Das neue Arbeiten
Alles easy, wenn der Kunde jetzt gleich sofort und ganz dringend etwas braucht?
Michael Stix, Geschäftsleitung ProSiebenSat.1 Austria Gruppe, im Interview über den Start von sixx Austria, die Multi-Screen Strategie und die Gier des ORF nach Quoten und Werbegeldern.
SevenOne Media Austria, ein Unternehmen der ProSiebenSat.1 Media AG, ist das führende Privat TV-Unternehmen in Österreich und zudem für die technische Distribution der fünf Sender, für das Zuseher-Marketing für PULS 4, ProSieben Austria, SAT.1 Österreich, kabel eins austria, sixx Austria sowie für die Medienpolitik des Unternehmens in Österreich verantwortlich. SevenOne Interactive ist mit über 6 Mio. Video-Views pro Monat der größte Digital-Vermarkter für Premium Bewegtbild in Österreich. Das Portfolio wurde kürzlich um das SevenOne Mobile VideoNetwork erweitert. leadersnet.at hat mit Michael Stix, der innerhalb der ProSiebenSat.1 Austria Gruppe, für alle Umsatzbereiche TV Klassik, AdFactory, SevenOne Interactive, SevenOne Online sowie Mobile VideoNetwork und Distribution verantwortlich ist, über den ersten österreichischen Frauensender und die Implementierung der Multi-Screen Strategie gesprochen.
leadersnet.at: Der Sender sixx Austria, der sich als Frauensender positioniert, ist Anfang Juli an den Start gegangen. Wie lautet das erste Resümee?
Stix: Wir sind sehr zufrieden mit dem Start von sixx Austria. Bereits der erste Tag hat einen überraschend guten Tagesmarktanteil von 1,6 Prozent gehabt. Einen überragenden Wert gab es beim 20:15 Uhr Film mit über 2,4 Prozent Marktanteil. Auch am ersten Wochenende konnten wir einen Tagesmarktanteil von über 1 Prozent verzeichnen und haben somit am ersten Tag gleich Sender wie Servus TV, ATV2, ORF III und ORF Sport Plus überholt. sixx Austria ist ein sehr gutes Beispiel wie entscheidend wichtig eine gute quantitative und qualitative Verbreitung in die TV-Haushalte ist.
leadersnet.at: Wie sieht es mit der Verbreitung in ganz Österreich aus?
Stix: sixx Austria hat durch die Übernahme der Frequenz von Austria 9 vom ersten Tag an über 80% technische Reichweite und wird analog in vielen Kabelnetzen wie UCP, Salzburg AG, Liwest, Telekom Austria und vielen weiteren Kabelnetzen in ganz Österreich verbreitet. Zusätzlich ist sixx Austria auch in den meisten Programmlisten der digitalen Satelliten Receiver schon weit vorne gereiht. Mit unserem neuen Sender wollen wir für weiteres Wachstum in der wahrscheinlich wichtigsten Zielgruppe, den kaufkräftigen – und den haushaltsführenden - Frauen, sorgen. Nische kann man dazu in unserer Generation ja nicht mehr sagen, „Mann“ weiß, dass Frauen in den Haushalten das Meiste entscheiden.
leadersnet.at: Wie rechnen sich die Investitionen in den neuen Sender bzw. der Kauf von Austria 9, um an einen bereits eingeführten Sendeplatz zu kommen und nicht von Null beginnen zu müssen?
Stix: Für den Kauf des defizitären AUSTRIA 9 haben wir Geld in die Hand genommen und dafür nun einen fixen Sendeplatz, den man durchaus als Investment sehen kann. Wir gehen auf jeden Fall davon aus, dass es sich rechnet. Das Erfolgsgeheimnis lautet: Die Kombination eines bestehenden Platzes gepaart mit frauenaffinen Premiuminhalten von sixx Austria, sowie Erfolgsformaten von PULS 4.
leadersnet.at: Zumindest die Werbekampagne hat schon für großes Aufsehen gesorgt. Wie sind die Feedbacks?
Stix: Ja, von Gag bis hin zu Provokation war alles dabei, uns gefällt sie naturgemäß sehr gut. Wir haben bereits von vielen Kunden Anfragen und Einbuchungen bekommen.
leadersnet.at: Sie haben kürzlich die „Multi-Screen Strategie“ präsentiert. Welche Vorteile haben die Kunden durch die Multipräsenz auf insgesamt sieben unabhängigen Bildschirmen?
Stix: Mit unserer Multi-Screen Strategie werden einerseits dem Zuschauer vielseitige neue Zugänge zu unseren Bewegtbildinhalten über innovative Techniken und Plattformen ermöglicht, andererseits können unsere Werbekunden erstmalig und nur bei der SevenOne Media Austria neben TV auf 7 weiteren „Screens“ parallel ihren Werbespot platzieren: Online Websites, Mobile Websites, iPhone, iPad, Android Smartphones, HbbTV und Samsung Smart TV. Mit einem Spot auf allen Plattformen präsent zu sein, bedeutet für den Werbekunden einen zusätzlichen Werbedruck auf sämtlichen Kanälen sowie eine Reichweitenmaximierung. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Werbebotschaft die Zielgruppe dort erreicht, wo sie sich gerade befindet.
leadersnet.at: Was kann die neue PULS 4 App alles?
