Wifo-Chef: "Konjunkturell ist das Jahr 2023 zum Vergessen"

Das Wirtschaftsforschungsinstitut und das IHS haben ihre Konjunkturprognosen gegenüber nach unten korrigiert. Dennoch gibt es Licht am Ende des Tunnels. Für eine Branche sieht es aber düster aus.

Nun haben wir es schwarz auf weiß: Eine gedämpfte Kaufkraft, hohe Energiepreise und starke Zinssteigerungen führen 2023 laut den beiden führenden heimischen Konjunkturprognosen zu einer Rezession in Österreich. Diese falle demnach zwar mild aus, dennoch schrumpft die Wirtschaft offiziell.

Das reale Bruttoinlandsprodukt dürfte laut der Prognose des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) um 0,8 Prozent schrumpfen. Das Institut für Höhere Studien (IHS) geht von einer Schrumpfung von 0,4 Prozent aus. Im Sommer prognostizierte beide Institutionen noch ein leichtes Wachstum. Seither hätten sich aber einige Faktoren negativer entwickelt als angenommen.

"2023 zum Vergessen"

"Konjunkturell ist das Jahr 2023 zum Vergessen", sagte WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr bei der Präsentation der Konjunkturprognose am 6. Oktober. "Die gute Nachricht ist, dass die Rezession in ihren letzten Zügen liegt."

Das sah IHS-Chef Holger Bonin ähnlich. Für ihn habe Österreichs Wirtschaft "das Schlimmste schon hinter sich". Im nächsten Jahr gehe "es schon wieder konjunkturell aufwärts".

Für den heuer schrumpfenden und 2024 stagnierenden Industriesektor sehen die Ökonomen keinen Bedarf für ein Konjunkturprogramm. Deutlichen Handlungsbedarf sieht der WIFO-Chef bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen.

Unterstützungsbedarf für Bauwirtschaft

Bonin und Felbermayr sehen aber Unterstützungsbedarf für die Bauwirtschaft. Sie erwarten für heuer und im kommenden Jahr einen Einbruch der Bauinvestitionen. Die prophezeite zuletzt auch der KSV1870 (LEADERSNET berichtete). Hier müsse die öffentliche Hand eingreifen, sonst würden ein Teil der Beschäftigten abgebaut werden müssen. Diese würden dann in andere Sektoren abwandern und im Aufschwung sowie für die "Ökologisierung der Wohnimmobilien" nicht mehr zur Verfügung stehen, warnte der Wifo-Chef.

Mittlerweile hat sich diesbezüglich auch Wirtschaftsminister Martin Kocher zu Wort gemeldet. Er lehnt ein breitangelegtes Konjunkturpaket genauso ab wie die beiden Experten. Denn der Arbeitsmarkt sei derzeit nach wie vor äußerst robust. Für die Baubranche kann sich Kocher aber eine Unterstützung vorstellen.

www.wifo.ac.at

www.ihs.ac.at

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