Das altehrwürdige Wirtschaftsblatt plant eine Neuausrichtung und will sich an das veränderte Leserverhalten anpassen. Geschehen soll das mit einer sogenannten "digital-first strategy". Lionel Barber, der Herausgeber der Zeitung, hat in einer Rundmail seine Mitarbeiter über den Richtungswechsel informiert und konkret acht Schritte angekündigt. Zukünftig wird der Fokus des Unternehmens auf dem Online-Bereich liegen. Grund dafür ist der wachsende Kostendruck, der aufgrund der zunehmenden Digitalisierung wirtschaftliche Sorgen bereitet.
"Mit der neuesten Smartphone- und Tablet-Generation hat sich die Mediennutzung komplett verändert. Zahlreiche Verlagshäuser stellen sich gerade darauf ein", erklärt Erik Staschöfsky vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger.
Google, LinkedIn und Twitter als Gefahr
Barber bezeichnet die Neuausrichtung als "große kulturelle Veränderung" für das Tagesgeschäft. Dieser Veränderung fallen jedoch auch Arbeitsplätze zum Opfer. Insgesamt streicht Financial Times 35 Stellen, während gleichzeitig zehn neue Online-Journalisten angestellt werden. Das ergibt eine Netto-Reduktion im redaktionellen Bereich von 25 Stellen. Barber will mit diesem Schritt im laufenden Jahr rund 1,6 Mio. Pfund (1,9 Mio. Euro) einsparen. "Wir müssen sicherstellen, dass wir primär eine digitale Plattform beliefern, die Zeitung ist sekundär", so der Herausgeber, der weitere strukturelle Veränderungen für nötig hält. Die Financial Times könne nur überleben, wenn sie sich der Nachfrage von Online- und Zeitungslesern anpasse. Technologie-Unternehmen wie Google, LinkedIn und Twitter würden routinemäßig die Geschäftsmodelle angestammter Zeitungen zerstören.
"Existenziell für die Zukunft"
"Es wäre rücksichtslos von uns, einfach untätig zu sein. Natürlich, wir müssen uns an die Praktiken guten Journalismus' halten: Eine tiefe und originäre Recherche, gefußt auf mehreren Quellen mit einem Auge für exklusive Geschichten", erklärt Barber. Aber man müsse auch erkennen, dass das Internet neue Möglichkeiten und Plattformen für ein besseres Liefern und Teilen von Informationen bietet. "Wir bewegen uns nun vom Nachrichten-Geschäft hin zu einem vernetzten Business." In der E-Mail an seine Mitarbeiter schreibt er, seine Reise ins Silicon Valley im vergangenen September hätten die Geschwindigkeit bei der Veränderung der Medien bestätigt. Die Neuausrichtung der FT sei zwar schmerzhaft, aber existenziell, um die Zukunft des Titels abzusichern. In dem Rundschreiben hat Barber nicht auf die gegenwärtigen Spekulationen rund um einen Verkauf der Zeitung Stellung genommen. Als potenzielle Interessenten für das 125 Jahre alte Blatt gelten Bloomberg und Thompson-Reuters. (red/pte)
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