Stix: Mit der neuen PULS 4 App sind alle Beiträge, Videos und Fotos überall und jederzeit in bester Qualität abrufbar. Als besonderes Asset kann der PULS 4 App User in Zukunft jedes Tor der UEFA Champions League als Abruf-Video gratis anschauen.
leadersnet.at: Die ProSiebenSat.1 Austria Gruppe hat mit dem Mobile VideoNetwork ein mobiles Pendant zum SevenOne VideoNetwork geschaffen. Gibt es bereits erste Kunden?
Stix: Im Mobile VideoNetwork bündelt sich das gesamte mobile Bewegtbild-Inventar und macht es für die Werbekunden der SevenOne Interactive mit Pre-Rolls, Mid-Rolls und Post-Rolls buchbar. Den ersten großen Werbepartner konnte das Mobile VideoNetwork schnell für sich gewinnen und startete passend zum Beginn der Fußball Europameisterschaft, mit einer von der MediaCom geplanten Exklusivkampagne für den internationalen Getränkehersteller Coca-Cola. Weitere Kunden und Kampagnen sind schon in der „Pipeline“!
leadersnet.at: Der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) lehnt Werbung auf der ORF-TV-Thek ab. Viele fordern sogar ein ausdrückliches Verbot für die Vermarktung der ORF-Videoplattform. Was ist Ihr Standpunkt?
Stix: Dass die TV-Thek des ORF schon per ORF-Gesetz nicht vermarktet werden darf und kann ist Faktum. Für mich wäre es unvorstellbar, wenn da wieder etwas Politisches gedeichselt würde. Der ORF sollte sich auf seinen Kernauftrag konzentrieren, dem hochqualitativen TV- und Radioprogramm und nicht darauf neue Werbemärkte zu „erobern“. Ohnehin hat der Öffentlich-Rechtliche jetzt schon weitreichende Vermarktungsmöglichkeiten, eine Erweiterung wäre ungerechtfertigt und würde den Wettbewerb schädigen. Die Vermarktung muss rein für jene Marktteilnehmer da sein, die nicht auf eine Basisfinanzierung von 600 Millionen aus Gebührensubventionen zurückgreifen können.
leadersnet.at: Der ORF fordert laufend eine Erweiterung der Werbemöglichkeiten? Ihre Meinung dazu?
Stix: Einfach zusammengefasst: Der ORF hat 600 Millionen Gebühren jedes Jahr am Konto, unabhängig wie sich die Konjunktur entwickelt, und generiert zusätzlich enorme Werbeerlöse, daneben sollen die privaten TV-Veranstalter nur von der Werbung leben. Das ist der Inbegriff der Wettbewerbsverzerrung. Daher muss der gesamte ORF zumindest mittelfristig werbefrei werden. Auch der österreichische Zuschauer würde davon in vieler Hinsicht profitieren, wenn endlich kein Quotendruck mehr auf den ORF-Programmentscheidungen liegen würde. ORF 1 würde wieder ein öffentlich-rechtlicher Sender werden und keine großenteils gegenprogrammierte Abspielstation von Hollywood-Serien und Filmen, die gleichzeitig im Privat-TV gesendet werden. Zwitterlösungen machen niemanden glücklich.
leadersnet.at: Heftig diskutiert wurde - wie eben kurz angesprochen -auch die Präsenz des ORF auf Facebook. Welche Problematiken treten für Sie in diesem Zusammenhang auf?
Stix: Ich finde es vom Grundgedanken her grotesk, dass der Gebührenzahler Online-Redakteure finanziert, die Beiträge auf einer Dritt-Plattform machen. Und die gesamte Werbung rund um die gebührenfinanzierten Onlinebeiträge kassiert dann ein börsennotiertes Unternehmen in Amerika.
leadersnet.at: Was halten Sie von HD? Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Initiative HD Austria?
Stix: Dass HD-Fernsehstandard wird, davon sind wir überzeugt, sonst würden wir nicht diese massiven Investitionen machen, wir betreiben ja vier eigenständige österreichische HD-Sender. Zusätzlich investieren wir beträchtliche Summen in unsere neuen HD Studios am neuen Standort in Neu Marx. Besonders freue ich mich auf unser neues UEFA Champions League HD-Studio. Spätestens dann beginnt für uns eine neue Ära.
Nach dem Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums und zwei postgradualen Studiengängen, startete Stix seine Karriere bei einem internationalen Glücksspielunternehmen. 2004 ist er als Referent der Geschäftsführung bei der ProSiebenSat.1 Austria Gruppe eingestiegen und verantwortet nun als Mitglied der Geschäftsleitung die Geschäftsbereiche Sales, Diversifikation und Distribution.
Nach dem Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums und zwei postgradualen Studiengängen, startete Stix seine Karriere bei einem internationalen Glücksspielunternehmen. 2004 ist er als Referent der Geschäftsführung bei der ProSiebenSat.1 Austria Gruppe eingestiegen und verantwortet nun als Mitglied der Geschäftsleitung die Geschäftsbereiche Sales, Diversifikation und Distribution.