Am Freitag hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ihre jüngste gesamtwirtschaftliche Prognose vorgestellt. Dabei wurde auch mitgeteilt, dass die Expert:innen rund um OeNB-Gouverneur Robert Holzmann für 2024 das zweite Jahr in Folge eine sinkende Wirtschaftsleistung (-0,9 Prozent) erwarten.
2024 haben die schwache internationale Konjunktur, der Strukturwandel in der europäischen Automobilindustrie und die hohen Energie- und Lohnkosten der österreichischen Industrie stark zugesetzt und zu einem Rückgang der Exporte geführt. Auch die Investitionen mussten unter dem Anstieg der Finanzierungskosten und negativen Absatzerwartungen leiden. Gleichzeitig ist die Verunsicherung der Konsument:innen weiterhin sehr hoch, sodass der private Konsum trotz starker realer Einkommenszuwächse leicht zurückgegangen ist.
Reales BIP sinkt
Vor diesem Hintergrund wird das reale BIP 2024 um 0,9 Prozent sinken, was den zweiten Rückgang in Folge darstellt (2023: -0,8 Prozent). Da die Konjunkturindikatoren derzeit keine Signale für einen unmittelbar bevorstehenden Aufschwung geben, wird für das Jahr 2025 nur mit einer schwachen Erholung um 0,8 Prozent gerechnet. Erst für die Jahre 2026 und 2027 wird ein stärkeres zyklisch bedingtes Wachstum von 1,6 Prozent bzw. 1,3 Prozent erwartet.
Schwaches Wachstum
Für das kommende Jahr wird mit einem positiven, aber nur schwachen Wachstum von 0,8 Prozent gerechnet, bevor der Aufschwung im Jahr 2026 mit 1,6 Prozent seinen Höhepunkt erreichen soll. Die österreichische HVPI-Inflation hat sich im Jahr 2024 mit 2,9 Prozent gegenüber 2023 (7,7 Prozent) um mehr als die Hälfte verringert. Dies sei laut der OeNB vor allem auf die rückläufigen Energiepreise, aber auch auf eine geringe Inflation bei unverarbeiteten Nahrungsmitteln und von Industriegütern ohne Energie zurückzuführen. Für die Folgejahre 2025 bis 2027 wird die Inflation weiter auf 2,4 Prozent, 2,2 Prozent bzw. 2,0 Prozent zurückgehen. Anfang 2025 sollen das Auslaufen energiepolitischer Maßnahmen und die nach der Aussetzung der Gebührenanpassung im Jahr 2024 wieder steigenden Gebühren einen stärkeren Rückgang der Inflation verhindern. Der Inflationsunterschied zum Euroraum reduziert sich deutlich und wird bis zum Jahr 2027 vollständig verschwinden.
Anstieg der Arbeitslosigkeit
Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche erweist sich der Arbeitsmarkt als relativ robust. Durch die Arbeitskräfteknappheit der letzten Jahre und das nur schwache Wachstum des Arbeitskräfteangebots aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Arbeitslosenquote somit steigen. Laut AMS-Berechnung führt die lange Schwächephase zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 7,0 Prozent (2024) bzw. 7,4 Prozent (2025). Der Budgetsaldo verschlechtert sich auf -3,7 Prozent (2024) bzw. -4,1 Prozent (2025) und bleibt auch in den Folgejahren über der 3-Prozent-Grenze.
Ab 2026 soll die konjunkturelle Erholung kräftig genug sein, um die Arbeitslosigkeit wieder sinken zu lassen.
Defizit steigt
In diesem Jahr verschlechterte sich der öffentliche Budgetsaldo auf -3,7 Prozent des BIP, nachdem er 2023 noch bei -2,6 Prozent gelegen war. Laut OeNB wird 2025 das Defizit mit 4,1 Prozent noch höher ausfallen. Dies ist in erster Linie auf die verzögerte Anpassung von Pensionen und öffentlichen Gehältern an die Inflation und das schlechte makroökonomische Umfeld zurückzuführen.
Ein wesentliches Abwärtsrisiko stellt demnach eine Reduktion der hohen Defizite zur Erfüllung der europäischen Fiskalregeln dar. Die dadurch notwendigen Konsolidierungsbemühungen könnten das Wachstum in den Jahren 2025 bis 2027 um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte pro Jahr verringern. Auch der designierte US-Präsident Donald Trump und die Einführung der angekündigten US-Importzölle stellen weitere Risiken dar, die das Wachstum 2025 um bis zu 0,2 Prozentpunkte dämpfen würden. Ein Aufwärtsrisiko stellt ein rascherer Rückgang der Sparquote und damit verbunden höhere Konsumausgaben dar – mit einem Wachstumsimpuls von etwa 0,2 Prozentpunkten pro Jahr. Die Inflationsrisiken sind mehrheitlich nach oben gerichtet: Geopolitische Spannungen, ein möglicher Handelskrieg, aber auch eine stärkere und schnellere Erholung der Inlandsnachfrage würde die Inflation erhöhen.
www.oenb.at
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