der PHS zufolge, dass man von Volkswagen die Verantwortung für zwei weitere Märkte bekommen hat: Italien und China.

"Das Jubiläumsjahr 2024 war alles in allem wieder ein gutes Jahr. Dank unseres robusten Geschäftsmodells und einer ausgezeichneten Vertriebsleistung unserer weltweiten Mitarbeiter:innen konnten wir unsere Schlagkraft und Krisenresilienz ein weiteres Mal unter Beweis stellen", bilanzierte Hans Peter Schützinger, Sprecher der Porsche Holding Salzburg Geschäftsführung im Rahmen der Jahrespressekonferenz 2024. Man dürfe sich von den soliden Ergebnissen jedoch nicht täuschen lassen. Schützinger: "Fakt ist auch, dass wir uns den regionalen Krisen und Marktschwankungen nicht entziehen konnten. Diese haben ergebnisseitig Spuren hinterlassen und werden uns auch 2025 begleiten. Effizientes Wirtschaften, Investitionen mit Augenmaß und wertschöpfendes Wachstum bleiben das Gebot der Stunde."

Absatzdelle in China

Im bisherigen Wachstumsmarkt China hat die Porsche Holding Salzburg nämlich erstmals eine Trendumkehr erfahren. Bisher kannten die Verkaufszahlen hier nur die Richtung nach oben. "Der Wirtschaftsmotor stockt im Reich der Mitte aktuell auch im Luxusbereich, diese Krise spüren wir und unsere Händler:innen", so Schützinger und fügte hinzu: "Wir bringen jetzt u. a. mit dem neuen elektrischen Macan zwar frischen Wind in den Markt, aber die Krise verschwindet nicht so einfach. Deshalb fahren wir in China auf Sicht und gehen in eine Konsolidierungsphase. Zusätzlich dagegen steuern wir, indem wir Wertschöpfungsbereiche wie Service und Gebrauchtwagen stärken."

Zu den aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa und den Hiobsbotschaften österreichischer Unternehmen sage der Sprecher der PHS-Geschäftsführung: "Wir müssen alle unseren Beitrag leisten, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens abzusichern. Aber unsere Arbeitsplätze sind sicher und es wird kein Arbeitsplätzeabbauprogramm geben. Wir haben bis dato erfolgreich mit der Demografie und natürlicher Fluktuation gearbeitet. Um jedoch auf Veränderungen reagieren zu können, brauchen wir im Unternehmen mehr Flexibilität und Mobilität – auch unter den Mitarbeitenden." Auf die Frage, ob die Krise von Volkswagen in Deutschland, wo sogar Werksschließungen drohen, Auswirkungen auf die PHS haben, sagte Schütziner, dass das nicht der Fall sei. Sein Unternehmen ist im Handel tätig, weshalb die Krise in der Produktion hierzulande nicht spürbar sei. Man werde mit den Fahrzeugen, die man braucht und verkaufen kann, versorgt.

Kennzahlen und neue Märkte

Wenn man auf die hochgerechneten Kennzahlen der Porsche Holding Salzburg für 2024 blickt (siehe auch Grafik unten), zeigt sich, dass das Unternehmen auch in diesem Jahr mehr als 900.000 Fahrzeuge verkaufen konnte. Während der Neuwagenabsatz um 7,5 Prozent gesunken ist, aber mit 691.758 Fahrzeugen dennoch im guten Fünf-Jahresschnitt liegt, gab es bei den Gebrauchtwagen im Autojahr 2024 ein Plus von 4,2 Prozent auf 221.401 Fahrzeuge. Den Rückgang bei den Neuwagen begründete Schützinger damit, dass es im Vorjahr ein Hoch aufgrund von vielen verspätet ausgelieferten Autos kam, die eigentlich bereits vor zwei Jahren bestellt wurden. Die Händlerstandorte gingen zum Vorjahr aufgrund von Konsolidierungen und einer neuen Erfassungsweise auf 498 zurück (-29). Im Gegensatz dazu ist die Mitarbeiterzahl in den 29 PHS-Ländern durch Neuakquisitionen und Konsolidierungen einzelner Länder sowie im IT-Bereich auf 37.361 angestiegen (+4 Prozent). Diesen Stand wolle man in den nächsten Jahren halten. 

