Dass der Klimawandel künftig nicht nur ökologische, sondern auch massive wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen wird, zeigt sich in den Prognosen: So wird bei einer globalen Erwärmung von bis zu zwei Grad bis 2050 allein in Österreich mit jährlichen Schäden in der Höhe von 10,8 Milliarden Euro gerechnet. Durch gezielte Klimaanpassungsmaßnahmen könnten diese wirtschaftlichen Schäden nicht nur verringert, sondern auch langfristige Wachstumschancen eröffnet werden. Das hält eine aktuelle EcoAustria-Studie im Auftrag von oecolution austria fest, die am Mittwoch präsentiert wurde.
Im Zuge der von Monika Köppl-Turyna, Direktorin des EcoAustria Insituts für Wirtschaftsforschung, geleiteten Studie wurde analysiert, welche wirtschaftliche Folgen ein umfassendes Anpassungspaket hätte. Dabei zeigte sich, dass die durch den Klimawandel verursachten Wertschöpfungsverluste etwa durch Investitionen in klimaresiliente Infrastruktur, Frühwarnsysteme und technologische Innovationen deutlich reduziert werden können. Dabei würde in einem Szenario mit starker Erwärmung das reale BIP um fast 13 Milliarden Euro jährlich wachsen. Zusätzlich würden 26.000 neue Arbeitsplätze entstehen, wodurch die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte sinken würde.
Anpassung weder Kapitulation noch Ersatz für Klimaschutz
"Unsere Studie zeigt, dass Anpassung keine Kapitulation ist, sondern eine strategische Entscheidung, um wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern", erklärt Köppl-Turyna. Neben der Schaffung dringend benötigter Jobs hätten Investitionen auch die Kraft, Innovation zu fördern und langfristig öffentliche Ausgaben durch geringere Klimaschäden zu senken.
Dementsprechend sei es wichtig zu betonen, dass Klimaanpassung nicht als Ersatz für Klimaschutz zu sehen ist, so Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin von oecolution austria. Vielmehr sei es eine notwendige Ergänzung. "Extreme Wetterereignisse, Hitzeperioden und Wasserknappheit sind längst Realität. Wer jetzt in klimaresistente Technologien und Infrastruktur investiert, schützt nicht nur die Umwelt, sondern sichert langfristig den Wohlstand und die wirtschaftliche Zukunft Österreichs."
Vier konkrete Handlungsempfehlungen
Laut der Studie verfüge Österreich hinsichtlich Klimaanpassung bis dato über großes, ungenutztes Potenzial. Um dieses auszuschöpfen, haben die Autor:innen vier konkrete Maßnahmen-Empfehlungen formuliert:
- Synergien nutzen: Thermische Gebäudesanierungen, der Ausbau Erneuerbarer Energien oder ähnliche Maßnahmen würden nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern gleichzeitig die Klimaresilienz erhöhen, so die Forscher:innen, die nahelegen, diese Synergieeffekte gezielt zu fördern.
- Private Investitionen fördern: Um private Investitionen in Klimaanpassungsmaßnahmen zu erleichtern, sei es ratsam, steuerliche Anreize zu schaffen sowie subventionierte Darlehen und staatliche Garantien zu bieten.
- Forschung und Innovation stärken: Die Entwicklung neuer Lösungen könnte laut der Studie durch öffentliche Unterstützung für klimafreundliche Technologien sowie eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Staat und Unternehmen gefördert werden.
- Klimarisikoversicherungen ausbauen: Zudem seien Versicherer dazu angehalten, geeignete Versicherungsmodelle zur Minimierung finanzieller Risiken extremer Wetterereignisse weiterzuentwickeln, die gegebenenfalls durch Public-Private-Partnerships unterstützt werden.
Studienleiterin Köppl-Turyna fasst zusammen, dass Anpassung nicht als Kostenfaktor gesehen werden dürfe, sondern vielmehr als wirtschaftliche Chance: "Wer jetzt handelt, wird langfristig profitieren und gleichzeitig negative Folgen des Klimawandels abfedern können."
Appell an die Politik
oecolution-Geschäftsführerin Zehetner hebt hervor, dass Klimaanpassung einen pragmatischen und gleichzeitig wirksamen Ansatz biete: "Sie schafft unmittelbaren Nutzen, stärkt die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen und wirkt als wirtschaftlicher Impuls." Ein rein ideologisch geprägter Klimaschutz sei hingegen kein geeigneter Ansatz, da dieser oftmals auf Skepsis stoße. Sie appelliert demnach an die künftige Regierung, einen klaren Fokus auf Klimaschutz und Klimaanpassung zu legen und gezielt Maßnahmen zu setzen, die ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile vereinen.
Dafür sei etwa ein zentraler Hebel eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, wofür es jedoch schnellere Genehmigungsverfahren für Erneuerbare Energien sowie einen funktionierenden europäischen Energiebinnenmarkt brauche. Als Übergangslösung sei der Ausbau von Gas-Pipeline-Kapazitäten zu empfehlen, so die Studie. Um die bestehende Infrastruktur effizienter nutzen zu können sowie die Netzkosten zu senken, würden flexible Netztarife und digitale Steuerung helfen. Wichtig sei jedenfalls, dass Klimaziele realistisch und wirtschaftlich tragfähig sind, weswegen sich Österreich am EU-Ziel 2050 orientieren und den Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Wasserstoff beschleunigen solle. Essenziell seien auch Freihandelsabkommen, um stabile Lieferketten für Rohstoffe sicherzustellen und gleichzeitig den Export von GreenTech-Lösungen zu stärken.
"Eine neue Regierung darf also nicht nur in den Klimaschutz investieren, denn Klimaschutz allein reicht nicht – eine neue Regierung muss ebenso entschlossen in Klimaanpassung investieren – beides ist unverzichtbar", appelliert Zehetner abschließend.
Die gesamte Studie finden Sie anbei zum Download.
www.oecolution.at
www.ecoaustria.ac.at
Kommentar veröffentlichen