T-Mobile Austria konnte im vergangenen Jahr seine Kundenzahl um mehr als sieben Prozent auf 4,060 Millionen steigern. Der Gesamtumsatz 2011 betrug 924 Millionen Euro, der durchschnittliche Gesprächsumsatz pro Kunde (ARPU) lag im Vorjahr bei 18 Euro je Monat. Bei den Vertragskunden lag das Plus bei sechs Prozent und bei Wertkartenkunden bei zehn Prozent. Das Unternehmen hat damit seine Position des stärksten Herausforderers am österreichischen Mobilfunkmarkt weiter ausgebaut. leadersnet.at hat mit Marketing Director Thomas Kicker über den Erfolg der Referenzkundenkampagne, neue Trends im B2B-Bereich und die Orange-Übernahme geplaudert.
leadersnet.at: 3 hat kürzlich eine Netzkooperation mit T-Mobile gestartet. Warum führen Sie "nationales Roaming“ ein? Werden in Zukunft alle Mobilfunker zusammenarbeiten und ihre Netze gemeinsam nutzen?
Kicker: Nein, zu dem Thema muss man anmerken, dass es ein gegenseitiges Agreement ist, um sich wechselseitig zu stärken. Das Abkommen ist nicht auf das ganze Netz bezogen, sondern auf Teilbereiche beschränkt. 3 Kunden können die 2G-Netze von T-Mobile nutzen und die T-Mobile Kunden nutzen Teile des 3G-Netzes von 3. Aber nur, wenn sie mit dem jeweiligen eigenen Anbieter keinen Empfang haben. Ein wie von Ihnen beschriebenes Szenario sehe ich nicht. Das ist derzeit wirklich nur eine punktuelle Sache, bei der beide Mobilfunker profitieren können.
leadersnet.at: Die geplante Übernahme von Orange schlägt große Wellen. Welche Position bezieht T-Mobile in dieser Angelegenheit?
Kicker: Mit unseren beiden Marken T-Mobile und tele.ring sind wir derzeit sehr stark aufgestellt, um die Chancen zu nutzen, die sich daraus ergeben. Mit T-Mobile können wir uns klar differenzieren: Wir sind der beständige internationale Player, der sich schon lange am Markt befindet. Wir stehen auf sicheren Beinen und wollen uns unabhängig von dem was um uns herum passiert auf Innovation fokussieren. Mit tele.ring wollen wir die Preis-Leistungsführerschaft weiter vorantreiben.
leadersnet.at: Sie bauen die Partnerschaft mit ZBD im Bereich der ePaper-Lösungen am Point of Sale weiter aus. Von welchen Leistungen kann ihr Unternehmen profitieren?
Kicker: Wir setzen auf Innovationen und können diese durch unsere internationale Ausrichtung auch nach Österreich bringen. Wie beispielsweise Musikstreaming-Dienste und genauer gesagt Tools wie den Musik-Dienst Deezer. Über 15.000 unserer Kunden nutzen das Service seit April. Innovationen dürfen für mich kein Selbstzweck sein, sondern diese müssen das Leben der Kunden erleichtern und bereichern.
Der Musikdienst macht beides: Man braucht keine Plattensammlung mehr und das Interesse für Musik wird wieder geweckt. Das macht einfach Sinn.
leadersnet.at: Geht der Trend hin zu Gesamtlösungen, mit denen ich in einem Package und über Clouds nahezu alles in einer Flatrate beziehen kann?
Kicker: Ich glaube grundsätzlich an das Wachsen der Relevanz von Mobilität, dabei wird das Handy naturgemäß eine sehr große Rolle spielen. Ergo ist das auch in unserem Bestreben. Wir überlegen aus Kundensicht, was das Leben noch weiter erleichtern könnte und setzen hier an, um Lösungen zu schaffen. Im Privatkundenbereich ist hier das Mediencenter zu nennen, eine Cloud-Lösung für unsere Kunden. Auch im Businessbereich gibt es einige zentrale Tools wie die mobile Sprachbox und Zeiterfassungssysteme.
Im Kampf mit den großen Playern wie Google und Co gilt es, eine einfache und sichere Alternative darzustellen. Dies gilt besonders im Bereich Mobile Payment, in dem in nächster Zeit viele relevante und neue Tools auf die Kunden zukommen werden.
leadersnet.at: Womit kann man als Netzbetreiber denn in Österreich jetzt noch Geld verdienen?
