Wo unterschiedliche Generationen zusammenkommen, kann es schon einmal zu Missverständnissen oder Spannungen kommen. So auch im beruflichen Umfeld. Um zu klären, was die einzelnen Generationen am Arbeitsplatz wollen – und was nicht -, haben PwC Österreich, SHEconomy und Ketchum die WEconomy-Generationsstudie 2024 beim Marketagent Institut beauftragt, bei der repräsentativ 696 Personen im Alter von 14 bis 75 Jahren befragt wurden. Präsentiert wurden die Ergebnisse im Rahmen des dritten WEconomy Diversity Leaders Summit, bei dem rund 120 Führungskräfte vor Ort waren und darüber diskutierten, wie man mehr Vielfalt und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Generationen schaffen könnte.
Generationsübergreifende Arbeit wird meist als bereichernd wahrgenommen
Im Zuge der Studie zeigte sich, dass 94 Prozent der Befragten sowohl das Wissen als auch die Erfahrung älterer Kolleg:innen schätzen – bei den Babyboomern (geboren zwischen 1946 und 1964) sogar ausnahmslos alle (100 Prozent), während es bei der Gen Z (geboren zwischen 1994 und 2010) mit 90 Prozent deutlich weniger sind. Insgesamt sehen 88 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus anderen Generationen als bereichernd.
"Generationsübergreifende Zusammenarbeit ist eine große Chance, die es zu aktiv nutzen heißt", so Michaela Ernst, Chefredakteurin und Herausgeberin von SHEconomy. Sie betont, dass 82 Prozent der Befragten überzeugt seien, dass Teams mit gemischten Altersgruppen bessere Lösungen entwickeln. "Jetzt liegt es an den Unternehmen, dieses Potenzial zu erkennen und den Austausch zwischen den Generationen gezielt zu fördern."
Mit diesen Generationen wird am liebsten zusammengearbeitet
Weiters gibt die Studie Aufschluss darüber, welche Generationen die favorisierten Kolleg:innen am Arbeitsplatz sind. So zeigt sich, dass mit Millennials (geboren zwischen 1980 und 1993) mit 91 Prozent am liebsten zusammengearbeitet wird. Knapp dahinter findet sich die Generation X (geboren zwischen 1965 und 1979) mit 90 Prozent. Besonders groß hingegen scheinen die Vorurteile gegenüber der Gen Z zu sein – nur 72 Prozent arbeiten gerne mit den Jüngsten zusammen. Vor allem Millennials arbeiten ungern mit der Gen Z zusammen, wie 34 Prozent angeben.
Zufriedenheit bei Jungen gering
Besonders erschreckend ist, wie sehr die Zufriedenheit mit dem eigenen Job von Generation zu Generation schwankt. Insgesamt sind 74 Prozent sehr zufrieden mit ihrem Arbeitsleben. Sehen aber 88 Prozent der Babyboomer ihre Arbeit als erfüllend, sind es bei der Gen Z lediglich 66 Prozent. Zudem fühlen sich die Jüngsten mit 42 Prozent deutlich eher ausgebrannt als der Gesamtschnitt aller Befragten (33 Prozent). Am wenigsten Belastung spüren die Babyboomer mit nur 24 Prozent.
Wenig verwunderlich also, dass fast die Hälfte der Gen Z (47 Prozent) bereits am Sonntagabend Angst vor der bevorstehenden Arbeitswoche hat, während es bei den Millennials nur 22 Prozent, bei der Gen X 19 Prozent und bei den Babyboomern mit 14 Prozent am wenigsten sind.
"Diese Ergebnisse sind ein deutlicher Weckruf. Unternehmen müssen nicht nur die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen anerkennen, sondern auch gezielt Maßnahmen ergreifen, um den Austausch zwischen ihnen zu fördern", appelliert Barbara Redlein, Partnerin & DEI Lead bei PwC Österreich. "Aktive Kommunikation von Erwartungshaltungen und wertschätzendes Feedback sorgen hier für mehr Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Jede Generation muss dazu beitragen, dass ein gutes Miteinander gelingen kann."
