Die Medientage sind eröffnet

| 25.09.2012

Heftiger Rundumschlag von Manstein und Ziegler. 

Der Initiator der Österreichischen Medientage (25. bis 27.September), Hans-Jörgen Manstein, hat bei seiner Eröffnungsrede vor den Sparzwängen in der Medienbranche gewarnt. Medienmacher hätten ihre Medien mit ihrer Visionslosigkeit ans "offene Grab" geführt: "Da helfen auch keine Redaktionszusammenlegungen zwecks Hebung von Synergieeffekten", so Manstein. Kritik übte der Verleger auch am ORF, der die schlechte Bezahlung seiner freien Mitarbeiter toleriere. "Ohne freie Mitarbeiter gibt es kein Qualitätsprogramm, kein Ö1, keine kritischen Magazine, sondern gut bezahlte Selbstinszenatoren." Profit sei wichtig, aber kein Ersatz für Visionen. Auch die Politik nahm Manstein in die Mangel: Politik und Politiker seien damit beschäftigt, zaghaft ihre Macht erhalten zu wollen, ohne zu bemerken, dass sie damit den eigenen Untergang zelebrieren.

Manstein wetterte in seiner Rede zudem gegen die Sparvorgaben der Nachrichtenagentur APA: "Dass von einem gewinnbringenden Unternehmen noch höhere Renditen gefordert werden und zu diesem Zweck sicherheitshalber eine 25-prozentige Einsparung bei den Redaktionskosten verlangt wird, ist nicht ganz zu Ende gedacht", so Manstein. Medien "leben" ja schließlich zu 90 Prozent von APA-Meldungen.

Key-Note vom Globalisierungs-Kritiker

Der Soziologe, Autor und Globalisierungskritiker Jean Ziegler, der als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele aufgrund seiner angeblichen Nähe zu Gaddafi wieder ausgeladen wurde, klagte vor allem über fehlende Kausalität in der Berichterstattung. "Nahrungsmittel zu verbrennen ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", erklärte Ziegler, der diese Thematik auch in seinem neuen Buch ("Wir lassen sie verhungern") behandelt. Hunger sei kein schleichender Energieverlust, sondern "eine der schlimmsten Todesformen, die man sich vorstellen kann". "Hunger ist von Menschen gemacht und kann von Menschen besiegt werden", so Ziegler. Der Berichterstattung darüber fehle aber oft die Kausalität. Die Rolle der Presse müsse es sein, Zusammenhänge aufzuzeigen und das Schweigen zu brechen."Die Zivilgesellschaft braucht Presse, ohne sie kann es keine Bewusstseinsbildung geben." (red)

www.medien-tage.at

19. Österreichische Medientage

19. Österreichische Medientage
2012-09-25
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