Die französische Möbelbranche ist bekannt für ihr Zusammenspiel von Tradition, Handwerkskunst und Design. Ebendiese Symbiose gab es neulich in Wien zu erleben, als am 4. und 5. Dezember die exklusive Produktausstellung "Art de vivre à la française" stattfand, ein Event, welches seit 2008 über fünf Kontinente von Business France, der Handelsabteilung der Französischen Botschaft, verantwortet wird.
Regelmäßig gibt es französische Möbel und Dekorationsartikel auf internationalen Messen zu sehen. Zum Beispiel auf der Maison & Objet in Paris, die zweimal pro Jahr ausgerichtet wird. In Wien wiederum war die Veranstaltungsreihe "Art de vivre à la française" erstmalig zu sehen und feierte damit eine Premiere. Im Fokus stand die exquisite Welt des französischen Designs, inszeniert von acht französischen Unternehmen, die auf Inneneinrichtung, Möbel, Leuchten und Tischkultur spezialisiert sind. Obendrein gestalteten Szenografen der Vienna Design Week in den Prunksalons der französischen Botschaft einen Rundgang mit den verschiedenen Ausstellungsstücken, alle "Made in France". Welche Aussteller:innen am 4. und 5. Dezember beteiligt waren, sehen Sie in der Infobox.
Umfangreiches Rahmenprogramm
Beide Ausstellungstage umfassten mehrere Podiumsdiskussionen und Fachgespräche für die verschiedenen Branchen: Immobilien, Gastgewerbe, Innenarchitekturbüros und viele mehr sowie eine feierliche Abendveranstaltung und ein Kamingespräch, das in Zusammenarbeit mit Atout France, der französischen Zentrale für Tourismus, organisiert wurde. Beim Kamingespräch, an dem Medienvertreter:innen teilnahmen, tauschten sich Lilli Hollein, Generaldirektorin des Mak und Olivier Gabet, Direktor der Kunstabteilung des Louvre, über die besondere Beziehung zwischen Frankreich und Österreich im Bereich Design und Innenarchitektur aus.
Besonders hervorgehoben wurden die Verbindungen zwischen beiden Ländern und der rege Austausch in der Szene. Hollein sieht Paris derzeit als die "Art capital of the moment". Und auch laut Gabet sei es das Momentum einer neuen französischen Bewegung in der Designwelt, die ihren Einfluss unter anderem aus dem Zusammenschluss verschiedener Akteur:innen zieht – mit dezidierter Unterstützung seitens des französischen Staats. So heißt es, dass auch die Wiederaufwertung von Handwerk als Ausbildungs- beziehungsweise Berufswunsch maßgeblich zur Bewegung beitrage.
Indes sorgte die Frage zu den Herausforderungen für die Zukunft der Branche für Einigkeit. Demnach gehe es darum, eine Balance zwischen Design im Luxussegment, welches auf echtes Kunsthandwerk und Umweltverträglichkeit setzt, und erschwingliches Design für die breite Masse, der sogenannten "Fast furniture", zu finden.
Bedeutung für die französische Wirtschaft
2022 erzielte die Möbel- und Designindustrie ein Gesamtvolumen von rund 26 Milliarden Euro, aufgeteilt in Möbel mit 12,73 Milliarden Euro und Innendekoration mit 13,2 Milliarden Euro. Darunter entfallen 50 Prozent auf Boden- und Wandbeläge, 19 Prozent auf Heimtextilien, 18 Prozent auf Tischkultur sowie 14 Prozent auf Beleuchtung und sonstige Artikel – mit einem kontinuierlichen Wachstum: Küchenhersteller legten 2022 um 6,8 Prozent zu, gefolgt von Bettwaren (+4 Prozent), Möbel (+3,4 Prozent) und Gartenmöbel (+3,1 Prozent).
Mit Blick auf die Importe zeigt sich, dass sich diese 2019 auf 10,9 Milliarden Euro beliefen, während die Ausfuhren 2022 bei 2,4 Milliarden Euro lagen. Als wichtigste Exportländer Frankreichs gelten die Nachbarländer wie Deutschland, das Vereinigte Königreich, Belgien und die USA. Allerdings verbleiben 70 Prozent der französischen Möbelexporte in Europa.