Work-Life-Balance und kollegialer Zusammenhalt essenziell
Ein Grund für das Gefühl des Ausgebranntseins könnte etwa eine mangelnde Balance zwischen Beruf und Privatleben sein. Jeweils 67 Prozent der Gen X und der Gen Z geben an, dass sie sich daran stören, gefolgt von Millennials mit 60 Prozent und Babyboomern mit 58 Prozent. Zudem empfinden es insgesamt 58 Prozent als übergriffig, am Wochenende arbeitsrelevante E-Mails zu bekommen, wobei vor allem die Gen X mit 64 Prozent dem abgeneigt gegenübersteht, während die Babyboomer mit 48 Prozent etwas entspannter reagieren.
Zusätzlich zur Gestaltung der Arbeitszeit ist vielen aber auch der soziale Aspekt wichtig, wobei sich 64 Prozent produktiver fühlen, wenn Kolleg:innen zugleich Freund:innen sind. Dazu passt, dass 54 Prozent den Arbeitsplatz als einen Ort zum Schließen von Freundschaften sehen, wobei hier die Gen Z (59 Prozent) und die Babyboomer (60 Prozent) hervorstechen. Dementsprechend legen 42 Prozent der Befragten Wert auf gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit, allen voran die Millennials (49 Prozent). Besonders nervig empfinden dies hingegen 48 Prozent der Gen Z.
Vorurteile erschweren Zusammenarbeit
Herausforderungen in der generationsübergreifenden Zusammenarbeit gibt es in allen Altersgruppen, so berichten 38 Prozent von häufigen Missverständnissen zwischen den Generationen, und für 32 Prozent sind Altersunterschiede eine Spannungsquelle. Vorurteile sowohl gegenüber Jung als auch Alt kommen verstärkt vor, und 31 Prozent empfinden diese als belastend. Zudem fühlen sich 37 Prozent der Befragten als junge Mitarbeiter:innen nicht ernst genommen, was vor allem die Gen Z (58 Prozent) betrifft. Besorgniserregend ist auch, dass mehr als die Hälfte (52 Prozent) bereits erlebt hat, dass Kolleg:innen aufgrund ihres Alters unterschätzt wurden, und ein Viertel (26 Prozent) hat sogar schon Diskriminierungen erfahren.
"Altersklischees behindern die Zusammenarbeit. Ein Drittel der Beschäftigten sieht ein ernstes Problem. Statt nur über Generationen zu sprechen, sollten wir die Bedürfnisse und Chancen einzelner Lebensphasen stärker in den Fokus rücken. Wer Dialoge fördert, Hürden abbaut und das Potenzial jeder Lebensphase nutzt, stärkt das Miteinander und sichert langfristigen Erfolg", betont Manisha Joshi, Business Director und Head of Diversity, Equity & Inclusion bei der Kommunikationsagentur Ketchum.
Vor allem Babyboomer finden Pensionssystem gerecht
Generationsunterschiede zeigen sich aber vor allem auch in den wirtschaftlichen Unsicherheiten, die vorwiegend die Jüngsten treffen. Während insgesamt 67 Prozent der Befragten angeben, Angst vor einer unzureichenden Pension zu haben, sind die Sorgen bei den Millennials (76 Prozent) und Gen Z (68 Prozent) besonders groß. Die Babyboomer stehen dem mit "nur" 42 Prozent deutlich gelassener gegenüber. Diese halten das Pensionssystem mit 64 Prozent auch für gerechter als alle anderen – insgesamt liegt der Wert hier nämlich lediglich bei 35 Prozent.
Mehr Informationen zur Studie finden Sie in unserer Infobox.
www.weconomy.media
www.sheconomy.media
www.pwc.at
www.ketchum.com
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