Aufgaben für die Medienpolitik 2025
Was sich Medienmanager von der neuen Regierung wünschen

| Tobias Seifried 
| 12.12.2024

LEADERSNET hat bei heimischen Branchenprofis, darunter der ORF-Generaldirektor, der APA-CEO und der Geschäftsführer VGN Medien Holding, nachgefragt, wie sie sich eine gute Medienpolitik vorstellen und was für einen modernen Medienstandort getan werden muss.

Die nächste Bundesregierung steht vor zahlreichen Herausforderungen. Neben der Budgetkonsolidierung und der Ankurbelung der schwächelnden Wirtschaft, spielt dabei auch der Medienstandort eine wichtige Rolle. LEADERSNET hat den letzten großen Branchentreff des Jahres, den Adventempfang des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), zum Anlass genommen, um bei Vertreter:innen der heimischen Medienbranche nachzufragen, was sie sich von der nächsten Bundesregierung erwarten und welche Wünsche sie an diese haben.

Wünsche an die nächste Regierung

VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger: "Mein Wunsch an die nächste Regierung ist, die Einnahmen aus der Digitalsteuer, also das, was diese großen Plattformen in Österreich verdienen, zurück in die Medienwirtschaft zu pumpen. Das sind ungefähr 120 Millionen Euro. Meiner Meinung nach würde das allen guttun, sowohl den Zeitungen, Magazinen, aber auch den privaten Rundfunkmedien."

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sagt: "Ich halte einen guten heimischen Medienmarkt mit einem dualen Mediensystem mit Qualitätsjournalismus für ganz wichtig. Und wenn eine neue Regierung Rahmenbedingungen schaffen würde, wo sich dieses duale Mediensystem weiterentwickeln kann, dann wäre das meiner Meinung nach gut für die gesamte Bevölkerung und gut für die Demokratie."

Clemens Pig, der erst am Mittwoch für fünf weitere Jahre als APA-CEO bestätigt wurde (LEADERSNET berichtete), beantwortet die Frage wie folgt: "Einerseits würde ich mir eine deutliche Unterstützung des Qualitätsjournalismus wünschen, aber andererseits auch von Infrastrukturen, die die Medien benötigen, beispielsweise für Künstliche Intelligenz. Letztlich geht es als übergeordnetes Ziel darum, dass die Politik die Rolle der Medien für die Demokratie nicht nur anerkennt, sondern diese Infrastrukturleistung auch kräftig fördert."

Maria Scholl, Chefredakteurin der APA, hat folgenden Wunsch: "Der Medienpolitik muss das große Kunststück gelingen, das Geschäftsmodell Journalismus in mehrfacher Weise abzusichern, weil es eine notwendige Zutat für eine funktionierende Demokratie ist. Das betrifft einerseits natürlich den großen Wettbewerb mit den internationalen und globalen Plattformen, andererseits betrifft es die Absicherung der Printzeitungen, wobei es auch um die Schwierigkeiten der Belieferung von bestimmten Print-orientierten Zielgruppen geht. Gleichzeitig braucht es eine Unterstützung beim Aufbau von funktionierenden digitalen Geschäftsmodellen."

Jürgen Hofer, Publishing Director Horizont, meint: "Meine Wünsche für 2025 sind, dass es erstens eine stabile Regierung gibt und dass es eine medienpolitische Komponente in dieser Regierung gibt, die Wert legt auf den heimischen Mediensektor, der bewusst ist, wie viel Leistung dieser erbringt, welche Wertschöpfung er schafft und welchen Beitrag er auch zur Demokratie leistet. Also wenn das in einer neuen Regierung und ihrem Programm einigermaßen abgebildet ist, dann bin ich für 2025 ziemlich glücklich."

Rainer Nowak, Ressortleiter Wirtschaft & Politik Kronen Zeitung: "Mein Wunsch wäre es, dass die Regierung einfach klare Leitplanken aufstellt. Dabei geht es um Fragen wie: 'Was will der Medienstandort Österreich?', 'Was sind mögliche Förderungen?' oder 'Was sind mögliche No-Gos?' Darüber muss es Klarheit geben und darauf muss man sich dann die nächsten fünf Jahre verlassen können. Prinzipiell gehöre ich eher zu den Leuten, die auch bei Medien sagen, bitte weniger Staat. Aber zugegebenermaßen werden wahrscheinlich Medien dieser Tage mehr Förderungen brauchen als noch vor zehn bis 20 Jahren."

Helmut Schoba, Geschäftsführer VGN Medien Holding, wünscht sich von der nächsten Regierung: "Dass sie den Standort wesentlich stärkt und unserer Branche auch jene Bedeutung zukommen lässt, die sie verdient. Auch, weil wir für die Erhaltung von Gattungen und den Printmedien kämpfen. Hier würden wir uns doch mehr Signale aus der Regierung, aus der Partei und aus der Politik wünschen."

Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Head of Corporate Affairs & Communication JTI Austria: "Ich hoffe, dass 2025 ein positives Jahr wird. Für die Medien wünsche ich mir, dass der Qualitätsjournalismus obsiegt und dass auch die Regierung versteht, dass man Qualitätsjournalismus unterstützen muss. Denn Journalismus gehört zur Demokratie – eine freie Qualitätspresse ist der Garant für Demokratie."

Das sagt der Regierungsverhandler

Abschließend kommt mit Kurt Egger, Abgeordneter zum Nationalrat & Mediensprecher ÖVP, noch jemand zu Wort, an den diese Wünsche der Medienprofis u. a. gerichtet sind. "Ich glaube, die Herausforderungen werden im neuen Jahr die gleichen bleiben wie im alten Jahr. Wir sind mitten in den Regierungsverhandlungen. Uns ist bewusst, welchen Stellenwert eine Vielfalt in den Medien hat. Und darauf werden wir Wert legen, dass das auch in Zukunft gewährleistet ist", so Egger.

Fotos vom Adventempfang sehen Sie in der Galerie.

www.voez.at

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