Interview mit Josef Fritz
"Leider haben die Politik, die Aufsicht und die Akteure nichts gelernt"

Nach reiflicher Überlegung hat sich "Mr. Aufsichtsrat" Josef Fritz aus persönlichen Gründen entschlossen, seine Tätigkeit als Geschäftsführender Gesellschafter von Board Search mit Ende 2024 zu beenden. Im LEADERSNET-Interview blickt er noch einmal auf einige Höhepunkte zurück, erklärt, wie man gute Aufsichtsräte erkennt und was diese künftig tun müssen, um Wirtschaftsskandale wie bei Signa, Wirecard & Co. zu verhindern.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Fritz, rückblickend auf zwölf Jahre Board Search: Gibt es ein Projekt oder einen Moment, der Ihnen besonders in Erinnerung bleiben wird?

Josef Fritz: Sehr vieles bleibt mir besonders in Erinnerung. Hervorheben möchte ich die fünfte Arex Gala*:

  • die einjährige Vorbereitung mit exzellenten Partnern
  • die internationale Anerkennung und Wertschätzung der über 300 Top-Gäste
  • die sich so freuenden Ausgezeichneten in fünf Kategorien
  • die grandiose musikalische Darbietung
  • der Arex-Film und alle Film-Einspielungen
  • das Ermöglichen einer Qualitäts-Netzwerk-Plattform
  • die Location Grand Hotel Wien
  • die rechtzeitige Vorlage des Arex-Buches mit über 270 Seiten
  • Das internationale, schriftliche Feedback

Ein wirklich großartiges, stimmiges Fest, das von LEADERSNET mit einem 3:34 Minuten-Video festgehalten wurde.

LEADERSNET: Was zeichnet Ihrer Meinung nach einen guten Aufsichtsrat aus?

Fritz: Einen guten Aufsichtsrat erkennt man u. a., dass er ausreichend Zeit hat, auf Basis eines spezifischen Anforderungsprofils die fachlichen und persönlichen Kriterien mit seinem Know-How, seinem Know-Who und seinen Werten bestmöglich erfüllt, der dafür ausgebildet ist und sich weiterbildet, der sich aktiv einbringt, mit Fragen führt, unabhängig ist – also frei von Interessenkonflikten agieren kann, der sein Wirken auf die Zukunft ausrichtet, der die neue Tagesordnung als sein wichtiges Werkzeug kennt und anwendet, der sich als unabhängiger Ratgeber, Sparringpartner und Einbringer der externen Sichtweise versteht und der vor allem mit Hingabe, Leidenschaft und Branchen-Affinität zur Unternehmens-Prosperität bereichernd beiträgt, sich über erzielte Unternehmenserfolge mitfreut und auch Anerkennung ausspricht.

LEADERSNET: Wie hat sich die Zusammensetzung solcher Gremien in den letzten Jahren verändert?

Fritz: Gremien wurden bunter – von der Know-How-Diversität, dem Anteil weiblicher Rat Gebenden, der Internationalität und dem erheblich jüngeren Durchschnittsalter. Vorreiter verstehen sich als Team und nicht als Sitzungs-Besucher und Rücklichter einer vergangenen Epoche.

LEADERSNET: Nach Skandalen wie Wirecard, Commerzialbank Mattersburg oder dem Hypo-Alpe-Adria-Debakel: Hat die Wirtschaft Ihrer Meinung nach aus diesen Ereignissen gelernt?

Fritz: Leider haben die Politik, die Aufsicht, die Akteure – auch in anderen Organisationen und Unternehmen – nichts gelernt. Auch bei den die Malaise verursachenden Akteuren vermisse ich Einsicht und Reflexion sowie bei den zahlreichen, passiven "Zuseher:innen" kein "lessons learned!"

LEADERSNET: Was müssen Aufsichtsräte künftig tun, um solche Pannen zu verhindern?

Fritz: Professionelles Agieren inklusive der wichtigsten Aufsichtsrats-Aufgabe, der Bestellung der Richtigen im Vorstand und Achten auf die laufende Performance verhindern weitere Pannen.

LEADERSNET: Sie erwähnen, dass jetzt mehr Zeit für private Projekte, Familie und Freizeit bleibt. Gibt es ein spezielles Projekt, das Sie nun verwirklichen möchten?

Fritz: Ja, gemeinsam mit meiner Frau und Familie unser altes Haus durch behutsames Renovieren weiter aufatmen zu lassen.

www.boardsearch.at


*weltweit erste und einzigartige Auszeichnung von Exzellenz in Gremien – von Kapitalgesellschaften, Familienunternehmen, Stiftungen und Social Proft Organisation bis zum über den Aufsichtsrat qualifiziert berichtenden Journalismus

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