LEADERSNET: Was ist die Einzigartigkeit und das Markenversprechen von Visa?
Stefanie Ahammer: Visa steht für die beste Art zu zahlen und bezahlt zu werden. Wir bieten sichere, bequeme und zuverlässige Zahlungslösungen, die weltweit akzeptiert werden und auf die lokalen Bedürfnisse von Konsument:innen, Unternehmen, Behörden und der Finanzindustrie zugeschnitten sind. Als eine der wertvollsten Marken weltweit unterstützen wir unsere Partner als treibende Kraft in der Weiterentwicklung des Zahlungsverkehrs.
LEADERSNET: Digitales Bezahlen liegt im Trend – Wie gewährleistet Visa die Sicherheit solcher Transaktionen?
Ahammer: Bei Visa stehen Sicherheit und eine robuste Infrastruktur an oberster Stelle. In den letzten fünf Jahren haben wir über zehn Milliarden US-Dollar investiert, um ein zuverlässiges System zu schaffen, das mehr als 99,999 Prozent aller Transaktionsanfragen erfolgreich abwickelt. Jede Transaktion kann über 27 verschiedene Routen geleitet werden, um Stabilität zu gewährleisten.
Bei den rund 300 Milliarden Visa Transaktionen jährlich setzen wir auf fortschrittliche Technologien wie künstliche Intelligenz, die bei jeder Transaktion rund 500 Risikoattribute nahezu in Echtzeit auswertet. Die Visa Token Technologie bietet eine zusätzliche Sicherheitsebene, reduziert Betrug im E-Commerce um bis zu 60 Prozent und erhöht die Autorisierungsraten um etwa fünf Prozent. Dank dieser Maßnahmen liegt die Betrugsrate bei Visa-Zahlungen weltweit auf einem historischen Tiefstand von unter 0,1 Prozent. Allein im letzten Finanzjahr konnten wir Betrugsschäden in Höhe von rund 40 Milliarden US-Dollar verhindern.
LEADERSNET: Wie unterstützt Visa seine Bankenpartner beim Einsatz von KI? Welche konkreten Programme gibt es?
Ahammer: Unsere Bankenpartner stehen vor zunehmendem Wettbewerb, besonders von Tech-Unternehmen, die in ihre Wertschöpfungskette eingreifen. Daher ist es wichtiger denn je, innovativ zu sein und die Angebotspalette zu erweitern. Mit unserer "AI Advisory Practice" begleiten wir unsere Partner beim Einsatz von KI – von strategischer Beratung und Szenarien wie Simulation bis hin zur Implementierung. Konkrete Anwendungsfälle umfassen Kundenakquise, -bindung und -segmentierung. Zudem vernetzen wir Banken mit Fintechs, um den digitalen Wandel zu fördern und innovative Lösungen für Verbraucher:innen zugänglich zu machen.
LEADERSNET: Stichwort Innovationen! Wo liegen die aktuellen Trends und worauf können wir uns in Zukunft freuen?
Ahammer: Wir sehen eine Reihe an Trends und Innovationen, die die Zukunft des Bezahlens komfortabler und sicherer gestalten und Vorteile für sowohl Konsument:innen als auch Händler:innen bieten.
Im E-Commerce ist eine dieser Innovationen "Click to Pay". Diese Weiterentwicklung der herkömmlichen Kartenzahlung im Online-Handel macht das Bezahlen im Internet ebenso einfach wie das kontaktlose Bezahlen an der Kasse. Für Konsument:innen bedeutet das: Online-Shopping ohne langwierige Dateneingabe und Passwörter, über verschiedene Shops hinweg und auch als Gast. Händler:innen profitieren von weniger Sorgen um Kaufabbrüche und verbessertem Schutz von Zahlungsdaten.
An der Ladenkasse liegt die Nutzung mobiler Endgeräte für das Bezahlen weiter im Trend. Ende 2023 waren 65 Prozent der Visa-Zahlungen weltweit kontaktlos. Aber auch die Händler:innen können ihre NFC-fähigen Geräte gewinnbringend einsetzen: Mit unserer Lösung "Tap to Pay" können Smartphones und Tablets unkompliziert zum Zahlungsterminal werden, um Kartenzahlungen zu akzeptieren.
Zudem zeigt eine unserer Studien, dass sich mehr als die Hälfte der Karteninhaber:innen die Möglichkeit wünscht, über ein einziges Zahlungsmittel auf mehrere Konten zuzugreifen. Hier kann künftig Visa Flexible Credential zum Einsatz kommen, das es ermöglicht, über eine Karte auf mehrere Zahlungsmethoden (z. B. Debit und Kredit) zuzugreifen. Diese Funktion wird noch in diesem Jahr in Europa eingeführt.
LEADERSNET: Wohin wird sich das Zahlungsverhalten aus Ihrer Sicht mittel- und langfristig hinentwickeln?
Ahammer: Das digitale Bezahlen hat eine hohe Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich, und sein Wachstum hat sich spätestens während der Pandemie beschleunigt. Immer mehr Menschen in Österreich bezahlen inzwischen mit Karte und meiden Geschäfte, die nur Barzahlung akzeptieren. Kontaktloses Bezahlen sowie die Nutzung von Smartphones und Smartwatches an der Kasse sind weitverbreitet. Auch die Transaktionen im Online-Handel nehmen zu, wobei Bestellungen über Mobilgeräte besonders stark zunehmen. Dies ermöglicht es Händler:innen, ihre Waren und Dienstleistungen einem großen Nutzerkreis anzubieten und ihre Geschäftsfelder zu erweitern.
LEADERSNET: Welchen Herausforderungen und Chancen sehen sich Banken angesichts der aktuellen
Regularien gegenüber?
Ahammer: Regularien können den Aufwand und Ressourcenbedarf in den IT-Abteilungen erhöhen, jedoch bieten sie auch Potenzial für Innovationen. Mit den richtigen Technologien können Banken ihre Dienstleistungstiefe erweitern, von Open Banking profitieren und die Benutzererfahrung ihrer Apps verbessern.
Ein Beispiel hierfür ist die EU-Richtlinie PSD2, die seit 2018 den Zahlungsverkehr in Europa sicherer und moderner gemacht hat. Sie ermöglicht es auch Nicht-Banken, innovative Zahlungsdienste anzubieten, sofern die Kund:innen zustimmen, und führt strengere Sicherheitsregeln für Online-Zahlungen ein. Trotz einiger regulatorischer Anforderungen, die die Marktentwicklung bremsen könnten, sehen wir in PSD3 der EU-Kommission einen positiven Ansatz. Dieser Entwurf zielt darauf ab, einen stabilen gesetzlichen Rahmen zu schaffen und kontinuierliche Innovation und technologische Weiterentwicklung im Zahlungsverkehr zu fördern.
LEADERSNET: Wir befinden uns in einer Zeit voller wirtschaftlicher Veränderungen. Was sind aktuell die großen Herausforderungen und mit welchen Lösungsansätzen begegnen Sie diesen?
Ahammer: Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einer steigenden Nachfrage nach Sicherheit, insbesondere im Zahlungsverkehr. Eine der größten Herausforderungen für Zahlungsnetzwerke besteht darin, legitime Transaktionen von betrügerischen zu unterscheiden. Bei Visa setzen wir seit Jahrzehnten auf künstliche Intelligenz, um dies zu gewährleisten. Unsere Partner profitieren dabei von unserem umfangreichen globalen Datensatz und unserer Erfahrung aus rund 300 Milliarden Transaktionen pro Jahr.
www.visaeurope.at
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