Das kritikgebeutelte Apple Maps für iOS 6 hat "neue alte" Konkurrenz bekommen, denn Google Maps ist jetzt wieder für iPhone und iPad verfügbar. Damit nicht genug, macht Google auch auf Entwickler-Seite Druck. Ein neuer Entwicklerkit macht es zudem Dritten leicht, Google Maps in ihren iOS-Apps zu nutzen. Angesichts der wachsenden Konkurrenz - kürzlich ist auch Nokia Maps für iOS erschienen - wird es für Apple immer wichtiger, Qualität und Image seines eigenen Kartendienstes in den Griff zu bekommen. Rabobank-Analyst Hans Slab geht bereits davon aus, dass Apple eine Übernahme des Navigationsspezialisten TomTom anstreben könnte, um schneller Korrekturen an Apple Maps vornehmen zu können. "Wenn es dazu kommen sollte, ginge es um viel mehr", betont Annette Zimmermann, Principal Analyst, Consumer Markets & Technology bei Gartner.Denn das würde gleich eine Basis für zukünftig deutlich ausgebaute standortbezogene Dienste schaffen.
Apple unter Druck
Apples Kartendienst hat sich schnell als eine Achillesferse von iOS 6 entpuppt. Schon zum Start gab es laufend Kritik an Ungenauigkeiten. Diese Woche hat sogar die Polizei im australischen Victoria davor gewarnt, sich auf Apple Maps zu verlassen, da Nutzer mitten in einem Nationalpark gestrandet sind, statt das Städtchen Mildura zu erreichen - ein mediales Desaster. "Das war zu viel Wind um Nichts", meint allerdings Zimmermann. Probleme auch mit potenziell gefährlichen Fehlinformationen - bis hin zu in Seen geparkten Autos - habe es schließlich auch bei anderen Karten- und Navigationsdiensten immer wieder gegeben.
Durchaus real ist aber die Stärke der Konkurrenz. Mit der Veröffentlichung von Google Maps für iOS 6 bekommen viele User genau das, was sie sich seit dem Start der neuen Betriebssystem-Version gewünscht haben. Dank des neuen Entwicklerkits darf sich Google berechtigte Hoffnungen machen, dass auch viele Drittanbieter-Apps auf den bewährten Kartendienst setzen werden. "Apple ist schon dadurch unter Druck gekommen, dass vor rund drei Wochen Nokia sein Maps auf iOS gebracht hat", betont indes die Gartner-Analystin. Denn der Kartendienst der Finnen sei mindestens ebenso gut wie der von Google.
Chancen für die Zukunft
Trotz des für Apple ungewohnten PR-Debakels könnte sich der hauseigene Kartendienst auf Dauer durchaus als ernstzunehmender Mitbewerber auf dem Markt etablieren. Zimmermann verweist darauf, dass der Konzern sich durch Übernahmen durchaus schon Karten-Kompetenzen ins Haus geholt hat. Eine etwaige Übernahme von TomTom - Rabobank-Analyst Slab gibt dafür eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit an - wäre aus Sicht der Gartner-Analystin vor allem mit Blick auf künftige standort- und kontextbasierte Angebote interessant. "Wenn man eine Firma mit so vielen Kartendaten besitzt, schafft das dafür eine sehr gute Grundlage", erklärt sie. Das Erscheinen von Google Maps hat indes Bedenken zerstreut, dass sich Apple durch Ablehnen einer App vor Konkurrenz drücken könnte. Unterschätzen sollte der Konzern diese aber nicht. Nach dem Start des neuen Google Maps in iTunes gab es US-Medien zufolge eine zeitlang Probleme mit dem Download. Manche Beobachter vermuten, dass das an einer sehr großen Nachfrage lag, weil viele User von Apple Maps frustriert oder verunsichert sind, was die Qualität des Apple-Dienstes betrifft. (pte)
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