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So soll das Problem des Overtourismus gelöst werden

| Redaktion 
| 11.06.2024

Susanne Kraus-Winkler und weitere Expert:innen zeigten innovative Ansätze für ein harmonisches Miteinander von Gästen und Einheimischen auf und präsentierten Konzepte zur Entzerrung von Besucherströmen.

Durch die zahlreichen Möglichkeiten des Internets und der Digitalisierung hat sich der Tourismus in den letzten Jahren verändert. Plattformen und Social Media wie Instagram machen die schönsten Plätze, Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele weltweit bekannt und verwandeln selbst den abgelegensten Aussichtspunkt in einen "Place to be". Jedoch nicht immer zur Freude der Einheimischen.

Hochkarätige Diskussion

An manchen Orten würde der zunehmende Druck durch Tourist:innen für ein Wechselbad der Gefühle sorgen. Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten wollen die Besucher:innen auch das Authentische und Einzigartige der Region erleben, während die Einheimischen unter zunehmendem Verkehr, Lärm und der Sorge um Landschaft und Natur leiden.

Professionelles Management der Besucherströme sei erforderlich, um das Gleichgewicht zwischen Erlebnisraum für Gäste und Lebensraum für die Ortsansässigen zu bewahren oder wiederherzustellen. Vor diesem Hintergrund beleuchtete ein hochkarätiges Tourismusgespräch, initiiert vom Tourismusberatungsunternehmen Kohl und Partner, gemeinsam mit Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Branchen-Expert:innen die Entwicklung des "Unbalanced Tourism".

Vertreter:innen von Destinationen, Unternehmen und Sehenswürdigkeiten berichteten von ihren Erfahrungen und zeigten, dass es möglich ist, Besucherströme so zu lenken, sodass Gäste weiterhin Österreichs schönste Plätze genießen können, während die Lebensqualität der Ortsansässigen erhalten bleibt.

Ausbalanciertes Zusammenleben

Kraus-Winkler führte die Tourismusakzeptanzerhebung ein, die regionale Vergleiche ermöglichen und Synergieeffekte mit anderen Daten nutzen soll. Ein neuer Förderungscall unterstütze Regionen bei der Entwicklung nachhaltiger Tourismuskonzepte, um die positive Einstellung der Bevölkerung langfristig zu fördern. "Ein ausbalanciertes Zusammenleben von Einheimischen und Gästen ist essenziell für eine nachhaltige Zukunft der Branche. Mein Schwerpunkt 2024 liegt auf der Stärkung der Tourismusakzeptanz, insbesondere durch die Erlebbarmachung der positiven Aspekte des Tourismus für die lokale Bevölkerung", so die Staatssekretärin.

Analyseinstrument

Das Tourismusberatungsunternehmen Kohl und Partner entwickelte gemeinsam mit BrandWorks Studios ein Analyseinstrument, um die Stimmung in touristischen Orten zu durchleuchten und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Einheimischen zu ergründen. Erhoben wurde die Sichtweise von 7.052 Einheimischen in verschiedenen Tourismusgebieten. Die Analyse zeigt demnach ein Bild wechselhafter Gefühle. Je nach Destination variieren Frust und Wohlgefallen. "Besucher:innen wollen immer weiter mittendrin in der Natur oder bei den Einheimischen sein. Die Instagramability hat dazu beigetragen, dass Must-See-Plätze schnell zu Hotspots werden. Dies gilt es zu lenken, um Destinationen nachhaltig zu managen. Entscheidend ist gezieltes Marketing bestimmter Angebote bei gleichzeitigem De-Marketing sensibler Gebiete zu bestimmten Zeiten", so Gernot Memmer, Managing Partner von Kohl und Partner.

Von Schönbrunn bis Seefeld

Ein Teilnehmer der Expertenrunde war auch Wolfgang Smejkal, Schönbrunn Group Abteilungsleitung Gästeservice & Kulturvermittlung. Er erklärte, dass das Schloss Schönbrunn großen Wert auf die Balance zwischen ortsansässigen Besucher:innen und Tourist:innen legte. "Durch bauliche Maßnahmen haben wir eine Entzerrung der Besucherströme bewirkt und gewährleisten so einen ruhigen Verlauf des Besuchs, selbst bei hohen Touristenzahlen", so Smejkal.
Hartmut Wimmer, Outdooractive-Vorstand, einer Reisetipp-Plattform, die einerseits die Besucher:innen zu den beliebtesten und attraktivsten Reisezielen lotst und andererseits die Digitalisierung als wertvolles Instrument zur Entzerrung von Besucherströmen einsetzt, betonte in seinem Vortrag: "Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht nur auf physische Ressourcen, sondern muss auch digital berücksichtigt werden."

Wo digitale Werkzeuge laut den Expert:innen zum Erfolg führten, ist Seefeld. Dort kommen diese vor allem bei Großveranstaltungen zum Einsatz.

"Daten veranschaulichen emotionslos Hotspots, weshalb sie für uns im Tourismus ein wichtiges Tool für eine erfolgreiche Destinationsentwicklung sind", sagt Raphael Chrysochoidis vom Tourismusverband Seefeld.

Mario Mayerthaler, CEO der Invenium Data Insights GmbH, gab Einblicke in die digitale Entwicklung der Tourismusbranche: "Unsere Insights aus Mobilfunkdaten liefern wertvolle Informationen für Touristiker. Mit innovativen Produktevolutionen bieten wir umfassendere Daten in Near Real Time, um Besucherströme noch besser zu entzerren."

Außerdem wurden von den Expert:innen von Kohl & Partner internationale Beispiele für erfolgreiche Besucherlenkung vorgestellt, wie die zeitliche Verteilung durch Voraus-Ticketing oder Dynamic Pricing. Oder Nudging – hier sollen positive Anreize, sogenannte Nudges, die Besucherströme lenken und Hotspots zugunsten attraktiverer, weniger frequentierter Orte entlasten.

Zahlreiche Gäste

Interessierte Zuhörer:innen und Diskutant:innen waren u. a. Christian Schirlbauer, TVB Inneres Salzkammergut, Max Hillmeier, Bad Hindelang Tourismus, Deutschland, Thomas Ebner, TVB Mondsee-Irrsee, Julia Stix, Mostviertler Tourismus GmbH und Nadine Guggenberger, Leader Region Regis.

Einen Eindruck von der Veranstaltung können Sie sich hier machen. 

www.kohl-partner.at

Im Burgenland, am Neusiedlersee, ist man leider noch nicht soweit, dies zu erkennen.

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