Obwohl der Absatz von Elektroautos vor allem in Europa derzeit etwas schwächelt, glauben die meisten Branchenexpert:innen, dass es sich dabei nur um ein kleines Zwischentief handelt und sich die E-Mobilität gegen Ende des Jahrzehnts durchsetzen wird. BMW plädiert seit jeher für Technologieoffenheit, setzt aber ebenfalls immer mehr auf reine Stromer. Deshalb schreitet auch im BMW Group Werk Steyr, wo nach wie jährlich mehr als eine Million Verbrennungsmotoren von den Bändern laufen, die Transformation planmäßig voran. Neben Benzinern und Dieselmotoren werden hier künftig auch Elektroantriebe für die neuen Fahrzeuge des deutschen Premiumanbieters und seine Töchter gebaut. Die Vorserienproduktion startet bereits im Sommer dieses Jahres, die Serienproduktion wird 2025 beginnen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren (LEADERSNET berichtete).
Entwicklungszentrum Steyr erweitert EMV-Kompetenzen
Egal ob Elektro- oder Verbrennerauto - in den Fahrzeugen ist der Anteil der elektrischen und elektronischen Baugruppen in den letzten Jahren fast explosionsartig gestiegen. Dennoch gibt es hier noch einmal eklatante Unterschiede. Gerade bei E-Fahrzeugen kommen elektromagnetische Felder in einem Ausmaß in den Fokus der Entwicklungsingenieur:innen, die es bei bisherigen Fahrzeugen nicht gab. Neben den Antriebskomponenten wie Batterie, E-Motor oder dem Inverter sind im Fahrzeug noch weitere Systeme an das Hochvolt-Bordnetz angeschlossen, wie etwa Lenkung, Klimaanlage oder Onboard-Ladegeräte.
Die dabei erzeugten Störfelder können andere elektronische Systeme beeinträchtigen, etwa jene zur Fahrerassistenz oder den Radio- und Telefonempfang. Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) soll sicherstellen, dass all diese Systeme störungsfrei und sicher funktionieren, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen. An dieser Schlüsselkompetenz für Elektromobilität wird nun auch im Entwicklungszentrum im BMW Group Werk Steyr geforscht.
Neue Prüfeinrichtungen und Forschungskooperationen
"Was im Bereich des Verbrennungsmotors die Emissionstechnik ist, ist beim Elektroantrieb die Elektromagnetische Verträglichkeit. Wir erweitern dazu unsere Kompetenzen massiv, investieren in neue Prüfeinrichtungen und setzen auch auf Forschungskooperationen", so der Leiter des Entwicklungszentrums Josef Honeder.
Aktuell wird im Entwicklungszentrum eine Absorberkammer errichtet. Hier werden Elektroantriebe starken elektromagnetischen Feldern ausgesetzt, um ihre Wechselwirkung mit der Umwelt zu prüfen und sie umfassend abzusichern. Die Fertigstellung des Baus ist für Ende 2025 geplant.
Parallel forscht das BMW Group Werk Steyr als Unternehmenspartner im kürzlich eröffneten "Christian Doppler Labor für elektromagnetisch verträgliche robuste elektronische Systeme" am Institut für Elektronik der TU Graz mit einem Team um Laborleiter Jan Hansen mittels KI daran, elektronische Fahrzeugantriebe in unterschiedlichsten Umgebungen zu optimieren. Auch mit der Uni Stuttgart entsteht Forschungsarbeit: Erst kürzlich wurde Michaela Gruber der "Young Engineer Award" auf der EMV Fachmesse in Köln verliehen. Im Rahmen ihrer Forschungskooperation mit dem Entwicklungszentrum beschäftigte sie sich Modellierungsmodellen der Motorimpedanz für E-Antriebe.
Know-how aus Österreich treibt weltweit Fahrzeuge der Gruppe an
Im Entwicklungszentrum Steyr forschen BMW zufolge 700 Beschäftigte an den Antrieben der Zukunft. "Aktuell arbeitet bereits der größte Teil unseres Teams an Elektromobilitäts-Themen, wie zum Beispiel an Hochleistungs-E-Antrieben für die künftigen Fahrzeuge der BMW Group. Daneben verantworten wir auch das Wärmemanagement für alle neuen Elektrofahrzeuge der BMW Group, die Entwicklung von Invertern oder Applikationen für das Fahrverhalten", so Honeder. Auch die Forschung und Entwicklung zur Aufrechterhaltung der Innovationskraft im Bereich der Dieselantriebe bleibe nach wie vor eine der Kernaufgaben des Entwicklungszentrums.
Allein im Jahr 2023 hat die BMW Group, zu der auch die Marken Mini und Rolls-Royce gehören, 24 neue Fahrzeuge auf den Markt gebracht. An über 60 Prozent dieser Anläufe war die Mannschaft des Entwicklungszentrums laut eigenen Angaben beteiligt.
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