Historische Verankerung
Dass französische Möbel heute ein solch hohes Ansehen genießen, geht auf ihre Geschichte zurück. Diese reicht bis in die Zeit des Ancien Régime, also im weiteren Sinne die Frühe Neuzeit in ganz Europa vor der Französischen Revolution 1789 beziehungsweise vor den Napoleonischen Kriegen. Somit spiegelt die Geschichte der französischen Möbelherstellung die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umbrüche des Landes wider.
Obendrein erlangte die Innenausstattung am Hofe König Ludwig XIV. eine künstlerische Dimension, denn Möbel wurden zu Symbolen von Eleganz und königlicher Macht. Das Design umfasste vergoldetes Holz und Intarsien, also Einlegearbeiten aus diversen Hölzern zu einem Bild beziehungsweise einem Muster. Im Gegensatz dazu verkörperte die Ära Ludwig XVI. eine Rückkehr zu klassischer Eleganz mit schlichteren Linien und einem Fokus auf Asymmetrie – passend zum Zeitgeist der aufkommenden Ideale der Aufklärung.
Schließlich läutete die Industrialisierung im 19. Jahrhundert eine neue Epoche ein. Technologischer Fortschritt revolutionierte die Möbelherstellung und machte sie erstmals für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Im 20. Jahrhundert vereinten der Jugendstil und Art déco Tradition mit Innovation und beeinflussten so nicht nur das europäische Design, sondern auch jenes weltweit. Heute ist das französische Design von einer Vielfalt an Stilen geprägt, wobei moderne Aspekte wie Minimalismus oder ökologische Verantwortung zunehmend in den Vordergrund treten.
LEADERSNET war bei der Ausstellung vor Ort und hat in der Galerie für Sie Eindrücke gesammelt.
www.atout-france.fr
www.businessfrance.fr
Aussteller:innen "Art de vivre à la Française"
• Ego Paris ist auf die Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb von high-end-Outdoor-Möbeln spezialisiert und verkörpert die Exzellenz à la française auf der Bühne des zeitgenössischen Designs.
• Ferrures et patines setzt auf stilvolle Beschläge für Möbel und Gebäude. Das Unternehmen bietet heute rund 1.700 Artikel und darüber hinaus Dienstleistungen für maßgeschneiderte Designs an.
• Karine Golberg entwirft einzigartige Keramiken. Ein eklektisches Universum, das von ihren Reisen inspiriert ist, prägt ihre Kreationen. Die Komposition, die Form und die Farbe werden in ihrem Atelier in der Normandie mit Präzision und Feingefühl bearbeitet.
• Leblanc Illuminations ist seit 1958 der führende Hersteller von festlichen Lichtdekorationen. Das Unternehmen reduziert jedes Jahr seinen CO₂-Fußabdruck, indem es den Energieverbrauch seiner Dekorationen optimiert und umweltverträgliche Materialien verwendet.
• Bekannt für die gusseisernen Bräter in ikonischem Ofenrot bietet Le Creuset auch eine breite Palette an Kochgeschirr aus 3-ply Mehrschichtmaterial Edelstahl und Aluminium-Antihaft an, Geschirr aus Steinzeug, Antihaft-Backformen und eine Vielzahl an praktischen Küchenhelfern und stilvollen Wein-Accessoires.
• Philippe Hurel stellt außergewöhnliche Möbel her. Ein Haus, eine Familie, eine Region, ein Erbe und mehr als ein Jahrhundert voller Kreationen, Handwerkskunst und Inspiration.
• Sammode hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Beleuchtungslösungen für Architektur, Industrie und Design spezialisiert. Mit mehr als 90 Jahren Erfahrung stellt das Unternehmen Leuchten her, die Leistung, Robustheit und schlichte Ästhetik vereinen.
• Treca, eine Ode an den Schlaf. Außergewöhnliche Handwerkkunst, maßgeschneiderter Komfort und unübertroffene Qualität, unter Verwendung hochwertiger Materialien und traditioneller handwerklicher Techniken, 100 Prozent maßgeschneidert in Frankreich.
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