Wie eingangs erwähnt, darf sich das Unternehmen im Jubiläumsjahr über den "Gewinn" zweier Märkte freuen. Der Volkswagen Konzern hat mit 1. Juli 2024 dem Salzburger Automobilhandelshaus die Managementverantwortung für die beiden Importeursmärkte Italien und Schweden übertragen. "Italien und Schweden sind zwei strategische und spannende Märkte, die aktuell wie zukünftig eine große Rolle spielen. Die Übertragung der Regionalverantwortung unterstreicht das Vertrauen in uns als Vertriebsexperten", zeigte sich Hans Peter Schützinger erfreut. Zukünftig wolle man mit dem unternehmerischen und dezentralen Ansatz der Porsche Holding sowie der Implementierung der IT-Lösungen der Porsche Informatik die Vertriebsaktivitäten in beiden Ländern effizienter und resilienter aufstellen und so die Entwicklungs- und Wachstumschancen nutzen. Ob die hohen Erwartungen aus Wolfsburg erzielt werden können, wird sich in drei Jahren zeigen. Denn da kommt es zu einer ersten Evaluierung. 

Fest steht, dass die beiden neuen Märkte die Porsche Holding zukünftig größenmäßig in neue Dimensionen vorstoßen lässt. Der Pkw-Markt in Italien gehört mit rund 1,56 Millionen Fahrzeugen zu den fünf größten Automärkten Europas; Schweden zählt rund 290.000 Fahrzeuge und sei bei der Elektromobilität sowie Digitalisierung einer der Vorzeigemärkte in Europa. Italien wird künftig der größte Markt der PHS und stoßt Österreich somit vom Thron.

Heimischer Automarkt

Für die österreichischen Kund:innen sind natürlich die Entwicklungen am heimischen Automarkt von großem Interesse. Hier gab es 2024 leichte Anzeichen der Erholung. Mit 232.100 Neuzulassungen von Jänner bis November liegt der Automarkt hierzulande um 5,2 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Der Markt der reinen E-Fahrzeuge liegt hingegen hinter dem Vorjahr zurück – 40.359 Neuzulassungen bedeuten einen Rückgang von 7,4 Prozent; der Anteil der reinen Stromer am Gesamtmarkt beträgt aktuell 17,4 Prozent (19,8 Prozent Jänner bis November 2023).

"Abhängig vom Jahresfinish der jeweiligen Marken und den taktischen Zulassungen zur Erreichung der Jahresziele werden wir wahrscheinlich klar über den anvisierten 250.000 Fahrzeugen zum Stehen kommen", so Schützinger und ergänzte: "Klar ist auch, dass die taktischen Zulassungen am Jahresende das reale Bild des Marktes verwässern. Ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt, dass der Automarkt aufgrund der konjunkturellen Gesamtsituation weiter schwächelt und zum fünften Mal in Folge rund 50.000 Fahrzeuge abgehen; Fahrzeuge, die uns auch im Service fehlen."

