Neuer Anlauf für eine Seilbahn auf den Wiener Kahlenberg

Das 70 Millionen Euro Projekt soll eine Erschließung von Naherholungsgebieten ermöglichen und zu einer Tourismusattraktion werden. An der Umsetzung gibt es trotz erteilter Konzession Zweifel.

In Wien wurde nun ein neues Projekt für die Realisierung einer Seilbahn auf den Kahlenberg vorgestellt. Überlegungen diesbezüglich gab es bereits mehrmals, zu einer Umsetzung kam es bisher jedoch nie. Zwar gibt es auch dieses Mal Zweifel (siehe unten), geht es nach den Verantwortlichen, soll es aber zu einer Realisierung kommen. Hinter dem neuen Projekt steht die österreichische Genial Tourismus- und Projektentwicklungs-GmbH, die sich im Eigentum der Erbauer der Erlebniswelt Kahlenberg befindet.

Den Plänen zufolge sollen die Errichtungskosten rund 70 Millionen Euro betragen. Umgesetzt werden soll das Projekt von der Leitner AG aus Südtirol, einem der weltweit größten Seilbahnproduzenten. Generalplaner der Seilbahn Kahlenberg ist das Architekturbüro WGA ZT GmbH aus Wien.

Geplanter Verlauf

Ziele des Projekts sind eine umweltfreundliche Erschließung der Naherholungsgebiete Donauinsel Nord und Kahlenberg sowie die weitere Ankurbelung des Tourismus' in der Bundeshauptstadt. Ausgehend von der Talstation an der U4 Heiligenstadt soll die Seilbahn mit einer Gesamtstrecke von 5,7 Kilometern über die Donau in rund sechs Minuten Fahrzeit zur Station Donauinsel Nord, weiter nach Strebersdorf und schlussendlich hinauf zur Bergstation Kahlenberg führen. Insgesamt soll die Fahrdauer unter 20 Minuten betragen. Die 115 Zehn-Personen-Kabinen sollen über ein Infotainmentsystem, Videoüberwachung und eine Gegensprechanlage zur Station verfügen sowie genügend Platz für Kinderwägen, Räder und Rollstühle bieten.

Seilbahn KahlenbergSeilbahn Kahlenberg (Rendering)  © ZOOM VP.AT/Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH

Dank dem direkten U4-Anschluss soll das Projekt auch für eine Verkehrsentlastung in Döbling inklusive Reduktion des CO2-Ausstoßes und für einen Lückenschluss in der Öffi-Anbindung der nördlichen Seite des Donauufers sorgen. Laut der Betreibergesellschaft würden in der Station Strebersdorf zudem für Pendler:innen sowie Besucher:innen von außerhalb künftig eine Park & Ride-Anlage mit 630 Parkhaus-Stellplätzen sowie eine Bike & Ride-Station mit rund 1.000 Bike-Boxen und E-Bike Ladestationen zur Verfügung stehen.

Konzession und Prüfung

Im März 2022 wurde eine Konzession für die Realisierung des Projekts erteilt. Diese basiert auf einer Prüfung und Interessensabwägung, für die seitens des BVwG insgesamt 14 unabhängige Gutachten eingeholt wurden. Insbesondere aufgrund der Verringerung des Verkehrsaufkommens, des verbesserten Zugangs zu Naherholungsgebieten und der positiven wirtschaftlichen Effekte für den Wiener Tourismus sei dem Vorhaben beschieden worden, im öffentlichen Interesse zu liegen.

Auch mögliche Bedenken seien laut der Genial Tourismus- und Projektentwicklungs-GmbH geprüft worden. Demnach wurde im Zuge der BVwG-Gutachten u. a. festgestellt, dass das Projekt mit keiner Bedrohung von Tieren, Pflanzen oder Wasser verbunden sei. Der Aufbau der Anlage soll durch ihre modulare Bauweise in einer geplanten Bauzeit von ca. zehn Monaten möglich und mit nur geringen Eingriffen in die Natur verbunden sein. 

Hindernisse

Trotz erteilter Konzession ist die Umsetzung aber alles andere als sicher. Denn weder die Stadt Wien noch mehrere Grundstückseigentümer haben bisher einer Baugenehmigung zugestimmt. Seitens der Stadt gibt es außerdem inhaltliche Bedenken. Im Bezirk Döbling gibt es wiederum Bedenken in Bezug auf Anrainerrechte sowie Naturschutz. Lediglich der kleine Koalitionspartner der SPÖ, die Neos, stehen positiv zum Seilbahnprojekt. Aber auch sie verweisen auf mögliche Interessenskonflikte, die zunächst geklärt werden müssten.

www.seilbahn-kahlenberg.at

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