Tendenz steigend
Schon 580 Gemeinden haben keinen großen Lebensmittelmarkt

| Redaktion 
| 18.07.2024

Es kommt zu einer langfristigen Verschlechterung der Lebensmittelnahversorgung in weiten Teilen Österreichs. Immer mehr kleine Gemeinden werden nicht mehr vollständig versorgt.

Die Anzahl der Lebensmittelmärkte in Österreich sinkt. Das geht aus der Auswertung der RegioData-Standortdatenbank hervor.

Die Anzahl der Lebensmittelvollsortimenter ist demnach in Österreich seit 2010 um insgesamt 5,1 Prozent gesunken. Vor allem die sogenannten "Big-4" – also Spar, Rewe, Hofer, Lidl –, die insgesamt knapp 92 Prozent des österreichischen Lebensmittelhandels abdecken, hätten kaum mehr Expansionsambitionen.

5.614 Vollsortimenter

Derzeit gibt es insgesamt 5.614 Standorte von Vollsortimentern, die sich jedoch regional sehr unterschiedlich verteilen. Während in groß- und kleinstädtischen Gebieten die Dichte an Verkaufsstellen ständig zunimmt, werden kleinere, unrentable Standorte nach wie vor geschlossen. Vollsortimenter bieten ein Basisangebot von Trockensortimenten und allen vier Frischesortimenten (Obst und Gemüse, Milch- und Molkereiprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, Brot und Gebäck) und Getränken.

Räumliche Konzentration

Eine räumliche Konzentration ist insbesondere rund um die Hauptstädte Wien, Linz und Graz sowie in deren umliegenden Gemeinden, den sogenannten "Speckgürteln", zu beobachten. Im Gegensatz dazu dünnt die Versorgung in kleinen, peripheren Gemeinden etwa in Ober- und Niederösterreich immer mehr aus.

Große Unterschiede nach Bundesländern

Knapp 28 Prozent aller Gemeinden verfügen über keinen Lebensmittelvollsortimenter. Von diesen insgesamt 580 Gemeinden in Österreich entfallen die meisten auf Nieder- und Oberösterreich. In beiden Bundesländern gibt es jeweils etwa 155 Gemeinden ohne einen umfassenden Lebensmittelversorger. Besonders in ländlichen Regionen mit sehr kleinen Ortschaften ist die Versorgungslage schlecht. Das vergleichsweise günstige Bild in der Steiermark sei vor allem auf die Gemeindezusammenlegungen der letzten Jahre zurückzuführen, die Versorgungssituation in den einzelnen Ortsteilen ist jedoch genauso ungünstig.

Zukunft

Die recht hohe Anzahl von Schließungen der Lebensmittelvollsortimenter in kleinen Dörfern und Ortsteilen in den vergangenen Jahren hat sich bereits deutlich abgeschwächt. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren nur noch wenige neue Versorgungslücken entstehen. Schließungen herkömmlicher Lebensmittelmärkte in kleinen Gemeinden sind nicht einfach zu kompensieren, weshalb neue Ansätze und Lösungen erforderlich sein werden. In diesem Zusammenhang wird es vor allem zwei Strategien geben müssen: Erstens ein automatisierter Verkauf, also Einkaufsstellen ohne jegliches Personal, und zweitens eine Funktionsmischung, insbesondere zwischen Gastronomie und Einzelhandel, wie es etwa in Italien und Spanien seit jeher gepflegt wird. Bei beiden Strategien sind die Gesetzgeber und Interessenvertreter gefordert, durch liberalere Bestimmungen eine Verbesserung der Nahversorgungssituation zu erreichen.

www.regiodata.eu

Gemeinden ohne Vollversorger

Niederösterreich 155

Oberösterreich 155

Tirol 90

Burgenland 69

Steiermark 44

Salzburg 24

Vorarlberg 21

Kärnten 22

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