Die Volkswagen Konzernmarken konnten 2024 mit einem Marktanteil von 39,5 Prozent nach den ersten elf Monaten ihre hervorragende Marktstellung festigen und mit 91.645 Neuzulassungen stückzahlenmäßig auf hohem Niveau weiter zulegen (+5 Prozent). Im Bereich der E-Fahrzeuge stellen die Volkswagen Konzernmarken in diesem Jahr fast ein Viertel aller Neuzulassungen (24,3 Prozent). Hier schafft es jedoch keine aufs Stockerl. Bei den E-Auto-Marken liegt Tesla vor BMW und BYD. Volkswagen, Audi und Skoda landen auf den Plätzen vier bis sechs (Cupra: Rang 8). Bei den Modellen reiht sich der Skoda Enyaq zwischen Tesla Model Y (1) und BYD Seal (3) auf dem zweiten Rang ein. Bei den allgemeinen Verkaufszahlen konnte der VW Golf zu seinem 50. Geburtstag den Thron zurückerobern. Nach einigen Jahren Pause führt der Kompakte die heurigen Charts von Jänner bis November an. 

"Wir sind optimistisch, unsere gute Marktposition behalten und das Autojahr wieder bei rund 39 Prozent Marktanteil beenden zu können. Wichtiger aber ist, dass wir mit einem guten Auftragsbestand ins neue Jahr starten. Wir sind mit unserem ausgewogenen Marken- und Modellportfolio weiter auf Kurs. Auch die Rückgänge im Bereich der E-Mobilität konnten wir in einem dynamischen Markt u. a. mit PHEVs ausgleichen", sagte Hans Peter Schützinger und ergänzte: "Nichtsdestotrotz treiben wir die E-Mobilität mit vollem Engagement voran – das unterstreicht unsere Vielzahl an neuen Modellen."

Laut dem Sprecher der PHS-Geschäftsführung wird es aber weiterhin Anreize brauchen, um den Elektroautomarkt wieder in Schwung zu bringen. Konjunkturelle Schwankungen, aber auch die wiederkehrende Diskussion in Bezug auf die Zukunft des Verbrenners würden die Transformation in Richtung "E" für die gesamte Branche erschweren. "Kund:innen zu zwingen, Elektroautos zu kaufen, wird nicht funktionieren", so Schützinger. Er hofft, dass die neue Regierung die Kaufprämie für private E-Auto-Käufer:innen verlängern wird und dafür sorgt, die Rahmenbedingungen (Ladeinfrastruktur etc.) weiter zu verbessern. "Wir werden weiterhin verschiedene Formate wie die Wiener Elektrotrage nutzen, um die E-Mobilität in die Köpfe der Menschen zu bringen. Diese werden von 25. bis 28. September 2025 wieder am Wiener Rathausplatz stattfinden", so Schützinger.

Entwicklung in weiteren Sparten

Die Porsche Holding Salzburg agiert in mehreren Branchen und Bereichen. Auch hierzu gab es bei der Jahrespressekonferenz einen Überblick. 

Mit OutletCars.at hat die Porsche Inter Auto Gruppe (PIA) in 2022 einen Pilotbetrieb für den Handel mit "Gebrauchten" mit einem Fahrzeugalter von bis zu zehn Jahren gestartet, um Leasing- und Flottenrückläufer über eigene Kanäle zu einem günstigen Fixpreis zu vermarkten. "Seit dem Start vor zweieinhalb Jahren sind wir mit Outletcars aktuell in 13 Ländern vertreten. Wir sprechen mit Outletcars jene Zielgruppen an, die einen preiswerten Gebrauchten wollen – und das schnell und unkompliziert. Damit haben wir den Zeitgeist getroffen", bilanzierte Schützinger. 2024 dürften über Outletcars europaweit rund 7.000 Gebrauchte neue Besitzer:innen finden. 

