Risiko für Unternehmen
Trotz unsicherer Zeiten sind Arbeitnehmer gewillt, den Job zu wechseln

Eine Erhebung zeigt, obwohl Turbulenzen am Arbeitsmarkt herrschen, wollen die Menschen nicht in ihren Anstellungen verharren und planen, sich im kommenden Jahr beruflich neu zu orientieren.

Noch immer schwebt die Wirtschaftsflaute über den Köpfen der Österreicher:innen wie ein Damoklesschwert. Erschwert doch der Fachkräftemangel vielen Unternehmen den Fortbetrieb und auch die Teuerungen sowie Inflation schlagen negativ zu Buche. Gleichzeitig kündigt eine steigende Zahl an Unternehmen aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage Stellenabbau an. Besonders davon betroffen sind die Industrie und der Handel, wie das jüngste Beispiel der KTM-Insolvenz unterstreicht (LEADERSNET berichtete). Doch trotz der schlechten Aussichten und Unsicherheiten sind Österreicher:innen gewillt, im nächsten Jahr den Arbeitsplatz zu wechseln. Das hat eine Erhebung von hokify gezeigt, die unter 1.300 Teilnehmer:innen durchgeführt wurde. 

Mehrheit bereit, Unternehmen zu verlassen

Laut der Untersuchung beabsichtigen knapp zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) 2025, in ein neues Unternehmen einzutreten. So zeigt sich, auch wenn die Jobwechselbereitschaft im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist, bleibt sie hoch. Besonders wechselwillig ist die Altersgruppe der 26- bis 35-Jährigen, bei der acht von zehn eine neue Anstellung anstreben. "Diese Altersgruppe steht an einem entscheidenden Punkt in ihrer Karriere: Sie übernehmen immer mehr Verantwortung und sind gleichzeitig hochmobil auf dem Arbeitsmarkt. Ihre hohe Wechselbereitschaft zeigt, dass sie klare Perspektiven suchen. Wer als Arbeitgeber diese Zielgruppe nicht gezielt anspricht, riskiert, wichtige Schlüsselkräfte an die Konkurrenz zu verlieren", mahnt Jutta Perfahl-Strilka, CEO von hokify. 

Wenig Risikobereitschaft trotz hoher Wechselwilligkeit

Insgesamt sei aber ein kontinuierlicher Abwärtstrend zu beobachten, wie die Umfrageergebnisse zeigen. Demnach wollten 2023 mehr als 70 Prozent ihren Job wechseln, 2024 wiederum noch 66 Prozent. Perfahl-Strilka sieht hier zwar eine Beeinflussung der Entscheidungen durch die wirtschaftliche Lage, sprich Teuerungen, Stellenabbau und Unsicherheiten, fügt aber auch an, dass Arbeitnehmer:innen generell vorsichtiger werden und weniger Risiken eingehen. So dürfe ein Rückgang in der Wechselbereitschaft Unternehmen nicht in falscher Sicherheit wiegen, denn Mitarbeiter:innen sind auch weiterhin mehrheitlich bereit, für bessere Arbeitsbedingungen den Arbeitsplatz zu wechseln.

Als Hauptgrund für einen Jobwechsel haben 27 Prozent der Teilnehmer:innen "ein höheres Gehalt" angegeben, gefolgt von "flexibleren Arbeitszeiten" (187 Prozent) und "besseren Arbeitsbedingungen" (17 Prozent). Bei den jüngeren Befragten zeigte sich zudem, dass Karrierechancen ebenso eine wichtige Rolle spielen: 14-Prozent der unter 45-Jährigen geben als Hauptfaktor für den Jobwechsel bessere Aufstiegs- und Karrierechancen an. Aber auch hier zeigt sich, neben dem Wunsch nach guten Arbeitsbedingungen, wollen junge Zielgruppen vorwiegend klare Perspektiven und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. 

Was Unternehmen tun sollten

So sei es trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten für ein erfolgreiches Personalmanagement wichtig, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen – insbesondere in den viel gebrachten Do-it-Jobs. Faire Bezahlung kann hier durch transparente Lohnstrukturen oder Prämien für kurzfristige Einsätze realisiert werden. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten wie digitale Schulungen oder praktische Zertifikatskurse eröffnen Arbeitnehmer:innen Perspektiven für ihre berufliche Entwicklung und sind konkrete, schnell umsetzbare Maßnahmen.

Nicht zu vergessen: die Anerkennung. Sie spielt eine tragende Rolle. Gezeigt werden kann sie durch betriebliche Benefits wie Verpflegung, Kinderbetreuungsangebote oder moderne Arbeitsutensilien. "Arbeitgeber dürfen sich nicht auf eine leicht sinkende Wechselbereitschaft verlassen. Auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten bleibt der Wettbewerb um Fachkräfte hart. Attraktive Arbeitsbedingungen sind nicht nur für White-Collar-Jobs entscheidend, sondern gerade für Berufe, in denen Homeoffice und flexible Arbeitszeiten keine Option sind. Hier braucht es alternative Ansätze, die fair, nachhaltig und zukunftsorientiert sind", so Perfahl-Strilka abschließend.

www.hokify.at

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