Abschied auf Raten
Ferdinand Wegscheider tritt im Herbst als ServusTV-Intendant ab

| Tobias Seifried 
| 19.02.2025

An seinem "satirischen Wochenkommentar" wird der scheidende Senderchef aber auch in der Pension festhalten.

Seit 2016 fungiert Ferdinand Wegscheider als Intendant bei ServusTV. Ab Herbst 2025 braucht der Salzburger Privat-TV-Sender aber einen neuen Intendanten. Denn da erreicht Wegscheider sein Pensionsantrittsalter von 65 Jahren und will dann seine Führungstätigkeit beenden, wie der Standard berichtet. Als Berater der Geschäftsführung soll er jedoch weiterhin an Bord bleiben und auch Fans seines umstrittenen Wochenkommentars müssen sich keine Sorgen machen. Denn "Der Wegscheider" soll auch künftig ein fixer Bestandteil des ServusTV-Programms bleiben. Der Rückzug geschieht also auf Raten.

Dem Standard liegt auch eine interne Mitteilung vor, in der sich der zuständige Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff bei Ferdinand Wegscheider bedankt: "Ohne Dich wäre ServusTV nicht da, wo es heute ist." Zudem schreibt Mintzlaff, dass nun ausreichend Zeit sei, einen Nachfolger als Senderchef zu suchen. Offiziell gibt es dazu also noch keine Entscheidung. Möglicherweise fällt die Wahl auf Matthias Schrom. Der frühere ORF-Chefredakteur ist beim Salzburger Privatsender seit November 2014 Gesamtredaktionsleiter (LEADERSNET berichtete).

Mateschitz holte Wegscheider zurück

Wegscheider hat 1995 den Regionalsender Salzburg TV gegründet. Dieser wurde später vom mittlerweile verstorbenen Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz gekauft und im Jahr 2009 in ServusTV umbenannt. 2014 feierte Wegscheider sein Comeback und wurde 2016 zum Intendanten. Seither zeichnet er für das Programm und das Budget von ServusTV verantwortlich.

Mit seinem wöchentlichen Fernsehkommentar "Der Wegscheider" erreicht der scheidende Senderchef stets hohe Reichweiten, musste dafür aber schon häufig Kritik einstecken. Auch die Medienbehörde KommAustria und Gerichte beschäftigte die Sendung, die Samstagabend im Anschluss an die ServusTV-Nachrichten ausgestrahlt wird, seit geraumer Zeit. So hatte die KommAustria nach einer Beschwerde des Presseclubs Concordia im Jahr 2022 bei fünf Ausgaben des satirischen Wochenkommentars per Bescheid Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuelle-Mediendienste-Gesetzes festgestellt. Der Berufung von ServusTV gegen diesen Bescheid der Medienbehörde wurde am 20. Juni 2023 durch das Bundesverwaltungsgericht stattgegeben, der angefochtene Bescheid somit (nicht rechtskräftig) aufgehoben. Damals sagte Ferdinand Wegscheider: "Wir freuen uns, dass das BVwG klar festgestellt hat, dass es sich bei meinem satirischen Wochenkommentar nicht um eine Berichterstattung, Informationssendung oder Nachrichtensendung handelt und somit keine Rechtsverletzung gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuelle-Mediendienste-Gesetzes vorliegt. Insofern ist die Aufhebung des Bescheids der Medienbehörde ein wichtiger Etappensieg und ein Erfolg für unabhängigen Journalismus in Österreich."

www.servustv.com

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