Schützinger zufolge konnte die Porsche Bank Gruppe im heurigen Jahr ihre führende Position als Mobilitätsdienstleister weiter ausbauen und verfügt mit Ende 2024 über mehr als 1,5 Millionen Verträge im Bestand (+4 Prozent Zuwachs). Die konsolidierte Bilanzsumme der mit 1.556 Mitarbeitern in 15 Ländern aktiven Tochter der Porsche Holding liegt demnach bei 8,2 Milliarden Euro. Rund 47 Prozent aller Konzernfahrzeuge, die von der Porsche Holding ausgeliefert wurden, werden von der Porsche Bank Gruppe finanziert.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Porsche Informatik, die laut eigenen Angaben mit über 1.000 Beschäftigten eines der größten Softwareentwicklungsunternehmen Österreichs und in fünf Ländern mit acht Standorten aktiv (davon mit Salzburg, Hagenberg und Wien in Österreich) ist. Rund 30 Prozent der erbrachten Leistungen werden bereits für den Volkswagen Konzern erbracht – und auch die beiden neuen PHS-Länder Italien und Schweden sollen davon profitieren. Die hauseigene Elektromobilitätsmarke Moon Power konnte ihr Wachstum trotz des schwierigen Marktumfeldes fortsetzen und mit ihren Energie- und Ladelösungen den Umsatz auf 65 Millionen Euro (+30 Prozent) ausbauen. Mit mehr als 70 Mitarbeitern ist das Salzburger Unternehmen in 24 Märkten aktiv. Weiters ging Schützinger noch auf das TVZ (Teilvertriebszentrum), das vor 40 Jahren am Standort in Wals-Siezenheim eröffnete. Dieses Zentrum für Ersatzteile und Zubehörlogistik der PHS versorgt in 18 Ländern in Zentral- und Osteuropa die Volkswagen Konzernmarken mit Ersatzteilen. Auf einer Fläche von 77.000 Quadratmetern lagern über 102.000 Positionen, die von rund 360 Mitarbeiter.innen verschickt werden. Der Umsatz für 2024 werde rund 690 Millionen Euro betragen.

Ausblick auf das Autojahr 2025

Abschließend gab der Sprecher der PHS Geschäftsführung noch einen Ausblick auf das kommende Autojahr. Die Porsche Holding Salzburg geht davon aus, dass die weltweiten Marktbedingungen weiterhin herausfordernd bleiben werden. Neben der schwankenden Wirtschaftslage und dem vorhandenen Kaufkraftverlust werden der sich verstärkende Wettbewerb, das Lösen der Kaufzurückhaltung sowie das Ankurbeln der E-Mobilität einhergehend mit den zu erfüllenden CO₂-Zielen die beherrschenden Themen des Autojahres 2025 sein.

"Wir blicken optimistisch ins neue Autojahr und sind zuversichtlich, dass wir ein vergleichbares Ergebnis wie im Jahr 2024 erzielen können", sagte Schützinger. Die Vorzeichen stünden gut, denn wir gehen mit einem soliden Auftragsbestand von über drei Monaten ins neue Jahr. Hinzu komme, dass auch die zahlreichen Elektro- und Verbrenner-Neuheiten der Marken mit normalisierten Lieferzeiten voll verfügbar sind.

Die Elektromobilität bleibe 2025 weiterhin im Fokus, denn nur mit einem wachsenden und leistbaren Modellangebot an BEVs und PHEVs könne diese wieder weiter an Fahrt aufnehmen – auch um die kurz- sowie langfristig gesteckten CO₂-Ziele zu erreichen. "Die Zukunft ist elektrisch, daran führt kein Weg vorbei. Nur der Weg dorthin braucht mehr Zeit als von der Politik angenommen. Parallel wird die E-Mobilität aber auch der stärkste Wachstumstreiber bleiben."

Schützinger stellte klar, dass sich auch die Porsche Holding Salzburg den Entwicklungen in der Automobilbranche nicht entziehen könne. Einen Vorteil sieht er neben dem robust und breit aufgestellten Geschäftsmodell auch in der schlagkräftigen Organisationsstruktur: "Wir haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich an unserer Kostenstruktur, Effizienz und Krisenresilienz gearbeitet und in unsere Mitarbeiter investiert, was sich im Jahr 2025 und darüber hinaus unter den weiterhin volatilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Wettbewerbsvorteil erweisen wird."

www.porsche-holding.com

PHS Bilanz 2024© Porsche Holding GmbH

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