Beim Wirtschaftsparlament der niederösterreichischen Wirtschaftskammer (WKNÖ) im WIFI St. Pölten wurde Bilanz über das vergangene Jahr gezogen. Dabei stellte Präsident Wolfgang Ecker in seiner Rede den Mitarbeitermangel als die zentrale Herausforderung vor und drängte auf eine Bildungs- statt Schulpflicht für Lehrlinge sowie finanzielle Anreize für längeres Arbeiten. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte die Relevanz der Kooperation zwischen Wirtschaft und Land.
Arbeitskräftemangel als Herausforderung
54 Prozent der niederösterreichischen Unternehmen haben dauerhaft unbesetzte Stellen, 44 Prozent aller Betriebe mit Arbeitskräftemangel müssen Aufträge und Kund:innen ablehnen. Weitere 34 Prozent dieser Firmen gaben an ihr Angebot reduzieren zu müssen und 27 Prozent haben ihre Öffnungszeiten reduziert.
Vor diesem Hintergrund forderte Wolfgang Ecker, die Schulpflicht zu einer Bildungspflicht weiterzuentwickeln. Eine solche Bildungspflicht solle sicherstellen, "dass alle Lehrlinge gleich zu Beginn ein solides Basiswissen haben", so Ecker und fügt hinzu: "Und unsere Betriebe können sich damit auf die eigentliche Lehrausbildung konzentrieren."
Qualifizierte Zuwanderung und Anreize für längeres Arbeiten
Ecker drängte auf Maßnahmen wie "eine qualifizierte Zuwanderung für Menschen, die motiviert und leistungsbereit sind" und Anreize für längeres Arbeiten im Alter, sowie beim Wechsel von Teil- in Vollzeit.
Überdies verlangt der WKNÖ-Präsident eine Ausweitung der Steuerbefreiung von Überstunden. "Denn eines ist klar, wer freiwillig länger arbeiten will, darf nicht bestraft werden", so der WKNÖ-Präsident und ergänzte: "Der Gedanke, dass Arbeit ein fixer Teil unseres Lebens ist, der Freude macht und Sinn gibt, scheint mir immer mehr zu kurz zu kommen. Und wo Arbeit in einer Gesellschaft zu kurz kommt, dort kommen früher oder später auch Wohlstand und soziale Sicherheit zu kurz."
Unbefristete Lockerung der Vergaberegeln
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte, dass die enge Partnerschaft zwischen Land und Wirtschaft, zwischen Land und Wirtschaftskammer, Niederösterreich in der Vergangenheit stark gemacht habe und werde auch dazu beitragen, durch die aktuellen Krisen zu kommen.
"Niederösterreich ist die Region in Österreich mit den höchsten Haushaltseinkommen, mit der größten Kaufkraft und der niedrigsten Armutsgefährdung. Aber all das kommt nicht von ungefähr – da stecken harte Arbeit, Einsatz, Engagement von vielen Leistungsträger:innen in unseren Betrieben dahinter. Dafür sagen wir 'Danke' und dafür wollen wir auch in Zukunft die besten Rahmenbedingungen gemeinsam mit der Wirtschaftskammer NÖ bereitstellen", so Mikl-Leitner.
Wie der WKNÖ-Präsident Ecker sprach sich auch die Landeshauptfrau u.a. für die rasche Umsetzung des Energiekostenzuschusses des Bundes für die niederösterreichischen Betriebe, die Verlängerung der Schwellenwerteverordnung sowie eine Entlastung für jene aus, die länger und mehr arbeiten wollen.
"Hier braucht es die 'Abschaffung der Pensionsbeiträge' für Menschen, die in der Alterspension arbeiten wollen oder die Ausweitung der steuerfeien Überstunden. Beides dient dazu, dass sich Mehrarbeit lohnt – und beides ist Anerkennung und Motivation zugleich", sagte die Landeshauptfrau abschließend.
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