Kicker: Fakt ist, dass man sich darüber im Klaren sein muss, dass die Branche - mit einer Mobilfunk-Penetration von knapp 150 Prozent - im Allgemeinen an Umsatz verliert. Das Wachstum kommt sowieso schon länger nicht mehr aus dem Kerngeschäft, sondern aus den Zusatzdiensten wie Musikvertrieb, Apps und Mobile Payment. Damit sind wir auch eine Plattform und Schnittstelle, mit der wir einen kleinen Teil der Wertschöpfungskette darstellen.
leadersnet.at: Mit Anfang des Jahres haben Sie sich mit einer regionalen B2B-Kampagne als Partner für KMU positioniert. Wie entstand die Idee, Kunden aus den Bundesländern als Testimonials einzusetzen? Wie hat die Kampagne performt? Was ist noch geplant?
Kicker: Die Kampagne hat sehr gut funktioniert und wir werden sie definitiv auch fortsetzen. Der Impuls dazu ist sogar ursprünglich von einem Kunden gekommen. Businesskunden zu erreichen ist per se schwierig, am besten geht es wenn jemand auf gleicher Augenhöhe sagt, dass das Produkt gut ist. TV-Werbung bringt da gar nichts.
leadersnet.at: Am Mobilfunkmarkt herrscht ein harter Kampf um den Kunden. Wo liegen Ihre Schwerpunkte derzeit?
Kicker: Im B2B-Segment fokussieren wir uns ganz klar auf den Bereich Solutions mit dem Grundgedanken, dem Kunden Zeit zu ersparen - das funktioniert gut über die Cloud. Für große Unternehmen sind derartige Lösungen schon lange ein Muss, jetzt ist auch der KMU-Bereich reif dafür. Da gibt es ein breites Spektrum an Dienstleistungen, die wir noch 2012 ausrollen werden.
leadersnet.at: Da muss man sicher viel Aufklärungsarbeit leisten?
Kicker: Ja, wir arbeiten gerade sehr stark an der Standardisierung von Solutions. Weiters ist der Vertrieb stark gefordert, um das auch zum Kunden zu transportieren. Hier braucht man keine Überzeugungsleistung, sondern eine Beratungsleistung.
leadersnet.at: Absatzschwund und Milliardenverluste – wie steht es ihrer Ansicht nach um Nokia und BlackBerry?
Kicker: Beide sind im Businessbereich noch sehr relevant, im Consumerbereich hat BlackBerry bei uns nie Fuß fassen können. BlackBerry punktet durch die Tastatur, aber die Internet Services passen nicht. Aber man kann feststellen, dass der Wettbewerb immer stärker wird. Samsung ist ein starker Konkurrent, sowohl im B2B- als auch im Consumer-Bereich.
Nokia sehe ich als die traditionelle Marke. Man muss schauen, inwieweit sie technisch wieder Fuß fassen können. Im Businessbereich sind sie aber ohnehin noch immer ein großer Player.
leadersnet.at: Sie setzen sich stark im Bereich Fußball ein und vergeben beispielsweise den Fairplay Award für Nachwuchsfußballer. Welche Intentionen stecken dahinter?
Kicker: Wir engagieren uns seit 15 Jahren in diesem Bereich, das ist ein ganz spannendes Thema. In letzter Zeit reicht Logopräsenz nicht mehr aus, dafür gewinnen Sachen mit Impact und Brandbuilding immer mehr an Bedeutung. T-Mobile nutzt Fußball Sponsoring als Plattform: Fanreisen, Geschäftskunden-Events, Fußballkinder und so weiter. Die große Herausforderung ist, Sponsoring auch für die Marke zu nutzen. Dass die Sponsoringbudgets in Summe nicht steigen werden ist fix.
leadersnet.at: Sie fahren seit geraumer Zeit eine Zweimarkenstrategie. Sind in naher Zukunft Änderungen geplant?
Kicker: Es gibt derzeit keine relevante Veränderung, sondern wir werden die Marken weiter schärfen. Der Inder wurde ja zu Inder-Hood und er kommt sehr gut an. Die neue Kampagne dazu steckt schon in den Startlöchern. Wir wollen uns mit tele.ring die Unkonventionalität bewahren, auf der anderen Seite werden wir mit T-Mobile stärker im internationalen Markt agieren.
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